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Ein markerschütternder Schrei drang an Patricks Ohr, wurde immer lauter, bis Patrick genervt die Augen öffnete und die Decke wegschlug. Es dauerte eine Weile, bis er die Geräuschquellle ausmachen konnte. Er sprang auf und hastete zu seinem schreienden Kind. Das erste, was er sah, war ein rotes verweintes Gesicht, dass tränennass glänzte. Und dann roch er es.

Patrick rümpfte die Nase und wich einen Schritt zurück. "Ssshhh, Benni, alles gut, ich bin ja da", stieß er dann hervor. Er holte schnell seinen Zettel und las hastig durch, was jetzt zu tun war. Die Windel musste gewechselt werden und gegen Mittag bekam Ben auch seine Milch. Überfordert kniete Patrick sich vor den Korb mit Zubehör und fing an, mit dem Kindergeschreie im Ohr nach Windeln zu suchen. Irgendwann fand er eine, doch der Zettel beinhaltete noch Babypuder und andere Dinge.

Patrick erhob sich wieder mit Windeln in der einen Hand, den Zettel in der anderen. Er beschloss, zuerst irgendwie die Windel zu wechseln, hielt die Luft an und hob Ben aus seinem Bett. Er legte seinen Sohn auf dem klappbaren Wickeltisch ab und versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Er verspürte auf einmal einen großen Respekt vor allen Müttern, die ihre Kinder wickeln mussten.

Erschöpft setzte Patrick sich nach dem Wickeln auf einen Küchentisch. Er hatte es irgendwie geschafft, den Gestank zu überleben und nebenbei seinen Sohn einigermaßen anständig zu wickeln. Nur machte Ben keineswegs Anstalten, aufhören zu weinen. "Du hast Hunger, oder?", sprach Patrick sanft zu dem kleinen Bündel in seine Armen und begann, ihn leicht zu wiegen. Ben stimmte schreiend zu und zu allem Überfluss hörte Patrick auf einmal seine Türklingel. Gestresst ging er mit Ben im Arm zur Tür und riss sie auf. Auf der Matte stand Marco.

"Yo, Paddy", begann er, brach jedoch ab, als er das Kind in Patricks Händen sah, "wow wow wow. Was ist das denn?", wollte Patricks Kumpel verwirrt wissen. "Und wieso heult es?"

Patrick zog Marco in seine Wohnung und warf die Tür hinter ihm zu. "Gut, dass du da bist, Mann. Ich erklär dir alles später, nur bitte hilf mir jetzt schnell." Und er legte seinen Kleinen in die Arme des verdatterten Marcos, ehe er in die Küche hastete und dort die benötigten Zutaten für die Milch zubereitete. Während die Milch erwärmt wurde, hielt Marco das Kind unsicher fest und guckte es misstrauisch an.

"Wieso weint es?", fragte er dann langsam, ohne das Kind aus seinen Augen zu lassen. Patrick lief schnell zurück ins Wohnzimmer, um ein Lätzchen aus dem Korb zu holen, irgendwo auf dem Zettel hatte er davon gelesen. Den Zettel nahm er zur Sicherheit auch mit und ging wieder in die Küche zurück, wo Marco noch immer unverändert stand, ganz still und noch immer mit Ben im Arm. Patrick sah seinem Kumpel an, dass er sich nicht sehr wohl fühlte mit dem Kind im Arm. Er war der Yolo-Partymensch, konnte überhaupt nicht gut mit kleinen Kindern.

Patrick befestigte schnell das Lätzchen und nahm Marco seinen Sohn ab, ehe er mit diesem wieder in die Küche ging und die nun warme Milch fertig machte. Dann setzte er sich auf eine Stuhl und begann, das Kind zu füttern. Versuchte es zumindest, denn der Kleine fing nach einigen Schlucken an, fürchterlich zu husten. Marco lehnte mit verschränkten Armen an der Theke und beobachtete das Geschehen mit hochgezogenen Augenbrauen.

KürbisTumor - SimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt