Kapitel 65

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Am nächsten Tag bleibe ich zu Hause. Schule ist überbewertet. Außerdem geht es mir einfach mies. Ich ziehe mir einen Liebesfilm nach dem anderen rein und bemitleide mich selbst. Ich habe gedacht, er hat meine Tränen aufgebraucht, doch heute weine ich wie seit Langem nicht. Er ist verliebt, ich bin gebrochen. Mir wird bewusst, wie sehr ich die stundenlangen Gespräche, seine Stimme, sein Lächeln und sein Gesicht vermisse.

Auch am nächsten Tag gehe ich nicht in die Schule. Ich kappe den Kontakt zu meinen Freunden. Mama versucht, mich dazu zu überreden, wieder in die Schule zu gehen. Aussichtslos. Als sie an einem Vormittag wieder einmal arbeitet, suche ich ihren Alkoholvorrat im Keller auf. Doch er ist leer. Mama hat ihn ausgeräumt. Das bedeutet einen weiteren Tag vor dem Fernseher.

Am Nachmittag steht Nico vor der Tür. Er kommt ohne zu fragen herein und setzt sich. "Lucie, so geht das nicht weiter. Anfangs warst du noch halbwegs okay, aber jetzt... Du kannst dich nicht ewig verstecken! Er lebt sein Leben weiter und du wirst dasselbe tun. Du bist eine so tolle Person. Nett, hübsch und klug. Und.. Nimm dir Zeit, aber irgendwann wirst du dich wieder verlieben." Beim letzten Satz sieht er auf den Boden. Verlegen räuspert er sich und versucht, die Stille zu überspielen. Plötzlich wird mir so einiges klar.

Ich wäge meine Worte ab. Doch ich muss es genauer wissen. "Du hast dich in mich verliebt." Er nickt nur. Eine Zeit lang sagen wir beide garnichts. Dann bricht ein ganzer Redeschwall aus Nico hervor. "Ich habe mich schon bei unserem ersten Treffen in dich verknallt. Doch ich habe vergessen, nach deiner Nummer zu fragen. Außerdem hattest du einen... vergiss was ich gesagt habe. Was meinst du, wie froh ich war, als wir uns wieder getroffen haben?" Er lächelt. "Ich habe gefühlt, wie gebrochen du warst. Dann habe ich mir vorgenommen, dir zu helfen. Dich zu heilen. Ich wollte den Platz ersetzen, den er in dein Herz gerissen hat. Aber ich wusste nicht, wie sehr du ihn liebst. Es ging dir immer noch schlechter und ich konnte nichts tun. Ich habe versucht, für dich da zu sein, aber ich werde niemals er sein." Mit den letzten Worten wurde er zunehmend leiser.

"Danke." Ich bin viel zu durcheinander, um ihm richtig zu antworten. Ich drücke ihn an mich und wir verharren eine Zeit lang in dieser Position. Mir wird bewusst, wie weh es ihm tun muss, mich so zu sehen. Ich liebe jemanden, der für mich unerreichbar ist und somit mache ich mich unerreichbar für ihn. Doch ich weiß, dass ich für ihn nichts empfinde. Ich mag ihn, aber ich empfinde nichts. Ich löse mich von ihm. Es ist wirklich unfair.

"Morgen gehe ich wieder in die Schule."

Schule ist NICHT überbewertet!!! Geh da bitte hin!😂 (Wenn du sie nicht schon abgeschlossen hast.)

Kid in love | Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt