Kapitel 56

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Manchmal, wenn ich ihn sehr vermisse, fahre ich zu Shawns Wohnung. Sie ist eigentlich viel zu schön, um nicht bewohnt zu werden. Und vor allem ist sie zu groß, wenn man nur ein paar Wochen im Jahr darin verbringt. Ich muss zugeben, es ist nicht gut für mich, wenn ich hier bin. Die Sehnsucht tut mir hier in der Wohnung noch viel mehr weh.

Lucie: I miss you so much... Love you

Ich entschließe mich dazu, die Wohnung zu verlassen, um auf andere Gedanken zu kommen. Nach einem ruhigen Spaziergang sehe ich wieder auf mein Handy.

Shawn: Ly too

Lucie: Not even time to write it down entirely?

Shawn: I'm sorry, princess. I'm stressed.

Lucie: It's okay, Shawn. I was kidding.

Mir kommt vor, er hat in letzter Zeit noch mehr zu tun als sonst. Aber was kann ich schon machen? Seine Arbeit macht ihm Spaß. Er bezeichnet sie oft nicht einmal als Arbeit. Er liebt die Musik mehr, als er mich liebt. Aber das ist okay, denn die Musik begleitet ihn schon seit seiner Kindheit. Ich hingegen erst seit drei Monaten.

Ich muss mich von diesen negativen Gedanken fernhalten! Nur weil ich ihn nicht sehen kann, darf ich nicht gleich so misstrauisch sein.

Es ist kalt heute. Ich zittere schon, da ich nur eine dünne Jacke an habe. Ich versuche, zurück zu Shawns Wohnung zu kommen, doch finde den Weg nicht. Da fängt es auch schon an zu regnen. "Scheiße", murmle ich und fange an zu rennen. Nach einer Weile komme ich zurück in das Viertel, in dem ich mein Auto abgestellt habe. Doch mein Parkplatz ist leer. Ich bemerke, dass daneben deutlich sichtbar ein "Parken und Halten verboten!"-Schild steht.
"Scheiße!", schreie ich diesmal lauter und mit voller Hingabe. Als ich in die Richtung sehe, aus der ich hergefahren bin, erkenne ich gerade noch, wie ein Laster um die Ecke biegt. Mit meinem Auto auf der Ladefläche.

"Fuck. Scheißdreck. Diese Arschlöcher!", fluche ich. Ich will irgenwas treten, will aber nichts kaputt machen. Schließlich entscheide ich mich für das Verbotsschild. "Au!", schreie ich, als ich meinen Fuß gegen das Eisen haue. Habe ich gedacht, dass der Turnschuh die Härte abfängt? Mittlerweile bin ich klitschnass.
Tränen rinnen über meine Wangen. Dieser Tag ist verflucht.
Ich rufe Shawn an, doch er hebt nicht ab. Er sagte, er sei im Stress. Kann ich mir das nicht merken? Kann ich überhaupt etwas?
Ich lehne mich an die nächste Hauswand, wo ich zumindest ein bisschen vor dem Regen, der jetzt in Strömen vom Himmel fällt, geschützt bin. Dann warte ich darauf, dass ich endlich aufhöre, wie ein kleines Kind zu heulen.

Kid in love | Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt