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G.M. : Ja. Ich rede aus eigener Erfahrung. Aber kannst du vielleicht erzählen, was das jetzt mit den Sprachen auf sich hat? Ich platze fast vor Neugierde. *lachen*

Sun Young : *lachend* Aso. Ja. Da war ja was.
Also meine Mutter, Stephanie, ist aus Österreich. Mein Vater, Dong Sun, aus Korea. Ich bin mit Deutsch und Koreanisch aufgewachsen. Mit 5 Jahren habe ich begonnen Koreanischunterricht zu besuchen und es fiel mir ziemlich leicht; ich war sehr schnell auf einem hohen Niveau für mein Alter. Weil ich mir dann auch im Deutschunterricht in der ersten Klasse leicht getan habe, besuchte ich ab der zweiten Klasse zusätzlich einen Englisch Sprachkurs. Ich kann alle drei Sprachen fließend sprechen. In Mathematik bin ich dafür grottenschlecht. Haha!
Mein Vater hat damals in einem österreichischen Krankenhaus als Herzchirurg gearbeitet, hatte aber keine besonders gute Stelle, denn er hatte oft Nachtdienste und musste einspringen. Er wollte mehr Zeit mit der Familie haben und auch für die Arbeit, die er erledigt, entsprechend bezahlt werden. Meine Mutter war zu der Zeit Kunstprofessorin an einem Gymnasium, das ist eine Schule, in der Middle und High School zusammengeschlossen sind und dauert acht Jahre; Volksschule ist in Österreich vier Jahre. Wir sind gut mit dem Geld ausgekommen, aber für das, was mein Vater geleistet hat, bekam er sehr wenig.
Auf jeden Fall hat er, als ich 9 Jahre alt war und das zweite Semester meines letzten Grundschuljahrs erst begonnen hatte, ich glaube es war Februar, ein Stellenangebot aus Korea bekommen. Er hätte sich zwar die ersten zwei Jahre hocharbeiten müssen, aber er hatte höhere Chancen auf eine bessere Stelle, die ihm auch erlaubt hätte, mehr Zeit mit uns zu verbringen. Meine Eltern haben dann diskutiert und meine Mutter war am Anfang dagegen, die genauen Gründe weiß ich allerdings nicht, aber sie hat dann eingewilligt. Unter der Bedingung, dass meine jüngere Schwester Sun Hi, die zu der Zeit in die zweite Klasse gegangen ist, und ich die Volksschule in Österreich fertig machen können, damit wir erstens nicht mitten im Schuljahr wechseln müssen und es für uns nach diesen vier Schuljahren sowieso einen Schulwechsel gegeben hätte und wir zweitens die österreichische Grundbildung haben würden. Ich weiß immer noch nicht, warum ihr das so wichtig war.
Meine Vater hat sich dann um alles gekümmert. Er hat ein Apartment gesucht und für mich einen Schulplatz und sich um das ganze Administrative gekümmert. Im Juli nach Sun His Geburtstag sind wir dann zu viert nach Korea geflogen, um meine Großeltern in Busan zu besuchen, da es bei uns noch immer Tradition ist, einen Monat im Sommer bei Oma und Opa zu verbringen. Nur sind Mama und Sun Hi dann zurück nach Österreich geflogen und Papa, Halmeoni und ich nach Seoul gefahren. Da mein Vater in den ersten zwei Jahren viel arbeiten musste und meine Mutter bis zum Volksschulabschluss von Sun Hi mit ihr in Wien war, hat meine Oma auf mich aufgepasst und sich um mich gekümmert. Ich habe immer noch ein sehr gutes Verhältnis zu ihr und sie hat mir auch Kochen beigebracht, was zu einem Hobby von mir wurde.
Ich habe dann noch zwei Jahre lang eine Primary School in Seoul besucht, die darauf aufgebaut war, vor allem Schüler mit Muttersprache Deutsch aufzunehmen. Der Unterricht dort war dann sowohl auf Deutsch wie auch auf Koreanisch gehalten.
Dann habe ich auf eine private Middle-School gewechselt und den Abschluss an einer privaten High-School gemacht. Die 6 Jahre lang habe ich weiterhin neben der Schule Klassen für Muttersprache Deutsch besucht. Und jetzt studiere ich Germanistik an der Korea University, weil ich später, wie vorher schon erwähnt, Deutschlehrerin werden und nebenbei als Dolmetscherin tätig sein möchte.
Ja. Was den Namen Sam angeht: Meine Eltern haben sich nicht darauf einigen können, ob ich einen koreanischen oder deutschen Namen bekomme. Deswegen habe ich zwei Namen. Meinen koreanischen, den du ja schon kennst, und meinen deutschen, Sophie Angela. Die Einzigen, die mich noch Sophie nennen, sind meine Mutter und meine Großeltern aus Wien. Manchmal nennt mich auch meine Schwester Sun Hi bei meinem deutschen Namen. Sie heißt Vanessa mit deutschem Namen, wir rufen sie aber auch Nessi und Vani.
Auf jeden Fall setzt sich der Name Sam aus den Initialen vom Familiennamen Moon und denen meines deutschen Namens zusammen. Tada! Jetzt kennst du meine halbe Lebensgeschichte. *lachen*

Online-Dating mit BTS | unbeendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt