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Yoongi geht auch gleich auf Byung Ho zu und umarmt ihn. Irritiert sehen wir anderen ihm dabei zu. Okay, wann haben sich die zwei angefreundet? Das scheint nicht nur mein Gedanke zu sein, denn Hoseok spricht ihn sofort aus, mit einem eisigen Unterton, welchen Yoongi gekonnt ignoriert und schmunzelnd antwortet.

„Ich hab ihn ja damals aus dem Café gezerrt. Danach sind wir dann ins Gespräch gekommen. Er wusste nicht mal, wer BTS ist. Das hat es nur noch lustiger gemacht." Yoongi zeigt uns sein Gummy-Smile, während er lacht. Okay. Was haben wir verpasst?

Jimin ist der erste, der seine Überraschtheit überwindet und gut gelaunt Byung Ho begrüßt: „Freut mich! Ich bin Jimin. Dann lasst uns doch mal zu der Idiotengruppe zurück gehen, damit du die anderen auch kennenlernen kannst."

Das Spiel von vorhin ist vergessen und jeder unserer nun fünfköpfigen Gruppe nimmt einfach einen Teil der Einkäufe und wir machen uns auf den Weg zurück zum Haus.

Ich bilde mit Hoseok das Schlusslicht. Immer wieder lasse ich meinen Blick zu ihm gleiten, doch seiner ist auf Byung Ho geheftet, der sich ernst über etwas mit Yoongi unterhält. Jimin geht vorne und scheint es wirklich eilig zu haben, denn der Abstand zwischen uns und ihm vergrößert sich immer mehr.

Nach einem kurzen Kontrollblick nehme ich Hoseoks Hand in meine und verschränke unsere Finger miteinander. Kurz zuckt er zurück, doch ich halte ihn nur noch fester. Ich scheine ihn aus seinen Gedanken gerissen zu haben. Er sieht zu mir rüber und schenkt mir ein kleines Lächeln.

„Was geht gerade in deinem Kopf vor?", frage ich etwas besorgt. Er wiegt den Kopf hin und her, als würde er überlegen, ob er mir davon erzählen soll oder nicht. Schließlich seufzt er und beginnt leise: „Ich weiß nicht, was ich von Byung Ho halten soll. Die Vorstellung, ihn in deiner oder auch der Nähe der Gruppe zu haben, gefällt mir nicht."

Auf der einen Seite möchte ich ein gutes Wort für Byung Ho einlegen, auf der anderen verstehe ich Hoseok allerdings. Er denkt wahrscheinlich das gleiche wie Jungkook damals bei mir.

„Versuch ihn doch mal kennenzulernen. Damit machst du dir ein Bild von ihm und kannst vielleicht etwas entspannter in seiner Gegenwart sein und brauchst dir nicht so viele Gedanken darüber zu machen. "

Hobi nickt. Ich ziehe seinen Handrücken hoch und drücke einen Kuss darauf, was ihn breit lächeln lässt. Ich sehe wieder nach vorne und bemerke, dass Jimin über alle Berge verschwunden ist und Yoongi mit Byung Ho auf uns wartet.

„Ihr seid so langsam. Hört auf zu flirten und seht zu, dass ihr an Tempo zulegt!" Grumpy Yoongi is back.

Ich fange allerdings zu lachen an, während Hoseok frech zurückgibt: „Dann leg du mal ein bisschen Tempo beim tanzen zu." Yoongi schnaubt nur genervt, dreht sich um und stolziert davon, Byung Ho dicht auf seinen Fersen.

Wir wollen uns nicht mit Yoongi anlegen und beeilen uns daher, schnell zum Haus zurückzukommen. Dort angekommen werden uns auch schon die Einkäufe abgenommen.

„Ihr seid echt lahm! Anders kann ich es mir nicht erklären, dass Jimin mit seinen kurzen Beinchen schneller war als ihr!", beschwert sich Jungkook. Von Jimin hört man nur ein lautes: „Hey!", was alle zum Lachen bringt.

Wir gesellen uns zu den anderen in den Garten und werden auch gleich dazu eingeteilt, Gemüse für das Essen zu schneiden. Somit fängt Byung Ho nun Seokjins Aufmerksamkeit ein, der diesem auch gleich die Hand hinhält: „Annyeong! Du musst Byung Ho sein. Freut mich! Jimin hat uns gleich erzählt, dass du heute dabei bist. Ich bin Seokjin. Du kannst den zwei Turteltäubchen gleich beim schnippeln helfen! Und Yoongi, hilf mir mit dem Griller und steh nicht einfach so in der Gegend rum!" Während sich Jin aufregt, macht er eine Handbewegung, die so typisch Ahjussimäßig ist, dass Hoseok und ich zu kichern beginnen.

Yoongi murrt, geht aber zum Griller und hilft ihm, während Byung Ho nur verloren aussieht und ich ihn zu uns winke. Hoseok verkrampft sich etwas, aber er setzt ein freundliches Lächeln auf.

Wir schneiden eine Zeit lang im Stillen, bevor Hobi versucht ein Gespräch anzufangen. „Du bist also Schwimmer?", fragt er leise. Neugierig sehe ich auf und bemerke, wie Byung Hos Augen zu leuchten beginnen. Das hat sich seit unseres Abschlusses also nicht geändert.

„Ja! Es ist mein Traum, mich für die olympischen Spiele qualifizieren zu können. Deswegen bin ich auch hier. Es findet bald ein wichtiger Wettkampf in Seoul statt und darauf muss ich mich gut vorbereiten, deswegen wurde ich vom College freigestellt, um trainieren zu können. Mein Stipendium hängt auch davon ab, auch wenn ich mit dem Wintersemester wieder komplett zurück komme."

Verdutzt hebe ich wieder meinen Kopf. Was? „Wieso möchtest du denn wieder herkommen? Ich dachte, dir gefällt es in den USA und dass du dort ein besseres Training bekommst als hier?"

Er wiegt seinen Kopf etwas hin und her, bevor er antwortet: „Weißt du, es ist schon etwas einsam dort drüben. Ich bin die meiste Zeit mit Lernen und Training beschäftigt, ich komme fast nicht dazu, jemanden kennenzulernen. Meine schüchterne Art hilft mir da auch nicht weiter. Es gefällt mir dort, ja, aber hier ist mein Zuhause, hier fühle ich mich vollends wohl. Außerdem habe ich nach meinen Leistungen bei amerikanischen Wettkämpfen neue, bessere Angebote von koreanischen Schwimmteams bekommen. Und die Chance ergreife ich jetzt."

Ich kann ihn verstehen. Auch wenn ich meine Kindheit in Österreich verbracht habe, ist Korea meine Heimat. Hier sind meine Leute, hier fühlt sich mein Herz vollkommen.

Auch Hoseok nickt verständnisvoll und zu meiner Verwunderung legt er Byung Ho eine Hand auf die Schulter. „Für seine Träume kann man alles tun. Wichtig ist jedoch, dass man sich selbst treu bleibt."

Mein ehemaliger Schulkollege lächelt ihn dankbar an, bevor er uns fragt: „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?"

Hobi und ich sehen uns an und beginnen beide zu grinsen. „Online-Dating."

Byung Ho hat anscheinend nicht mit dieser Antwort gerechnet. Seine Augenbrauen schießen in die Höhe. „Wie jetzt? Du hast ein Idol online kennengelernt?" Er sieht verwirrt aus.

Lachend kläre ich ihn auf: „Ja! Und er hat sogar den Namen eines Idols verwendet. Den des Maknaes. Du kannst dir sicher vorstellen, wie durcheinander ich war, als er mich angeschrieben hat."

Er wirkt nach wie vor verwirrt, dennoch fasst er das ganze gut zusammen: „Online-Dating mit BTS also."

„So könnte man es nennen, ja." Nun lachen wir alle drei.

Noch während wir uns darüber amüsieren, höre ich Seokjin nach mir rufen: „Sun Young-ah! Kannst du mir bitte in der Küche helfen? Der Rest hier ist unfähig." Von einigen kommt Einspruch.

Grinsend springe ich auf, drücke Hobi noch einen Kuss auf und laufe freudig zu Seokjin. Mit meinem Bias gemeinsam kochen. Das lasse ich mir nicht entgehen!

Online-Dating mit BTS | unbeendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt