21.- Neue Wege

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21.- Neue Wege

Da ist ein Grund warum alle Dinge so sind, wie sie sind.
Bram Stoker hatte es schon damals in seinem Debütroman „Dracula" zu Punkt gebracht. Aber das Erläutern dieses Grundes, warum mein Leben enden musste, wurde mir nicht klar.
Vielleicht war es eine Laune der Natur, vielleicht der Wille eines Gottes. Ich hatte nie an Gott geglaubt, doch was ließ mich jetzt an irgendeiner Existenz zweifeln?
Aro wusste schon bevor er meine Hand nahm, dass ich ihn dafür verachtete, was er getan hatte. Meine Wut in Aktion auszudrücken wäre allerdings mein sofortiger Tod gewesen und das konnte ich nicht zulassen. Das könnte ich weder meiner Mutter noch Felicitas, gar Carlisle antun. Carlisle hatte besorgt einen Arm um mich gelegt. Er war sich bewusst, dass es nicht viel nützen würde, sollte ich mich dazu entschließen auf irgendjemanden in dem Raum loszugehen und dennoch ließ er mich nicht los.
„Warum?", meine Stimme klang hart wie Stein, die Frage kontrolliert und koordiniert. Meine blutroten Augen hatten den schwarzhaarigen Vampir fixiert und dieser beugte sich interessiert zu mir vor.
„Ganz einfach mein Liebe. Ich wollte mich vergewissern, dass eine Gabe wie deine nicht verloren geht, mich der Hoffnung hingeben, dich mit Chelseas Hilfe für uns zu gewinnen.", er stockte im Satz und seine Augen bekamen einen faszinierten Ausdruck.
„Chelsea, versuche sie zu blenden."
Carlisle verspannte sich, wollte vor mich treten, doch ich hielt ihn zurück.
Chelsea, eine kleine, sehr schmale Brünette, trat auf Geheiß des Meisters vor und konzentrierte sich sichtlich. Ich bemerkte, dass sich mein Hass, meine Angst in Dankbarkeit umwandelte und doch erkannte ich die große Lüge hinter dieser Art von Gefühlen. Mein Wille kämpfte dagegen an und irgendwann trat Chelsea einen Schritt zurück. Ihre Augen schimmerten missbilligend und sie machte einen äußerst frustrierten Eindruck auf mich.
„Es ist nicht möglich. Sie erkennt, dass diese Gefühle nicht wahr sind.", murmelte sie.
Aro lachte begeistert auf. Carlisle hielt mich noch fester an sich gedrückt. Ich ließ den Anführer nicht aus den Augen. Er war ein Meister- ein Meister der Lügen, das wusste ich. Doch hinter seinem beinahe kindlichen Lachen versteckte sich die Missgunst darüber, dass er mich nicht täuschen können würde. Ihm wurde bewusst, dass er mich nie dazu zwingen würde können zu bleiben, nicht so, wie er es ursprünglich geplant hatte. Es war eine Selbstverständlichkeit für ihn, dass alles nach Plan lief und er biss immer wieder auf Granit, wenn er den Cullens gegenüberstand. Carlisle hatte mir erzählt, was bei Bella geschehen war, wie die Volturi laut Alice angegriffen hätten, wenn sie ihre Vison und die Tatsache, dass Renesmee nicht gefährlich war, ignoriert hätten.

Aro war innerlich rasend vor Frustration, dass sah ich ihm an und selbst Caius schien mir in dem Moment friedlich wie ein Lamm. Meine Angst wuchs augenblicklich, als meine Schwester den Saal betrat. Ihr folgten die zierliche Gestalt von Alice und Emmett. Als ich Emmett erblickte, hatte ich kurz Angst Rosalie wäre auch hier. Ich hätte es nicht ertragen ihren enttäuschten Blick zu sehen aufgrund des gebrochenen Versprechens. Sie hatte es besser gewusst, genauso wie Alice, die mir einen kurzen Blick gefüllt von jeglichen Emotionen schenkte, dann Carlisle besorgt betrachtete und sich dann an Aro wandte.
„Alice, welch eine Freude.“, sagte der Vampirmeister und legte seine Aufmerksamkeit auf die elfenhafte Gestalt der kleinen Vampirin.
Naara hatte den Platz neben einem sehr bulligen Vampir eingenommen und war in einen dunkelgrauen Umhang gehüllt. Sie betrachtete mich interessiert, doch mit Abstand. Schon lange hatte sie verstanden, dass ich zur Zeit nicht gut auf sie zu sprechen war.
Alice hatte die Arme vor ihrem kleinen Körper verschränkt und ihre kurzen Haare machten einen ungeordneten Eindruck. Sie sah erschöpft aus und auch der bärenhafte Emmett sah abgekämpft aus.
„Wir sind hier um Carlisle und Nelida nach Hause zu holen.“, erklärte Alice. Sie taxierte Aro mit einem berechnenden Blick und reichte ihm dann auf eine kleine Geste seinerseits ihre Hand. Man sah ihm an, dass er es liebte alles zu sehen, was sie gesehen hatte, auch wenn Funken der Angst von Mal zu Mal in seine Augen huschten.
Er hatte Respekt vor der Macht, die alle Cullens zusammen hatten, auch wenn niemand von ihnen es jemals wagen würde die Volturi anzugreifen.
„So eine Verschwendung...“, hauchte er, als er ihre Hand losließ. Er blickte ein letztes Mal zu mir und wandte sich dann um.
„Verschwindet, bevor ich es mir anders überlege. Ich wünsche euch eine entspannte Heimreise.“
Aro würdigte uns keines Blickes mehr. Caius starrte missbilligend und sah aus, als hätte er mich von Anfang an lieber tot gesehen.
Mein Blick fiel ein letztes Mal auf meine Schwester. Sie erwiderte meinen Kontakt und lächelte gequält. Es tat ihr leid, das wusste ich. In all den Jahren war sie immer noch meine kleine Schwester geblieben.
„Naara...“
„Nelida...“
Ich ging, folgte Carlisle aus dem Saal.

Stardust - Carlisle CullenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt