2. - Selbstgespräche

2.8K 96 5
                                    

2. - Selbstgespräche

Am nächsten Tag nahm ich mir vor meine neue Heimat genauer anzusehen. Ich ging in die Stadt, fuhr ins Reservat, besuchte die verschiedenen Strände außerhalb von Forks. Es war nicht sonderlich spektakulär. Eine Kleinstadt mit einem Holzmuseum, einem Wanderbedarf und einem Tante Emma Lädchen, in welchem man seine nötigen Einkäufe erledigen konnte. In der dürftigen Touristeninformation besorgte ich mir einige Wanderkarten und informierte mich über den nächsten Elektronikshop in der Nähe. Leider stellte sich heraus, dass ich dafür bis nach Port Angeles fahren musste und ich entschied mich diesen Plan auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen.

Gegen Abend klingelte ich schließlich bei meiner Mutter und Charlie. Ich hatte ihr am Morgen telefonisch versprochen zum Abendessen vorbeizuschauen. Renesmee öffnete und sah mich einen Moment verwirrt an, bevor sie mich zur Tür hereinließ.
„Ich sag' kurz Charlie bescheid, dass du da bist...", murmelte sie und verschwand in einen der hinteren Räume. Etwas verloren stand ich nun am Treppenaufgang zwischen der Haustür und dem anscheinend angrenzenden Wohnzimmer. Als ich meinen Blick zum kleinen Wohnbereich gleiten ließ, konnte ich es mir nicht nehmen, mir die Bilder an der Wand anzusehen. Da war Isabella, etwa 17 Jahre alt. Blass, aber deutlich normaler aussehend, als ich sie kennen lernen durfte.
Gerade ging ich zum nächsten Bild weiter, als meine Mutter mit Schwung ins Zimmer getauscht kam. Sie schien so glücklich und gelassen. Ich schloss meine Arme um sie.
„Mi Niña, was hast du heute gemacht?", fragte sie während sie mich mit sanfter Gewalt in die Küche schob.
„Ich war im Reservat und habe eine kleine Tour durch Forks gemacht. Deine Schule ist sehr schön, Renesmee."
„Oh, Ness geht nicht in die Forks High. Edward und Rosalie geben ihr Heimunterricht.", äußerte sich Charlie. Ich gab einen überraschten Laut von mir, beließ es jedoch dabei.
„Du isst doch hier?", fragte meine Mutter, während sie mich auf einen Stuhl schob und mir einen Teller vor die Nase stellte. „Du siehst so furchtbar dünn aus. Hast du denn gar nichts gegessen?"
„Mum...", tadelnd blickte ich meine Mutter an, „Ja, ich habe immer was gegessen und außerdem würdest du mich eh nicht eher gehen lassen, bis ich vollständig satt bin! Ich hab' ja versprochen zu bleiben."
„Ness, komm, setz dich doch. Carlisle kommt dich gleich holen und wir wollen ihn ja nicht warten lassen."
Meine Mutter überging meine Wiederworte einfach und schaufelte Renesmee und mir je eine große Portionen Nudelauflauf auf den Teller. In schweigender Manier aßen wir auf und ich wollte gerade dabei helfen den Tisch abzuräumen, als es an der Tür klingelte.
„Nelida, wärst du so freundlich und könntest Carlisle gerade hineinlassen?", fragte mich Charlie. Ich nickte und ging rasch zur Tür.
Als ich sie öffnete kam mir eine Welle kalter Luft entgegen und ich musste mit schrecken feststellen, dass es schon stockfinster war. Kurz auf diesen Blitzgedanken erkannte ich einen Mann in weißem Hemd und heller Hose. Das musste Carlisle sein.
Man konnte sagen was man wollte, aber Carlisle gehörte zu der Sorte Mann, die man als unbeschreiblich heiß beschrieb. Seine blonden Haare, die er am Morgen wahrscheinlich etwas mit Gel fixiert haben musste, hingen unordentlich in seinem Gesicht, seine blasse Haut schien wie Marmor und doch unglaublich weich, sodass ich mich in Gedanken zurechtweisen musste ihm über diese zu fahren. Neben seinem durchtrainiert erscheinenden Körper viel mir noch etwas auf. Seine honiggoldenen Augen, die durch einen dunklen Schatten getrübt wurden. Es war eine Farbe, wie ich sie noch nie gesehen hatte und mich in ihnen gefangen hielt. Er war so surreal und wunderschön, dass mir erst nach ein paar Sekunden zu lange auffiel, dass ich ihn unverhohlen angestarrt hatte. Peinlich berührt räusperte ich mich, merkte wie mir das Blut in die Wangen schoss. Wie peinlich.
„Ehm, komm doch kurz rein, Ness packt gerade ihren Kram zusammen.".
Hastig ging ich einen Schritt zur Seite, um ihm den Weg ins Warme nicht zu versperren. Er ging an mir vorbei, nicht ohne mich dabei aus den Augen zu lassen und wartete bis ich die Tür geschlossen hatte.
„Sie sind...?", fragte er und musterte mich von oben bis unten.
„Oh, Verzeihung. Nelida, Lucilas Tochter."
Ich reichte ihm die Hand, welche er im ersten Moment nur etwas irritiert anstarrte, bis er anscheinend begriff, dass er sie schütteln sollte.
Als er mir seine Hand gab erschauderte ich.
„Um Gottes Willen, wie lange standen Sie denn in der Kälte. Wollen Sie einen Tee?", fragte ich eilig und wollte schon in die Küche eilen, als eine Hand mich sanft zurückhielt.
„Das ist nicht notwendig. Ich bin gleich zu Hause, da werde ich mir", er zögerte, bevor er weitersprach, „einen Tee machen."
Er holte tief Luft und sah mich den Bruchteil einer Sekunde an, als wolle er mich zerfleischen. Doch dieser Ausdruck in seinen wunderbar goldenen Augen war so schnell da, wie auch wieder verflog. Ich war mir nicht Mal sicher, ob ich den Blick richtig gesehen hatte.
Als Renesmee kam, lächelte ich sie an und sie erwiderte meinen Blick mit einem kleinen Grinsen.
„Wie kommst du nach Hause Nelida?", fragte mich in dem Moment Charlie, der gemeinsam mit meiner Mutter aus der Küche trat.
„Ich laufe, schätze ich.", sagte ich und blickte auf die Haustür.
Ich wüsste, dass es eigentlich nicht die beste Idee war, kurz vor seinem ersten Arbeitstag im Wald verloren zu gehen, also ergriff ich selbst noch einmal das Wort und richtete mich an Carlisle.
„Könntest du mich gerade heimfahren? Ist nicht weit von hier."
Alle Augen lagen nun auf dem blonden Mann, der mich wieder einmal musterte.
„Klar, kein Problem. Ich kann Sie auch morgen zur Arbeit abholen – wenn Sie wollen."
Überrascht über die nette Geste nickte ich und bedankte mich.
„Mum, ich Ruf dich dann morgen Nachmittag an."
Ich drückte sie zum Abschied und verabschiedete mich auch von Charlie.

Stardust - Carlisle CullenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt