38

694 69 20
                                    

Die Tage vergingen schleichend ohne Ben, bis Manu irgendwann vorschlug, zu ihm nach Hause zu fahren. Patrick willigte ein und so standen die beiden gegen nachmittag wieder vor der Haustür der Büttingers,, welche kurze Zeit später von einem jungen Mann geöffnet wurde. Dieses Mal hatte Manuel die beiden angemeldet und Peter hatte versprochen, dass seine Frau und sein Kind und auch ihr gemeinsamer jüngster Bruder da sein würden. Der junge Mann, der sie jetzt hereinbat, war wohl Sebastian und Manus Erzählungen nach siebzehn Jahre alt, dachte Patrick während er seine Schuhe sorgfältig neben die von Manu stellte und den Brüdern in das Esszimmer führte. „Ich bin Sebastian", stellte der Junge sich im Laufen vor und deutete auf zwei Stühle nebeneinander, auf die sich die zwei Männer setzten. Sebastian sah aus wie eine jüngere Version seines größeren Bruders. Die selben braunen, fluffig aussehenden Haare, die ausdrucksstarken grünen Augen - selbstverständlich waren Manus schöner - und die schönen Gesichtszüge mit der Stupsnase. Ganz zu schweigen von dem großen, schlaksigen Körperbau, den auch alle drei Jungs teilten.

Patrick war so ins Starren und Vergleichen der Brüder vertieft, dass er gar nicht merkte, wie Sebastian sich zu ihnen gesetzt hatte,mit Manu redete und eine alte Frau gefolgt von Peter das Zimmer betreten hatte. Manu stieß mit dem Knie gegen Patricks, der verlegen wegsah und beobachtete, wie Manu seinen älteren Bruder mit einer kumpelhaften Umarmung begrüßte. Auch die alte Frau umarmte er kurz, bevor er sie zu Patrick führte und laut sagte: „Mama, das ist Patrick. Patrick, das ist meine Mutter. Er trinkt heute mit uns Kaffee." Die alte Frau hörte angestrengt zu und nickte schließlich. „Das freut mich aber", schrie sie dann und lächelte breit. Die Augen hatten die Büttingergeschwister sicher nicht von ihr bekommen, denn zwei tiefblaue Augen musterten Patrick aufmerksam, während Frau Büttinger sich ebenfalls auf einen Stuhl um den Tisch setzte und auch Manu sich wieder zu Patrick gesellte. Peter stellte eine kleine Kaffeekanne in die Mitte des Tisches und setzte sich ebenfalls in die Runde, bevor Manu sich die Kanne schnappte und großzügig allen einschenkte. „Dani legt Noah noch schlafen, dann kommt sie auch noch kurz runter", informierte Peter seinen Bruder, „Du weißt ja, wie aufgedreht der Kleine immer bei dir ist." Manuel nickte lächelnd und es kehrte Schweigen ein, in dem jeder seinen Kaffee trank und außer dem leisen Ticken der Uhr nichts zu hören war. „Manuel, wo warst du gestern Nacht? Ich hab dich gesucht", fragte Manus Mutter plötzlich und stellte ruckartig die Tasse ab. Patrick verschluckte sich vor Schreck und bekam von Manu vorsichtig und sanft den Rücken geklopft, während dieser laut und deutlich seiner Mutter antwortete. „Ich wohne jetzt bei einem Freund, Mama. Ich wohne bei Patrick. Schon länger."

„Schon länger?", die Augen der alten Frau wurden groß. „Ich war doch erst neulich mit dir im Park spazieren?", fragte sie ziemlich hilflos und Sebastian räusperte sich. „Das war ich, Mama." „Mein kleiner Junge ist ausgezogen", stellte Frau Büttinger traurig fest und Peter erhob sich. „Du brauchst Ruhe, Mama. Komm, ich bring dich hoch in dein Zimmer."

Er half seiner Mutter aus dem Zimmer und warf Manuel und Patrick noch einen letzten entschuldigenden Blick zu. „Ist das immer so?", fragte Patrick schüchtern. Sebastian nickte. „In letzter Zeit öfter. Es ist ziemlich anstrengend mit ihr." Manuel wandte sich seinem Bruder zu. „Und du schaffst das auch mit der Schule und allem? Wird dir das nicht zu anstrengend?", fragte er besorgt. Sebastian nickte leicht. „Ja, soweit passt alles. Ich schreibe bald Abi und bisher läuft alles super. Peter ist zum Glück oft hier, um mich zu unterstützen. Und ich habe ja Mia." „Mia?", wiederholte Manu fragend und Patrick konnte sich bei Sebastians Gesichtsausdruck schon fast denken, wer Mia war.

Sebastian lächelte sanft. „Sie ist meine Freundin", antwortete er stolz. „Pass auf, dass sie dich nicht verletzt", war Manus einziger Kommentar dazu. Sebastian nickte wissend. „Mach ich, Manu. Und wie läuft's bei dir? Gibt's bei dir jemand Neuen?" Manu lächelte leicht. „Ja, den gibt es. Aber es ist noch nichts festes. Mal sehn, was sich ergibt", murmelte er leise und Patrick spürte eine Hand auf seiner, die auf seinem Knie lag. Ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus und ließ ihn glücklich grinsen. „Dann viel Glück", zerstörte Sebastian freundlich den Moment und trank ahnungslos seinen Kaffee weiter.

KürbisTumor - SimsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt