Chapter 15

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„Und das ist der Saal, indem die Gräfin immer gestrickt hat. Hier in der Ecke liegt noch ein benutztes Stück Wolle. Gut erhalten. Sehr gerne hatte sie dabei ihre Katze auf dem Schoß."

Nike sah zu May, die am anderen Ende des Raumes stand, und verzog das Gesicht. Diese nickte nur. Warum hatte man einen kompletten Raum, wo nur ein Tisch, ein Stuhl und ein Stück Wolle lag? Kein Wunder, dass hier niemand herkam.

Der einzige, der vollkommen überzeugt, Fotos von der Wolle schoss, und das aus verschiedensten Perspektiven, war Luke. Carlotta und Jeremy hinter ihm, versuchten zwar, interessiert zu wirken, waren aber eher semi-überzeugt.

„Hey!", schimpfte Daphne und weckte damit wieder May und Nikes Aufmerksamkeit. Beide blickten zur Wolle, wo Benni stand und sie in der Hand hielt. „Lass das!"

Benni verzog den Mund und verschwand dann in der Menge. Mit der Wolle. Daphne ächzte auf. „Das ist doch..."

Hector stolperte energisch hinter Benni her, der soeben blitzschnell aus dem Raum gerannt war.

„Wir sollten fortfahren...", meinte Daphne schließlich, um die Gruppe wieder dazu zu bringen, zu ihr zu sehen, anstatt dem leeren Fleck, wo bis eben noch Hector gewesen war, weiterhin mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Gibt es Fragen?"

Ja, zum Beispiel, wann das endlich vorbei ist, war Nikes Kommentar.

Eine Hand schoss blitzschnell in die Höhe und Daphne nickte nur, als Zeichen, dass er sprechen durfte. „Wie hieß die Katze?"

May konnte ihr Lachen nicht zurückhalten. Klar, das wollte Alex wissen, wer sonst.

„Ähm, ich glaube nicht, dass das wichtig ist....", antwortete Daphne, sichtlich überfordert.

„Tzzz", murmelte Alex verächtlich. Dann begann er, laut weiterzusprechen. „Namen für Haustiere sind wichtig. Damit sie sich menschlicher fühlen." Dann kramte er in seiner Tasche und zog Jarno hervor, der, ebenfalls verächtlich, quakte. „Mein Frosch heißt Jarno."

Hector, der gerade, mit Benni, den er wie eine Katze, am Kragen hielt, hereinkam, seufzte lautstark auf. „Du darfst hier keine Tiere mitbringen."

„ACAB!", schrie Alex zur Antwort und raste an ihm vorbei.

Hector machte sich auch hier die Mühe, eine Verfolgung zu starten. Mitsamt Benni.

„Komischer Name", bemerkte Jeremy, schüttelte sich dann und sah wieder zu Daphne, die sich erst einmal wieder sammeln musste.

Daphne sah ihm eine Weile lang hinterher, schüttelte dann aber den Kopf und trat, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, aus dem Saal heraus, in den nächsten. Die Schülermenge folgte ihr tuschelnd.

Der Zugang zu diesem Teil der Burg, der tatsächlich irgendwo etwas Kultur und Geschichte hatte, war ihnen bisher verschlossen gewesen. Er war nur zu Führungszwecken geöffnet, hatte Daphne ihnen vorher erklärt.

Nike blies sich ihre Haare aus dem Gesicht. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht sich zu kämmen und so hingen sie jetzt überall, wo sie nicht sein sollten. Auch an Basti, der neben ihr lief und ständig ihre Haare von seinem Pullover lösen musste. Er redete kein Wort mit ihr, lediglich seine genervten Blicke zeugten von Existenz.

„Der wird immer komischer", bemerkte Jo, die sich hinter den beiden umsah, zu May, die ständig gähnte und sich wünschte, im Bett zu liegen.

May zuckte nur mit den Schultern. Eigentlich waren sie gut mit Basti befreundet gewesen, aber er hatte manchmal eben seine Phasen, in denen er auf nichts Lust hatte. Ziemlich normal bei ihm. „Vielleicht hat er seine Tage."

SleeplessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt