Chapter 10

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Das Bett krachte laut und ungesund auf, als May sich, mit dem Gesicht voraus, darauf fallen ließ und sich erst einmal nicht mehr bewegte, als wäre sie Tod. Dann drehte sie sich um und ließ ihre Arme zu ihren Seiten fallen. „Ich bin so froh, hier zu sein. Das glaubt ihr mir nicht!" Sie trug eine schwarze Leggins, Kuschelsocken und ein viel zu weites, rotes Schlafshirt mit der Aufschrift „Play my violin".

Jo kam lachend hinterher und setzte sich seitlich an das Bett. Ihre Haare waren zu zwei dicken Flechtzöpfen gebunden, die sich nun schon etwas krausten. Sie trug eine kurze, blaue Jogginghose und ein weißes Top.

„Ich kann es nicht fassen, dass uns alle bis auf Luke zurückgelassen haben. Bitches.", bemerkte Nike, die mit tropfenden Haaren hereinkam. Nicht mehr vom Regen, dieses Mal tropften sie von einer wohltuenden Dusche. Sie trug ebenfalls Kuschelsocken, eine bunte Leggins und ein tarnfarbenes Top. Am meisten dachte sie bei ihrer Aussage an Basti, der nun wohl schlafend in seinem Zimmer lag.

May rückte ein Stück zur Seite und sah dabei aus wie ein kriechender Wurm, sodass Nike sich neben sie legen konnte. „Tja, so ist mein Freund eben."

„Ich glaub's auch", gähnte Jo und kuschelte sich in ihre Decke. May fauchte nur leicht und vergrub sich dann auch im dicken Bettlaken. Nike daneben gab sich größte Mühe, auch nur einen Zentimeter davon abzubekommen.

„Ich bin aber ehrlich gesagt echt froh, dass er so sozial ist und uns gesucht hat. Sonst wären wir dort immer noch drinnen", gab May leise zu.

„Naja, er hätte schon Ärger bekommen, wenn wir nicht mehr aufgetaucht wären...", murmelte Nike in sich und May zog ihr die Decke weg.

Das Gewitter hatte sich gelegt und nur noch der Regen prasselte gegen ihr großes Fenster, das zeitgleich die Tür zum Balkon war, und wirkte eher beruhigend. Der sanfte Wind brachte die Fensterläden leicht zum klackern, was die drei Mädchen jedoch nicht störte. Im Gegensatz: Sie waren so müde, dass aus dem normalerweise störenden Klackern eine rhythmische Einschlafmelodie gezaubert wurde, die sie bis in ihre Träume begleitete.

Es dauerte wohl nicht einmal 30 Minuten, bis alle drei friedlich im Bett schlummerten und dem aufregenden Tag und ihrer Umgebung keine Beachtung mehr schenkten.

***

Jo öffnete ihre Augen. Der Raum war stockdunkel und so schloss sie, dass es mitten in der Nacht sein musste. Sie war es gewohnt.

Als kleines Kind war sie immer genau um 3:47 aufgewacht, um auf die Toilette zu gehen und einen Schluck Wasser zu trinken. Das hatte sie sich zwar mit der Zeit abgewohnt, aber es kam doch gelegentlich vor, dass sie in dieses alte Muster verfiel. Jedoch war sie nicht durstig und die Toilette besuchen, das musste sie auch nicht.

Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten und sie die Umgebung erkannte. Auch das leise Grummeln, das May neben ihr ausstieß, brachte sie zuerst zum Zusammenzucken, bis die Erinnerung eintraf, dass sie gar nicht in ihrem Bett zu Hause lag.

Ohne ihre Brille sah sie nur verschwommen und konnte somit nicht wirklich etwas erkennen. Sie entschied sich jedoch dagegen, sie aufzusetzen, schließlich würde sie das wacher machen und es war sicher noch nicht Zeit, aufzustehen.

Gerade, als sie dabei war, sich wieder in die Decke einzukuscheln, nahm sie ein Geräusch in der Nähe war. Nike hatte begonnen, sich zu bewegen. Jo hoffte, dass Nike kein Mitteilungsbedürfnis über irgendeinen Traum hatte, schließlich war sie vollkommen erschöpft.

„Jo?" Gut, sie war wach. Na toll. „Jo? Bist du wach?" Nike sprach mit stark unterdrückter Stimme. Sie wirkte unbenutzt, ganz eingerostet. Jo tippte, dass sie die schlummernde May nicht wecken wollte. Sie selbst stellte sich schlafend und betete, Nike würde keinen weiteren Versuch unternehmen.

SleeplessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt