Chapter 19

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„Also", begann Basti und nahm noch einmal tief Luft. „Zusammengefasst: Ihr seid von einem messerwerfenden Psychospasti verfolgt worden und seid einen halben Marathon gelaufen, um ihm zu entkommen." May und Nike nickten wahrheitsgemäß. „Und Jo", fuhr er fort, dieses Mal etwas lauter, damit sie ihm aus dem Bad hören konnte.

Statt zu antworten kam Jo heraus. Sie trug lediglich BH und Unterwäsche, das schien ihr aber wenig auszumachen. Ihr Körper war überdeckt von Dreck, Kratzern und trockenem Blut.

„Wenn wir Luke erzählen, du hattest deine Tage und bekommst um die Zeit immer Lust auf Schlammcatchen, dann glaubt er uns wahrscheinlich", schlug Nike, die bis Jo herausgeguckt hatte, am Fenster gestanden war, vor. Nun ging sie zur Mitte des Raumes und setzte sich neben Nick auf ihr Doppelbett.

„Hey, beleidig meinen Freund nicht", ermahnte May sie, woraufhin Nike nur eine Grimasse schnitt.

„Also, was ist mit mir?" Jo stemmte ihre Hände in die Hüfte und Basti errötete leicht und begann, überall hinzugucken, nur nicht zu ihr. Sehr unauffällig.

„Guuut", meinte Basti, der nun die weiße Wand betrachtete, als hätte er nie sowas gesehen. „Du bist durch eine Wand gefallen und wurdest von einem Unbekannten verfolgt. Als du dann wieder durch die Wand gefallen bist, bist du auf Daphnes schmutzigen Klamotten gelandet?"

Jo nickte. „Ja."

„Das glauben die euch nie." Basti zog die Augenbrauen nach oben, natürlich in Richtung der Wand.

Jo hingegen zuckte mit den Schultern und tastete sich durch den Raum, wobei sie zuerst über ihre Schuhe stolperte, dann ausversehen in den Schrank kletterte und zuletzt unbedacht in Basti rannte, der sofort zur anderen Seite des Zimmers spurtete und dort die Wand anglotzte.

May gesellte sich zu Jo und packte sie am Arm. „Du hast die Sache mit ihrer Brille vergessen." Sie schüttelte den Kopf und brachte Jo dazu, sich in den Schrank zu setzen. „Was suchst du denn?"

„Meine Kontaktlinsen. Die sind in meinem Kulturbeutel." Nike begann sofort, in Jos Sachen zu wühlen. So blind wie sie war, war sie eine wandelnde Katastrophe. „Ich finde es übrigens sehr unhöflich, dass du mir nicht hilft, Basti."

Basti begann zu pfeifen. Gegen die Wand.

Nick hingegen betrachtete Jo verwirrt. „Du haft eft n fönen BH, muff if sagen."

„Was?"

„Er hat gesagt...", setzte May an, aber wurde von Jo unterbrochen.

„Ich weiß, was er gesagt hat, aber, wie kommt er drauf?", wunderte Jo sich. Nike hatte in der Zwischenzeit die Kontaktlinsen wie eine Art Trophäe in die Luft gehalten und kam anmutig schlendernd rüber, um sie Jo zu geben.

Jo war rasch darin, diese anzuziehen. Rasch wurde ihr auch klar, warum Nick diese Bemerkung gebracht hatte und rasch rannte sie schreiend ins Badezimmer zurück. „Bringt mir Klamotten!", ertönte es daraus und Nike verdrehte die Augen und machte sich wieder an ihren Sachen zu schaffen.

Als Nike sich mit einem wahllos zusammengekramten Stapel Klamotten auf den Weg zu Jo ins Bad machte, nahm Basti ihren Platz am Fenster ein. Eine Weile lang schwiegen sie alle. Bis auf Jo, die im Bad lauthals zeterte.

Basti hatte Recht. Niemand würde ihnen die letzte Nacht abkaufen. Das glaubten sie sich eigentlich selbst nicht so ganz. May für ihren Teil hoffte noch, dass es alles ein Traum gewesen war. Wenn nicht das, dann wenigstens ein Drogentrip.

Es war schon 9 Uhr morgens und langsam begann sich, das Leben um sie herum aufzubauen. Türen knallten, Schritte trippelten über den Gang. Alle machten sich auf den Weg zum gemeinsamen Frühstück. Tag 3 war offiziell angebrochen und sie hatten keine sonderlichen Fortschritte gemacht. Einem Herzinfarkt waren sie deutlich näher, als der Lösung des Rätsels.

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