13.- Vergessen

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13.- Vergessen

„Hey, Kleines. Mi niña.“, weckte mich eine sanfte Stimme. Verwirrt blinzelte ich gegen das grässliche Licht der Neonröhren an.
Meine Mutter schwebte mit ihrem Gesicht über mir und ihre warmen Hände streichelten mir die Wangen. Verwirrt huschten meine Augen durch den Raum. Es war, als hätte ich etwas sehr wichtiges vergessen. Ich wusste nichts mehr, was in den letzten Minuten- oder waren es Stunden- passiert war.
„Wa-“, meine Stimme brach, mein Hals schmerzte höllisch.
„Shshsh... Wir rufen den Arzt mein Engel.“
Charlie warf mir einen kritischen, jedoch besorgten Blick zu.
Meine Mutter huschte aus dem Zimmer und kehrte mit einem Arzt zurück. Ich runzelte die Stirn.
Kannte ich ihn?
Er blickte mich mit einem sanften, doch durch und durch professionellen Blick an.
„Es schön, dich wieder wach zu sehen Nelida.“
Ich blinzelte verwirrt. Der blonde Arzt kannte mich?
„Ich bin Doktor Cullen. Wir sind Kollegen. Du hast eine leichte Gehirnerschütterung erlitten. Zusätzlich sehr starke Würgemale am Hals. Deinem Bein geht es soweit noch gut. Es hätte weitaus schlimmer enden können.“
Meine Hand fuhr zu meinem Hals.
-Wie?

„Du wurdest im Keller von Schwester Haileen gefunden. Alles deutet auf einen Raubüberfall hin, da einige wichtige Dokumente verschwunden sind. Du warst zur falschen Zeit am falschen Ort.“, gab der Arzt sachlich wieder.
Ich hatte etwas vergessen. Dich was war es?

„Engel, durch das Gehirnerschütterung sind einige Erinnerung'en einfach weg.“, sprach meine Mutter in gebrochenem Englisch. So sprach sie nur, wenn sie besorgt war.
Irritiert starrte ich an die Decke. Zu viel.
„Du solltest dich ausruhen. Dein Körper braucht die Erholung.“
Mein Blick traf ein paar honiggoldene und mein Herz wurde schneller. Es war als kannte ich diese Augen, als wäre da mehr gewesen.
Ich schüttelte energisch den Kopf, was meiner Mutter ein Lachen entlockte.
„Schlaf mein Engel, schlaf.“

*

Nach einer Woche durfte ich das Krankenhaus wieder verlassen. Mein behandelnder Arzt hatte mit meinem Kollegen Dr. Lemmon gewechselt, was mich innerlich auf unerklärliche Weise traurig gemacht hatte.
Auf Charlies Drängen hin hatte ich zugestimmt in Bellas altem Kinderzimmer zu bleiben, solange der Verbrecher noch nicht geschnappt worden war.

So saß ich nun beim Abendessen und beobachtete aufmerksam meine neue "Nichte" Renesmee. Etwas war mir entfallen.
„Sag, was ist eigentlich das Ding da zwischen dir und Carlisle?“, fragte meine Mutter plötzlich.
„Was?“, lachte ich verwirrt auf.
„Na in den vergangenen Wochen. Was war da?“, grinste meine Mutter und tat mir eine weitere Portion Auflauf auf den Teller.
Ich musste aussehen, als hätte sie mit gerade erzählt, dass ich der König von Spanien war, denn auch Renesmee fing an zu kichern.
„Carlisle und Nelida führen lediglich eine kollegiale Beziehung, Lucila“, kam mir Charlie zu Hilfe.
Renesmee legte den Kopf schief und betrachtete mich eingehend, als hätte sie auch etwas vergessen.

Nach dem Abendessen klingelte es auch an der Tür. Das musste Carlisles sein. Ich öffnete die Tür, um ihn herein zu lassen, doch zu meiner Verwunderung stand dort mein Ex-Freund.
„José, was machst du denn hier?“, fragte ich überrascht.
„Ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte nicht so ausrasten dürfen. Es ist sicherlich viel zu viel für dich, mit der ganzen Wolfssache. Dabei sind wir nicht mehr zusammen. Ich habe überhaupt kein Recht dich so zu behandeln, habe mich ja noch nicht mal auf dich geprä-“
„Halt, halt, halt. Was redest du denn da bitte für einen Unsinn? Seit wann bist du denn in der Stadt?“, lachte ich verwirrt.
Schockiert sah er mich an.
„Weißt du nicht mehr-“
Sein Blick fiel auf Renesmee, die ihn interessiert anblickte.
„Ihr wisst es alle nicht mehr?“, fragte er mehr sich, als mich. Er drehte sich zu dem schwarzen Mercedes um, der gerade in der Einfahrt parkte. Carlisle stieg aus dem Wagen und musterte José konzentriert.
„Hey Carlisle, darf ich dir José vorstellen?“
Der Arzt nickte dem braun gebrannten Toba-Argentinier zu, eine gewisse Kühle umspielte die Züge beider.
Ich räusperte mich leise und schlang meine Arme um mich. Es war kalt geworden, es ging auf Dezember zu und der erste Schnee blieb schon liegen.
„Ich hole deine Sachen Ness.“, murmelte ich und rettete mich in das schützende Warm des Hauses.
Schnell hatte ich Renesmees Rucksack gefunden und steckte rasch ihre Schulbücher zusammen mit ihrem Federmäppchen hinein.
Auf dem Weg zur Tür holte ich ihr Handy von dem Ladekabel im Wohnzimmer. Eine Nachricht sprang mir ins Auge. Ich wusste es war falsch, doch ich konnte nicht anders, als sie zu lesen.

Stardust - Carlisle CullenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt