Kapitel 59

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Ich heule mich gerade in Claires riesigem Zimmer bei ihr aus. "Er liebt mich nicht! Ich kann ohne ihn doch nicht leben!" Sie reibt mir beruhigend den Rücken. "Ach komm schon, sowas darfst du garnicht denken! Wir finden schon einen Weg, damit klarzukommen." Ich erinnere mich daran, dass sie ebenfalls einmal in so einer Situation war. "Was hast du damals gemacht? Ich meine, mit Daniel." Sie seufzt. "Ich habe Party gemacht. Mich abgelenkt. Aber pass auf, dass du nichts Unüberlegtes tust. Heute machen wir uns einen gemütlichen Filmabend."

Sie klatscht in die Hände und ich folge ihr, immernoch schniefend, ins Wohnzimmer. Während Claire den Film einlegt, statte ich mich mit einer Packung Vanilleeis aus. Genau das brauche ich jetzt. Claire verdunkelt den Raum und startet den Film. "Wie heißt der Film denn?" "Das würde zu viel verraten, du wirst es schon selbst merken." Eigentlich ist es mir auch egal. Eigentlich ist mir im Moment alles egal.

Es war ein Horrorfilm. Eigentlich habe ich vor Horrorfilmen höllische Angst und das weiß Claire. Doch es hat mir nichts ausgemacht. "Scheiße, Lucie. Wir bekommen das schon hin, okay?" Ohne dass ich es gemerkt habe, laufen mir schon wieder Tränen über's Gesicht. Claire zieht mich in den Garten. Es regnet immernoch. Dann rennt sie wieder hinein um etwas zu holen.

Was will sie jetzt mit der Packung Mehl? "Jetzt haben wir ein bisschen Spaß!" Und schon ergießt sich ein Schwall Mehl über mich. Ich atme erschreckt ein. Keine gute Idee. Mehl kommt mir in die Nase und ich muss husten. Aber auch lachen! Ich kann lachen! Claire haut mir, ebenfalls lachend, die Hand auf den Rücken, während ich mir immernoch Mehl aus der Lunge huste. Ich nutze den Moment und reiße die Packung an mich. Wenig später ist auch sie von einer Schicht klebrigem Mehl bedeckt. Ich werfe das restliche Mehl aus der Packung in die Luft, wo es sich mit den Regentropfen vermischt. Ich sehe nach oben, zu den Sternen, und lasse den Regen auf mein Gesicht prasseln. Vielleicht hat das Leben doch noch einen Sinn.

Wir gehen spät ins Bett. Doch ich kann trotzdem nicht einschlafen. Die Gedanken an Shawn wollen mir nicht aus dem Kopf gehen. Wir hatten eine so schöne Zeit. Ich beiße mir auf die Lippe, die Shawn geküsst hat. Plötzlich schmecke ich Blut. Wie damals, als ich mir den Fuß verletzt habe. Unser erstes Treffen, unser erster Kuss. Er hat mich einfach geküsst! Und danach war er auch nicht gerade schüchtern. Er hat mir klipp und klar gesagt, dass er mehr will. Und dann unsere magische Woche. Was soll ich dazu noch sagen? So intensiv habe ich selten etwas erlebt. Ebenso unser letztes Treffen. Bei seinem Konzert habe ich mich gefühlt wie im siebten Himmel.

Danach hat es angefangen. Wir haben uns tatsächlich etwas aus den Augen verloren. Wir hatten beide viel zu tun. Doch ich dachte nicht, dass das das Ende bedeutet. Ich war mir sicher, dass es nach einem erneuten Treffen besser werden würde.

Ich vermisse ihn, ich liebe ihn. Daraus wird aber nicht mehr. Ich kann es ihm nicht zeigen. Er hat es beendet. Die Chance ist vertan.

Kid in love | Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt