Chapter 22

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Der Schlüssel wurde von außen gedreht und Jo presste sich gegen die Wand, während sie zur Tür blickte. Nike saß unbeweglich auf dem Boden und starrte schon seit sie hier drinnen waren Löcher in die Luft. Keinen Ton hatte sie mehr gesagt, nachdem sie Jo die Nachricht gezeigt hatte. Und diese hatte wenigstens erschrocken aufgeschnaubt.

„Es tut mir wirklich leid, zu solchen Mitteln greife ich selten, aber ihr schnüffelt hier ständig herum", erklang Daphnes Stimme, die um einiges weicher klang als zuvor, durch die Tür. „In zwei Stunden schließ ich wieder auf. Versprochen."

Jo schüttelte leicht den Kopf, als May aufsprang und erst an der Zimmertür rüttelte, dann zum Balkon flitzte und ebenfalls versuchte, diese zu öffnen. „Sie kann uns nicht einfach hier einsperren! Das geht gegen die Menschenrechte!"

„Es ist irgendwie ihr Grund und Boden...", bemerkte Jo leise. „Zudem haben wir ebenfalls gegen das Gesetz verstoßen und ihre persönlichen Sachen durchgeschaut."

Nike ließ sich auf den Rücken fallen und ächzte leicht auf. „Eigentlich sind die öffentlich. Oder so."

„Jetzt haben wir wenigstens Zeit zu diskutieren, was die Nachricht von Basti bedeuten soll", nuschelte Jo betreten.

May hingegen stieß ihren Kopf gegen die Glasscheibe. „Es bedeutet, dass Bogie, der Formenwandler, existiert und wir alle so gut wie tot sind. Diskussion geschlossen."

Nicht für Jo. Das war nicht logisch. Es konnte einfach nicht richtig sein, auch wenn sie es selbst langsam in Erwägung zog. „Oder sie sind...Zwillinge?"

„Sicher. Wenn dich das glücklicher macht. Aber ich glaube, das hätte sie eventuell erwähnt." Nike verdeckte ihr Gesicht mit beiden Armen. Sie wollte die Realität verdecken, soweit sie es nur konnte.

May schlurfte zum Bett und ließ sich vorwärts darauf plumpsen. Wenn sie schon nicht weiter Hinweise suchen konnten, dann könnten sie wenigstens den verlorenen Schlaf ein wenig nachholen. Auch Nike hielt das für eine gute Idee und so kroch sie über den Boden und krabbelte ebenfalls auf das Bett. Jo blieb sitzen und starrte ihre eigenen Füße an. Es konnte nicht sein. Bogie gab es nicht. Das ging gegen jegliche Logik.

Bogie konnte nicht existieren und wenn doch, warum sollte er es auf sie abgesehen haben? Warum genau von ihnen? Warum genau Alyssa und Christie? Was war geschehen, dass sie zur Zielscheibe geworden waren?

Sie zog scharf Luft ein. „Der Stein."

„Was?", ertönten zwei schläfrige Stimmen vom Bett aus und Jo sah zu den beiden Mädchen, die ausgestreckt mit geschlossenen Augen darauf herumlungerten.

Bevor sie ansetzen konnte, spürte sie, dass ihre Hose leicht nass wurde und da sie sich ziemlich sicher war, nicht auf das Klo gemusst zu haben, sah sie an sich herab, um eine blaue Flüssigkeit, die unter der Tür hindurchsickerte. Sofort sprang sie auf, wobei sie fast auf der Lache ausrutschte. Durch ihr verursachtes Rumpeln zuckten auch Nike und May wieder nach oben.

„Jo? Was machst du denn wieder?", murmelte Nike, deren Haare nun schon aussahen, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Sie rieb sich die Augen und rutschte ein Stück weiter nach vorne. May hatte ihre Augen wieder geschlossen und sich einfach in die andere Seite gedreht.

Jo berührte die Flüssigkeit mit einem Finger und roch unsicher daran. „Benzin", murmelte sie, zwar verwirrt, aber sie hatte schon eine Vorahnung, von der sie hofft, dass diese nur durch eine negative Lebenseinstellung entstanden war und in keinem Falle der Realität entsprach.

Als sie jedoch das Zischen eines Streichholzes von draußen leise hörte, rappelte sie sich schneller auf, als sie „Nike" sagen konnte und rannte zum Fenster. „Geh da weg!"

Nike, die sich gerade über die Lache gebeugt hatte, stolperte und fiel rückwärts um, als die Flammen in die Luft stachen. Panisch kroch sie zu Jo und ließ das wild lodernde Feuer nicht aus den Augen.

May schmatzte leicht und kratzte sich an der Nase. „Wieso ist es hier so heiß? Ich will schlafen."

Nike nahm das nächste Objekt, was sich bei ihr befand, in diesem Fall einen von Jos Wanderstiefeln und warf ihn auf May, die laut aufstöhnend hochschreckte. „Spinnst...", dann sah auch sie die Flammen, die sich zum Schrank vorgearbeitet hatten und diesen nun ganz einnahmen.

May sprang auf und rannte zu ihren Freundinnen, die in die andere Ecke gewechselt hatten. Langsam breitete sich das Feuer aus, und weitaus schneller war der Rauch, der ihr nun schon Tränen in die Augen trieb. Sie hielt sich hüstelnd ihr Shirt vor den Mund.

Das konnte nicht wahr sein.

Das musste ein Traum sein. Ein schrecklicher Albtraum.

Das Würgen, das sich in ihrem Hals ausbreitete, unterstützte diese Theorie nicht.

„Die Tür..." Nike deutete auf die Flammen, die die Tür langsam auflösten. Sie wusste jedoch, dass sie es nicht hinausschaffen würden. So nicht, aber es musste einen Weg geben. Sie wollte hier nicht sterben. Nicht so.

SleeplessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt