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Manus Vater lag in dem Bett am Fenster. Blasse und eingefallene Haut. Eine schmale unscheinbare Gestalt, die in dem weißen Bett lag und sich nicht rührte.

Im Zimmer standen drei weitere Betten, alle unbesetzt. Außer einer ziemlich tot aussehenden Pflanze in der hinteren Zimmerhälfte und einen Tisch mit zwei Stühlen war der Raum leer. Patrick sah aus dem Augenwinkel, wie Manu tief Luft holte und langsame Schritte auf den Mann zu trat.

Er lag da, regungslos, mit geschlossenen Augen. Die bräunlichen Haare waren von grauen Strähnen durchzogen. Der Mann sah ziemlich tot aus, einzig und allein sein Brustkorb, der sich manchmal ein wenig bewegte, verriet, dass der Mann am Leben war. Patrick hätte den Mann auf um die sechzig geschätzt. Das war also der Vater seines Freundes. Manu zog sich einen Stuhl heran, ohne seinen Vater aus den Augen zu lassen. „Papa" Manus Stimme war leise. Sie klang schwach. Schwächer, als Patrick sie je gehört hatte. Manu zog den Stuhl dicht an das Kopfende des Bettes und ließ sich darauf nieder. „Hallo Papa", er suchte langsam mit seiner Hand die seines Vaters, die kalt und blass auf der weißen Bettdecke lag. Patrick stellte sich schräg hinter Manuel und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Sein Freund schien das nicht zu registrieren, er hatte die kalte, schwere Hand in seinen und biss die Zähne aufeinander. Patrick meinte, Manus Schultern beben zu sehn, doch er wagte nicht, etwas zu sagen. Das hier war ein Moment von Manuel und seinem Vater.

„Tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so selten da war. Ich hatte ziemlich zu tun, naja, und ich... ich hab eine Beziehung angefangen. Ich weiß nicht, ob du dich an Vanessa erinnerst, aber sie hat sich getrennt", fing Manu an, mit leiser, wackliger Stimme zu erzählen. Natürlich antwortete der alte Mann nicht, doch Manu sprach weiter. „Und das ist Patrick. Er ist mein Freund."

Es folgte eine Pause, in der Manu sich umdrehte und Patrick kurz schwach anlächelte. Er formte mit den Lippen ein stummes Danke, was Patrick mit einem aufbauenden Lächeln quittierte. Die Tür ging leise auf und der Arzt kam herein. „Entschuldigen Sie bitte, aber müssen die Infusion jetzt neu setzen. Wenn Sie bitte für fünf Minuten das Zimmer verlassen könnten?"
„Wir wollten sowieso nicht lange bleiben. Wir gehen dann mal. Auf Wiedersehen", erklärte Manu leise und schob den Stuhl zurück. Verwirrt ging Patrick hinterher.

KürbisTumor - SimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt