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Nach dem informativen, indirekten Gespräch mit Sara, habe ich auf den Schulgängen nach Raphael Ausschau gehalten, ihn aber nicht gefunden. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich jetzt vor seiner Haustüre stehe. Die Adresse habe ich von Dad. Er dachte, ich hätte ein Date mit ihm und meinte dann, dass zu seiner Zeit noch die Jungs die Mädchen von zu Hause abgeholt haben und nicht die Mädchen die Jungs. Ich habe schnell versucht mich herauszureden, indem ich gesagt habe, dass ich ihm die Schulsachen bringe, die er heute verpasst hat.  Innerlich habe ich mich verflucht, dass ich daran nicht in der Schule schon gedacht habe. Dann hätte ich jetzt wenigstens einen Beweis.

Dad hat nur grinsend genickt und "Ja klar" gesagt. Als ich mich dann auf den Weg gemacht habe, hat er mir "Viel Spaß bei deinem Schuldate" hinterhergerufen. 

Jaaaa, es war ziemlich peinlich. Hoffentlich redet er nicht mit Raphaels Mutter in der Arbeit darüber. 

Ich muss all meinen Mut zusammennehmen, um an der Haustüre zu klingeln und bete, dass mir nicht Raphaels Mutter öffnet. Ich könnte ihr nicht in die Augen sehen. Nicht, solange ich immer noch Dads schadenfrohes Gesicht vor Augen habe. Ich werde den Gedanken nicht los, dass Dad mich doch besser kennt, als ich glaube. 

Zum Glück ist es nicht Raphaels Mutter, die mir die Türe öffnet, sondern ein kleines Mädchen. Sie muss um die sieben Jahre alt sein. Aus großen Rehaugen sieht sie mich an. Sie hat kleine Hamsterbacken und eine kleine Stupsnase. Ihre pechschwarzen Haare erinnern mich an die von Raphael und in ihren braunen Augen liegt dasselbe vertraute Funkeln. "Ist Raphael da?", frage ich sie und versuche so freundlich wie möglich zu klingen. Für eine Weile schaut mich das Mädchen neugierig von oben bis unten an und ein Lächeln breitet sich dabei auf ihrem runden Gesicht aus. "Bist du seine Freundin?", fragt sie mich. Ich muss ein Lachen unterdrücken. Mit so einer Frage habe ich nicht als erstes gerechnet. "Nein, ich gehe nur mit ihm zusammen zur Schule. " 

Das Mädchen legt den Kopf schief.

"Aber das heißt, ihr seht euch oft. Also kannst du das Mädchen sein, in das er verliebt ist. Jeder merkt, wenn Raphael verliebt ist. Er flucht dann immer sehr oft und rennt an Türen, weil er in Gedanken ständig bei dem Mädchen ist"

"Okay, das reicht, Zoe. Entlass Amber aus deinem Kreuzverhör", ertönt eine männliche Stimme. Raphael erscheint hinter dem kleinen Mädchen und ein Lächeln stiehlt sich bei seinem Anblick auf mein Gesicht. 

"Amber, das ist meine Schwester Zoe. Zoe, das ist Amber. Wir gehen zusammen zur Schule", stellt er uns gegenseitig vor. "Und jetzt ab mit dir zurück ins Wohnzimmer", wendet er sich an seine Schwester und schiebt sie sanft zurück ins Haus. 

Doch bevor er sich versieht, schlüpft Zoe unter seinen Armen durch und stelllt sich direkt vor mich. "Du bist das Mädchen, das er mag." Mit diesen Worten verschwindet sie kichernd zurück im Haus.

Raphael und ich bleiben allein in dieser peinlichen Situation zurück.  Er kratzt sich unsicher am Kopf und schaut verlegen zu Boden. Seine Lippen umspielt ein sanftes Lächeln. Als er mich schließlich ansieht, sind die tiefen, blauen Ringe unter einen Augen das erste, das mir auffällt. "Was machst du hier, Amber?", fragt er mich mit ruhiger Stimme und sieht mich aus seinen wunderschönen Augen an. "Du brauchst jemanden zum reden. Deshalb bin ich hier." 

Mindless - Eine Party.  Eine falsche Entscheidung. Eine ewige SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt