14.- Hoffnung

1.7K 64 6
                                    

14.- Hoffnung

„Nelida, rede doch wenigstens mit mir.“, murmelte meine Mutter verzweifelt und griff nach meiner Hand. Noch bevor sie diese erreichen konnte, hatte ich sie zurück gezogen. Meinen Blick richtete ich stur aus dem Fenster. Draußen lag bereits der erste Schnee und der Himmel schimmerte bereits seit Tagen einem immer dunkler werdenden Grau.
Vielleicht kam es mir auch nur so vor, ich wusste es nicht. In meinem inneren herrschte eine leere, wie ich sie noch nie verspürt hatte.
Ich seufzte tonlos auf, als meine Mutter das Zimmer verlassen hatte. Doch ich hatte nicht lange Ruhe.
Mit einem seichten Klopfen kam eine elfenartige Gestalt die Tür herein. Alice folgend trat die wunderschöne Gestalt von Rosalie herein. Meine Augen streiften die beiden bekannten Figuren in der Tür.
„Hi Nelida“, klang eine summende Stimme.
„Hi...“, murmelte Rosalie.
Ich nickte leicht, abwesend und richtete meinen Blick wieder aus dem Fenster.
Alice kam in mein Sichtfeld und lächelte mild.
„Rose und ich sind hier, um etwas mit dir zu reden. Weißt du, deine Mutter macht sich schreckliche Sorgen um dich.“
Sie griff nach meiner Hand und ich zuckte leicht zusammen. Eiskalt.
Mein Blick traf den von Alice. Ihre goldenen Augen hatten einen bekümmerten Ausdruck, den ich nicht einordnen konnte.
„Ich möchte dir jetzt etwas erzählen. Aber du musst versprechen alles zu glauben und am besten nichts zu hinterfragen.“, erzählte Alice. Ich konnte nicht anders, als wie hypnotisiert zu nicken. Sie war so unglaublich schön, doch mein Inneres rumorte, sagte mir ich solle fliehen. Es war kein fremdes Gefühl, was mich verwunderte.
„Ich habe Vorahnungen. Naja, wie soll ich es anders nennen... Ich bin etwas anders, als andere Menschen.“, fing Alice an. Verwirrt blickte ich sie und Rosalie an.
„Sie hat Visionen, Nelida. Sie sieht Dinge und die bewahrheiten sich meistens.“, klärte Rosalie mich auf.
„Was...?“, murmelte ich irritiert.
„Shsh, erst zuhören, glauben und dann fragen.“, lächelte Alice milde.
„Also, wie fange ich am Besten an? Du fühlst dich zur Zeit schrecklich leer. Du hast etwas vergessen, aber du kannst dich nicht daran erinnern, was es war.“
Ich nickte, meine Augen vor Schreck aufgerissen.
„Hey, alles gut. Uns geht es genauso.“, sprach die schwarzhaarige auf mich ein.
„Wir haben alle etwas vergessen. Etwas, was sehr wichtig ist. Aber Alice konnte etwas sehen. Du bist ein sehr großer Teil unserer Zukunft, hättest du nicht vergessen, was in den letzten Wochen passiert ist.“, murmelte die Blondine.
„Aber wir wissen nicht, was mit unser allen Erinnerungen geschehen ist. Aus diesem Grund gibt es nur eine einzige Möglichkeit, dass du dich wieder findest.“
Alice strich mir über den Arm, während sich Rosalie erhob und zu dem Schreibtisch ging. Dort lagen immer noch die Flugtickets, sowie die gefälschten Dokumente. Mit einem eleganten Griff hatte die hübsche Blonde diese Papiere in der Hand und reichte sie mir.
„Du musst fort von hier. Der Fremde hat recht.“, sagte Alice beinahe nüchtern.
„Aber-“
„Hinterfrage es bitte nicht. Es wird alles gut werden. Deine Zukunft wird wunderbar, aber du darfst auch vor dem größten Rückschlag nicht zurückschrecken.“, unterbrach mich Alice. Ich griff nach den Dokumenten.
„Wir sehen uns wieder Nelida.“, lächelte Alice und erhob sich.
Auch Rosalie warf mir einen sanften Blick zu, bevor sie sich umkehrte und Alice aus dem Zimmer folgte. Ich blieb verdutzt sitzen und starrte die Papiere in meinen Händen an.
Sollte ich wirklich?
Mit einem Mal war ich entschlossen, wie nie zuvor. Die Leere in meinem Inneren wurde von etwas anderem verdrängt. Etwas anderem, viel besserem.
Hoffnung.

*

Ich winkte meiner Mutter und der Cullen Familie zum Abschied zu, bevor ich in die Security Schleuse ging. Es war ein schwerer Abschied, aber ich wusste, dass es besser werden würde. Und es stimmte.
Es war wie Schicksal, als ich im Flugzeug auf Jovin stieß. Er war ein wundervoller Mann, arbeitete bei einer Bank und es dauerte nicht lange, bis wir das erste Date, den ersten Kuss, die erste Nacht und anschließend das Ja-Wort miteinander teilten.
Unsere Hochzeit war ein schönes Erlebnis. Ich trug das Kleid meiner Träume und die späte Augustsonne tauchte die kleine Kapelle in ein wundervolles Licht. Die Lilien dufteten betörend und selbst Alice und Rosalie, begleitet von ihren Männern waren gekommen. Es war zwar traurig, dass Bella, Edward und Renesmee nicht kamen, aber besonders betrübt war ich, dass es Carlisle nicht schaffte. Ich wusste nicht warum, aber seine Anwesenheit traf mich besonders. Trotzdem war ich verdammt glücklich und es unser Glück wurde vollkommen, als ich am Tag meiner Hochzeit die ersten Zeichen meiner Schwangerschaft bemerkte. Natürlich wusste ich es schon länger, doch das Strahlen der Gesichter, als ich es an der Hochzeit offiziell machte, machten den Tag vollkommen.
Meine kleine Tochter machte mein Glück perfekt. Ich fühlte mich, wie der glücklichste Mensch auf Erden, als ich mein Glück in seiner Kinderwiege schlafen sah, mein Mann hinter mir und die Freudentränen meiner Mutter, die verzückt auf das kleine Wesen sah.
Der dritte Oktober war eine schweißauftreibende Nacht für alle gewesen, doch mein Baby ließ mich das je vergessen.
Charlie hatte ich selten so emotional, wie in diesem Moment gesehen und sogar Alice und Rosalie, die laut meiner Mutter jetzt zusammen mit ihrer Familie in Alaska lebten hatten es nach Bern geschafft, um meinen Engel zu sehen.
Meine kleine Felicitas.
„Ich hab dir ja gesagt, dass alles gut wird“
Das hatte Alice gesagt und ich glaubte ihr aus tiefsten Herzen.
Ich war eine junge Mutter mit gerade einmal fünfundzwanzig Jahren, doch ich zweifelte keine meiner Entscheidungen jemals an.
Jovin war ein wunderbarer Vater und ein wundervoller Ehemann. Wir teilten alles.
Aber in ruhigen Momenten, wenn ich Zeit hatte mich zu erinnern, fühlte es sich falsch an. Falsch, hier zu sein und ein glückliches Leben zu führen. In stillen Sekunden, wenn Felicitas schlief, mein Mann noch auf Arbeit war saß ich oft stundenlang am Fenster und starrte mit leeren Blicken in die atemberaubende Alpenlandschaft. Das Gefühl der unerklärlichen Sehnsucht wuchs von Tag zu Tag, sodass selbst Jovin bemerkte, dass etwas nicht stimmte.
„Schatz, was ist denn nur los mit dir?“, fragte er mich an einen diesen Tagen, als er mich wieder einmal im Wintergarten unseres gemütlichen Einfamilienhauses auffand.
„Ich weiß es nicht.“, antwortete ich matt und sah ihm in die blauen Augen. Diese blauen Augen, die so klar waren wie ein Bergsee.
Die Augen, die jedoch nicht seine waren.
Erschrocken über meinen Gedanken, der mir so plötzlich gekommen war, dass ich ihn nicht einordnen konnte, hatte angefangen zu weinen. Jovin war überfordert, aber tröstete mich wortlos, bis unser Engel anfing zu weinen. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und ging zu meiner Tochter. Sie brauchte mich jetzt.

Stardust - Carlisle CullenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt