Kapitel 26

14 0 0
                                    

„Hey, wir sind die Gruppe, die hier rumläuft, als wären sie Zeugen Jehovas und versuchen, Leute zu überreden, sich mit uns zusammen gegen einen Dämonen zu stellen und einen Mord aufzuklären, bist du..." Es wunderte May gar nicht mehr, dass sie die Tür einfach vor der Nase zugeschlagen bekam, schließlich hätte sie wohlmöglich dasselbe gemacht. Das war nun schon die fünfte Person.

Es ergab keinen Sinn, es weiter zu Versuchen, stattdessen brauchten sie Hinweise. Und was sie noch wütender machte, war, dass während Nike und Jo das Zimmer auf übrig gebliebenes Hab und Gut untersuchten, sie herumlaufen und Leute animieren musste, ihnen zu helfen. Sie machte sich wieder zum Idioten.

Vor dem Zimmer, in dem die Roben gewesen waren, hielt sie an. Wenn sie es Luke zeigte, würde er ihr nicht abschlagen können, dass das Geheimgänge waren. Warum war sie nicht vorher darauf gekommen? Euphorisch hüpfte sie auf, rannte auf die Tür zu, drückte die Klinke herunter und rannte direkt gegen die Tür, die sich nicht öffnete.

Klar war sie abgeschlossen. Was sonst?

Aber Daphne würde keine Argumente haben, warum sie sie nicht aufschließen sollte! Obwohl. Doch. Vermutlich Privatsphäre. Sonst aber nichts!

May rieb sich ihre schmerzende Nase und seufzte leise auf. Nein, so kam sie nicht weiter und so würde ihr Luke auch nicht glauben, wenn sie weiter so hysterisch war. Sie brauchten treffende Argumente und stichhaltige Beweise.

Und sie brauchten Gewissheit über den Verbleib von Kevin, Alex, Benni, Alyssa und Christie. Es konnte wohl nicht wahr sein, dass das sonst niemand irgendwie seltsam fand.

Ihr Blick wich zu Kevins Zimmer, das unberührt war, wo es immer gewesen war. Vielleicht hielt er nur einen richtig guten Mittagsschlaf? Selbst, wenn sie es nicht als sonderlich reizend empfand, ihn wiederzutreffen, konnte sie nicht widerstehen, auf das Zimmer zuzugehen und vorsichtig zu klopfen.

Eine Weile wartete sie. Es kam keine Antwort, kein Lebenszeichen. Nichts.

Sie klopfte etwas lauter, falls es tatsächlich schlief. Und dann noch einmal. Bei diesem Klopfen, voller Aggression und Hass, hätte er aufschrecken und gegen die Decke hüpfen müssen, aber keine Reaktion kam.

Das Zimmer stand also eindeutig leer.

May holte tief Luft, dann drückte sie die Klinke hinunter, eigentlich ohne jegliche Erwartungen, und so war sie umso überraschter, als sie sich öffnete und ihr den Blick auf ein stockdunkles Zimmer freigab. Sofort drückte sie den Lichtschalter. Ihre Erwartungen, Kevin blutig auf dem Bett vorzufinden, zu allem Übel vielleicht nackt, wurden glücklicherweise nicht erfüllt.

Das Zimmer war voller Bücher und Aufzeichnungen, die überall verstreut waren, schien sonst aber ganz normal. Leise nach Luft schnappend schloss sie die Tür hinter sich und betrachtete die einzelnen Blätter.

Kevin hatte hier notiert, was ihm komisch vorkam und das war so einiges.

May wischte ein paar Blätter, die schon gelbliche Farbe angenommen hatten, angeekelt zur Seite, und machte somit den Blick auf ein strahlend weißes Blatt mit roten Herzen, die er unsauber darauf gekritzelt hatte. Es wirkte nicht, als hätte es viel mit dem Fall zu tun, dennoch ließ May es sich mit einem schiefen Grinsen nicht nehmen, es aufzuheben und die Worte, die in Schönschrift auf dem Papier standen, zu lesen.

Du siehst gut aus,

aber machst dir nichts draus.

Du machst mich ganz perplex,

ich möchte dir nur sagen:
Nice Legs!"

May wusste nicht, was sie mehr störte: Dass darunter zwei Strichmenschen gezeichnet waren, unter denen „Kevin" und „Majo" stand, oder, dass er aus den i-Punkten kleine Herzen gemacht hatte. Ehe sie sich entscheiden konnte, hatten ihre Hände begonnen, den Zettelt zu verkrumpeln und sie schleuderte ihn in die nächste Ecke.

SleeplessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt