Chapter 24

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Jo röchelte leicht, während sie ins Licht hinunterblickte und die Augenbrauen nach oben zog. „So...geht's auch", war ihr Kommentar dazu. May ihr gegenüber grinste leicht. Ihr Gesicht war voller Schmutz und in ihren Haaren baute gerade eine Spinne ein Netz, aber das verschwieg Jo ihr lieber.

Nike lag mit ausgestreckten Beinen auf einem Bett. Neben ihr verteilt lagen einige Bruchstücke der Decke. Sie rieb sich über den Körper und seufze schmerzerfüllt auf. Wenigstens war alles noch dran.

Jo machte eine Handbewegung die bedeuten sollte, dass Nike sich verzog, damit sie auch herunterkommen konnte. Nike stieß Luft aus und rollte sich stöhnend vom Bett. Der Schock saß ihr noch tief in den Gliedern.

Das Bett ächzte, als Jo darauf sprang und es krachte in sich zusammen, als May gekonnte neben ihr landete. Aber es hatte seinen Job getan: Beide waren unverletzt.

May begann sofort, sich vom Staub abzuklopfen und Jo rannte ins Bad und wusch sich ihr Gesicht. „Das war..." May hustete. „Erschreckend." Dann entdeckte sie die Spinne, was wohl um einiges erschreckender als ihre Erinnerung war und begann, schreiend durch das Zimmer zu flitzen und sich an allen möglichen Gegenständen die Beine anzustoßen. Selbst, als die Spinne längst wieder in irgendeine dunkle Ecke gekrochen war.

„Also. Daphne kann uns nicht sonderlich leiden, nehme ich an", begann Nike und versuchte, einige Steinchen aus ihren verstrubbelten Haaren zu entfernen. Die würde sie nie wieder ohne Schmerzen kämmen können.

„Warum?" May schnaufte laut auf. „Weil wir zu viel rümschnüffeln? Klingt bisschen gemeint."

„Weil wir näher am Schatz sind, als sonst jemand." Jo hatte noch ein Handtuch im Gesicht, weshalb man sie nur schwer verstehen konnte. Sie pfefferte es in irgendeine Ecke und holte tief Luft. „Der Schatz, den wir nicht finden sollen. Er hängt bestimmt mit dem Mord zusammen und wir haben Daphne auf dem Bild gesehen.

Angenommen, sie macht mit Bogie gemeinsame Sache. Oh Gott, ich fühl mich so blöd, dass ich das sage. Aber angenommen: Dann will sie nicht, dass das Geheimnis herauskommt. Natürlich nicht."

„Aber wir sollen den Schatz doch finden?" Nike dachte an den Brief, den sie von Daphne erhalten hatten, der nun wohl Futsch war.

„Vielleicht haben sie eine Attrappe ausgelegt." May strich sich durch ihre Haare, die in riesigen Knoten zu allen Seiten standen. „Der richtige Schatz ist zu sehr mit dem Geheimnis verbunden. Aber Bogie hat Lust auf menschliches Fleisch, oder so."

„Wir haben den Stein gefunden. Daphne weiß das." Jo seufzt. Der Stein, den sie im Zimmer gelassen hatten.

„Wir brauchen Beweise. So kommen wir nicht weiter. Und wir haben nur noch zwei Nächte." Nike rollte sich über den Boden und stand dann zitternd auf. Am liebsten wäre sie heimgefahren. Besonders ihre on-off-Beziehung mit der Bogie-Theorie gefiel ihr ganz und gar nicht. Und der Gedanke, dass Alyssa und Christie seine Opfer geworden waren, auch nicht.

Ihr Handy vibrierte. Basti. Verdammt melde dich! Du bist nicht in diesem Zimmer gewesen!

Sie hatten den Brand wohl gelöscht.

„Wir sollten mit Luke und Jeremy reden", meinte sie mit kratziger Stimme. Sie konnten das nicht mehr alleine auf sich nehmen.

„Stimmt." May wanderte leise durch das Zimmer und hielt vor dem alten Schrank an. Wohl dasselbe Modell, wie in ihrem. „Aber, wo wir schon hier sind..." Sie riss die Tür auf und stockte. „Können wir uns ja...umsehen..."

Drei schwarze Roben hingen darin und baumelten von dem Luftzug, den May mit dem hektischen Aufreißen erzeugt hatte. Roben, wie der Kerl sie anhatte, als er sie nachts verfolgte.

May torkelte nach hinten, ohne den Blick vom geöffneten Schrank zu nehmen, und stieß schließlich unsanft gegen die Tür. Sie ertastete den Griff und riss diese auf. In diesem Raum wollte sie keine Sekunde länger bleiben.

So ging es auch Jo, die jedoch ihr Handy herauszog und, während sie empört bemerkte, dass ihr Display die Kriecherei mit einigen Kratzern zwar überstanden hatte, aber nicht mehr sonderlich gut aussah, ein hastiges Bild von den Roben schoss. Dann flüchteten auch sie und Nike sich aus dem Zimmer.

Weit kamen sie nicht, schließlich hatte May direkt vor der Tür angehalten und sah sich aufgeregt um, sodass erst Jo und dann Nike in sie stießen. May zuckte nicht einmal zusammen.

Nike, die durch den Aufprall zurückgedrückt worden war, fing sich leicht an der Wand ab und stieß laut Luft aus. Sie wollte nach Hause, in ihr Bett und das alles nur vergessen. Und gleichzeitig wollte sie wissen, was hier los war. Eine Kombination, die nicht unbedingt von Vorteil für ihre Gesundheit schien, sowohl physisch als auch psychisch.

Mays Finger deutete inzwischen auf das Eckzimmer. Ihre Hand zitterte stark, deshalb war Nike sich nicht sicher, ob sie nun die Decke oder die Tür meinte. „Das ist Kevins Zimmer." Gut, nun konnte sie Mays Zittern nachvollziehen.

„Und was hat das jetzt zu bedeuten?", murmelte Jo, die eigentlich nur hoch rennen wollte und der Gruppe alles erzählen, damit diese sich nicht länger Sorgen machten.

Die Braunhaarige strich sich eine Strähne, die ihr ins Gesicht gerutscht war, hinter ihr Ohr. „Wir waren hier mal. Als wir Jeremy und Lukes Zimmer gesucht haben..."

Zwar erinnerte sich ihre Freundin wohl an diesen Tag, wusste aber nichts so recht damit anzufangen, wie ihr verwirrter Gesichtsausdruck und die hochgezogenen Augenbrauen verrieten. Ja, sie waren hier schon öfters gewesen.

„Das Zimmer, in dem wir gerade waren, da haben wir auch die Tür geöffnet." Nike nickte. Sie hatten in der Tat viele Türen geöffnet. Und waren gegen einige auch schmerzhaft gestoßen, da sich diese nicht hatten öffnen lassen. Was nun die Besonderheit an diesem war, wurde ihr erst klar, als sie noch einmal darüber nachdachte, was geschehen war.

„Oh." Peinlich berührt lachte sie auf. „Das ist das Zimmer, in dem wir die beiden...beim...Dinge tun erwischt haben."

„Das ist das Zimmer, wo ihr was was beim was tun erwischt habt?" Jo kam nicht mehr mit. Sie rammte ihren Kopf leicht gegen die Wand. Sie wollte schlafen, am besten 100 Jahre und fühlte einen innerlichen Hass gegen Dornröschen.

„Na....", begann May mit geröteten Wangen. „Einen Jungen und ein Mädchen, wie sie..."

„Okay." Jo hatte doch verstanden. Was sie nicht verstand, war, was daran nun so wichtig sein sollte.

„Danach hat das ganze Zeug erst wirklich begonnen", überlegte Nike laut. „Und in diesem Zimmer sind die Roben." Ihre Freundinnen nickten langsam.

Sie kamen auf folgende Theorien, bevor sie beschlossen, endlich, nach Bastis gefühlt 1000. Nachricht, zu den anderen hinauf zu hasten:

1. Wer auch immer in diesem Zimmer war, hatte wohlmöglich mit den Vorfällen zu tun, schließlich hortete man nicht aus Spaß solche Roben.

2. Eventuell war es ja Daphne gewesen, die sich so mit Bogie verbündet hatte. (Was Jo glatt bezweifelte, aber gegen May und Nikes fantasievolle Verschwörungstheorien konnte sie nicht viel einwenden.)

3. Die Person dachte vermutlich, dass sie Dinge gesehen hatten, die sie nicht hätten sehen sollen.

4. Dass Benni, Alex und Kevin wohlmöglich weiter waren als sie und deshalb verschwinden mussten

SleeplessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt