Story 22 - Mistake

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Seine Lippen sind so weich. So weich...

Aber nein!

Ich stoße ihn von mir und er taumelt rückwärts die Stufen vor meinem Haus hinunter. Er schaut mich verwirrt an; auch ein wenig verletzt. Jetzt ist er verletzt! Und was ist mit all den Malen, wo ich verletzt war?! Da hat es ihn auch einen Scheißdreck interessiert! „Warum machst du das?! Ich war gerade auf dem besten Weg alles zu vergessen! Dich zu vergessen. Euch..." „Du kannst mich nicht vergessen. Ich bin eine reale Person, die hier vor dir steht. Du kannst mich nicht einfach vergessen oder gar entfernen wie am Computer." „Aber ich kann vergessen, was du getan hast. Was du mir angetan hast. Ich kann euch beide vergessen und dann wieder normal mit euch umgehen. Wieder ich selbst sein." Er versteht mich nicht. „Es ist nicht nötig, dass du irgendwas vergisst, weil alles schon vergessen ist. Wir sind getrennt." „Wow! Wie lange war das jetzt? Zwei Monate? Ihr habt ja lange durchgehalten." Nach Außen gebe ich mich cool, aber in mir will die eine Seite zu ihr fahren und sie trösten, denn sie ist meine Freundin. Die andere Seite freut sich jedoch, dass es so verlaufen war, wie ich es schon vorhergesagt hatte. „Ich hab gemerkt, wie gut ich es bei dir hatte und will dich zurück." Bisher habe ich es noch locker genommen, aber jetzt muss ich mal einen ernsteren Ton anschlagen. „Hey, hör zu. Das ganze Hin-und-Her was du hier abziehst... Das geht einfach nicht, okay?" „Warum denn? Ich dachte du warst auch in mich verliebt." „War ist die richtige Bezeichnung. Ich war in dich verliebt. Das war alles echt. Aber du hast sie gewählt und ich habe es gerade geschafft, es zu akzeptieren und jetzt stehst du hier vor meinem Haus und sagst sowas. Das geht doch nicht!" „Aber ich habe halt einfach bis jetzt gebraucht, um zu begreifen, dass ich dich liebe und nicht sie." „Ich verstehe nur einfach nicht, wie du mir das alles antun konntest. Wie? Ich meine du hast mich abserviert. Eiskalt. Für sie. Und jetzt kommst du angekrochen. Und ich stehe hier. Mit einem gebrochenen Herzen, das auf dem besten Weg war wieder zu heilen, aber vor ungefähr zwei Minuten wieder komplett auseinander gerissen wurde!", erst jetzt bemerke ich, dass ich schreie und mir die Tränen aus den Augen treten, „Ich meine, wie waren deine letzten Monate? Voller Küsse vielleicht? Nicht einmal hast du dich erkundigt, wie es mit geht. Nein! Du hattest eine schöne Zeit mit deiner Liebsten."
„Ich bereue diese Zeit! Glaub mir doch!"
„Wie soll ich denn?!"
„Tu es einfach"
„Ich kann nicht"
„Du willst nur nicht" Ich höre den Ärger aus in seiner Stimme.
„Dann eben so rum. Ich weiß einfach, dass es nicht funktionieren wird, also macht es keinen Sinn es überhaupt zu versuchen. Du kannst jetzt gehen, denn anscheinend hat eine Freundin gerade eine Trennung hinter sich und braucht vielleicht jemanden, der ihr zuhört und das werde ich sein. Also auf Wiedersehen."
Mit fester Stimme beende ich meine Ansprache, drehe mich auf dem Absatz um und gehe geradewegs durch die Haustür, um sofort die Nummer meiner Freundin ins Telefon zu tippen.

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