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Es war montag Abend und Manu war gerade wieder gegangen, als Patricks Mutter anrief. Er hatte eigentlich keine Lust, dass seine Mutter wieder kam, seine Ordnung zerstörte, ihm viel Essen mitbrachte und - was am schlimmsten war - vom Kind erfuhr. Es war nicht so, dass Patrick seiner Mutter das Kind vorenthalten wollte oder sie davon fernhalten wollte, doch er konnte sich genau denken, was dann passieren würde.

Frau Mayer würde wissen wollen, wer die Mutter war, Jade damn verteufeln und im schlimmsten Fall das Kind nicht akzeptieren. Denn sie hatte Jade nie gemocht, und war froh, als die Trennung vollzogen war. Ein weiterer Grund, warum Patrick von dem Antrag niemandem erzählt hatte. Seine Mutter war der festen Überzeugung, dass Jade eine Schlampe sei und nur Geld von Patrick gewollt hatte. Zwar hatte sie es nie so ausgedrückt, doch Patrick kannte seine Mutter und ihre Gespräche über Jade waren jedes Mal ziemlich unangenehm geworden. Ganz zu schweigen vom direkten Umgang mit seiner damaligen Freundin.

Doch das Kind war da, und seine Mutter wollte am nächsten Abend vorbeikommen. Und Patrick wollte das Kind nicht verstecken. Doch es war gut, dass Jade nicht da war. Hoffte er.

"Hast du denn morgen Zeit, Paddy, Schätzchen?"

Er hatte seine Mutter über seinen Überlegungen fast vergessen, die ihm am Telefon noch immer von irgendwelchen Supermarkttreffen erzählte, so wie sie es immer tat. "Klar, um sieben, wie immer?", schlug er vor und überlegte zur selben Zeit, wie er seiner Mutter die Sache mit Ben am besten erklären konnte.

"Patrick? Hast du Zeit?"

Manu klang aufgelöst, als er ihn am nächsten Nachmittag anrief. Er schniefte und seine Stimme versagte. Ganz anders war er, als er am Vormittag noch mit Ben gelacht hat.

"Manu! Alles gut bei dir?", Patrick stellte das Telefon auf laut, damit er weiter in seinem Wohnzimmer herumputzen konnte, denn seine Mutter wollte in wenigen Stunden hier aufkreuzen. "Mehr oder weniger. Kann ich vorbei kommen?", antwortete Manu durchs Telefon und Patrick zögerte nicht lange, ehe er zusagte. Seine Mutter konnte warten, denn Manu ging es hörbar schlecht. Kaum hatte Patrick ja gesagt, hatte der Babysitter auch schon aufgelegt und schulterzuckend beschloss, Kaffee aufzusetzen. Den würde Manu bestimmt brauchen.

Er lag richtig, zwanzig Minuten später hatte er einen schniefenden Manuel mit nassen Haaren und nasser Stoffjacke auf seiner Couch sitzen, der die Kaffeetasse nur zu umklammert hielt. Das Wetter draußen schien zu Manuels Innerem zu passen, dachte Patrick bitter. Zum Glück schlief Ben, denn um zwei Sorgenkinder könnte Patrick sich nicht kümmern, so setzte er sich schweigend neben den Jüngeren und begann, ihm tröstend über den Rücken zu streichen. Manuel starrte ins Leere, seine Hände zitterten stark, bis Patrick ihm die Tasse sanft annahm und sie wegstellte, ehe er sich wieder seinem Babysitter widmete und einen Arm um dessen Schultern legte.

"Es geht ihm wieder schlechter", hörte Patrick ihn irgendwann wispern, als sie eine Weile so dagesessen hatten. "Dein Vater?" Stummes Nicken, ein weiteres leises Schniefen. Manu lehnte sich leicht gegen Patrick, der ihn tröstend an sich zog. Er spürte schon, wie leise Tränen auf seine Schulter tropften und sich in den Stoff seines Pullovers einsogen, doch er spürte, dass Manu das jetzt brauchte. Und irgendwie fühlte sich Manu in seinen Armen auch gut an.

KürbisTumor - SimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt