26. Kapitel (Tris)

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»Wir finden einen anderen Weg«, sage ich und ich meine es ernst. Noch ehe mein letztes Wort verklungen ist, küsst er mich. Er umfasst mein Kinn und zieht mein Gesicht zu sich. Ich erwidere den Kuss energisch und lehne mich so gut es geht gegen ihn. Meine Hände zittern vor Kälte, doch ich ignoriere es und schlinge meine Arme um seinen Hals.

»Du lebst«, flüstere Tobias lächelnd, als mein Gesicht wenige Zentimeter vor seinem schwebt. Seine Hände wandern über meine Schultern, über meine Arme. Ich lehne mich vor, ganz nah an sein Ohr.

»Ich lebe«, hauche ich. Ich spüre seinen festen Griff auf meiner Haut. Seinen Atem an meinem Nacken. Ein erleichterter Seufzer geht durch meinen Körper. Er zieht mich enger an sich, sodass es ihm wegen seiner Verletzung wehtun muss, doch es scheint ihm egal zu sein. Meine Finger krallen sich in sein T-Shirt, während ich mein Gesicht gegen seine Brust drücke. Wir verharren einen Moment so, bis seine Atemzüge sich wieder entspannen. Er schiebt mich ein Stück von sich, legt seine Stirn an meine.

»Ich verspreche dir«, wispere ich mit geschlossenen Augen, »dass ich dich nicht verlassen werde. Niemals.«

Eigentlich braucht es Jahre, um eine so tiefe, vertraute Bindung zu einem Menschen aufzubauen. Denn normalerweise dauert es auch Jahre, bis man in genügend Situationen kommt, in denen das gegenseitige Vertrauen – die gegenseitige Liebe – auf die Probe gestellt wird. Doch unser gemeinsames Leben bestand bis jetzt fast nur aus solchen Momenten, weswegen unsere gemeinsame Zeit sich auch wie Jahre anfühlt.

Die Bestimmung - Letzte AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt