November
Draußen ist es eisig kalt, deswegen streife ich mir meine warme Winterjacke über und schlüpfe in meine warmen Boots, beim Vorbeigehen an der Kommode schnappe ich mir noch meinen Rucksack und wickle mir einen Schal um den Hals. Ich ziehe die Wohnungstür hinter mir zu und schließe ab. Zitternd laufe ich die Treppen hinab, wenn es schon im Stiegenhaus so kalt ist, wie kalt ist es dann bitte draußen? Ich bekomme die Kälte wenige Sekunden später zu spüren als ich die Eingangstür aufreiße und ins Freie trete.Kurz überlege ich ob ich mich nochmal in meine warme Wohnung verziehen sollte, aber ich will es nicht reskieren meinen Zug zu verpassen, deswegen stecke ich meine mittlerweile schon kalten Hände in die Seitentaschen meiner Jacke und mache mich in einem schnelleren Tempo als sonst auf den Weg zum Bahnhof, ich würde mich in der Halle dort aufhalten können um nicht zu erfrieren. Sonst würde ich diesen Zug in die Arbeit nehmen aber ich habe 3 Wochen frei und deswegen fahre ich nachhause, zu meinen Eltern und meinen Bruder, ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen es wird wieder Zeit und ich freue mich wahnsinnig darauf.
Ich würde einmal umsteigen müssen, deswegen fahre ich die normale Strecke wie sonst immer und werde dann den Zug von dort aus weiter nehmen, nach Richtung Heimat. Ich wohne drei Stunden entfernt von meinen Eltern in einer anderen Stadt, ich wollte mehr selbständig sein und alleine leben, ich hätte mir auch näher an meiner Familie eine Wohnung nehmen können und einen Job suchen können, doch ich wollte in die Stadt und habe hier einen guten Job, ich würde mich nicht anders entscheiden wollen. Ich will nicht sagen das ich für immer hierbleibe, nein ich werde sicher nachhause zurückgehen, irgendwann, aber ich bin 19 ich will etwas erleben und ich liebe es hier.
Es war damals vor einem Jahr eine nicht leichte Entscheidung wegzuziehen aber ich bin froh es getan zu haben, ich habe hier Freunde und ein selbstständigeres Leben. Trotz allem freue ich mich sehr auf meine Familie und meine alten Freunde und ich freue mich darauf Weihnachten zu Hause zu verbringen.Es ist nicht so weit zum Bahnhof, deswegen gehe ich immer zu Fuß, aber wenn es so kalt ist würde ich meine Wohnung am liebsten überhaupt nicht verlassen. Ich liebe zwar den Winter und ich liebe es wenn es schneit, aber diese Kälte kann ich überhaupt nicht leiden, aber wäre doch komisch wenn es zu Weihnachten warm wäre. Ich steige die einzelnen Treppen zur Bahnhofshalle hinauf und vor mir trennt sich auch schon die Schiebetür in zwei Hälften und ich trete in das Warme Gebäude ein, entziehe meine Hände den warmen Jackentaschen und erinnere mich daran Handschuhe zu kaufen, die habe ich bitter nötig.
Die Halle ist leer, bis auf einen Mann mit Mantel der mit dem Rücken zu mir sitzt, normal betrete ich diese Halle hier nicht, sie stinkt und ich hasse diese braunen Fließen, sie ist auch nicht relativ groß und der Zug-Ticket-Automat, der sich auf der rechten Seite in der Mitte an der Wand befindet, funktioniert auch nicht immer, deswegen kaufe ich mein Ticket am Automat im Zug. Ich setze mich auf eine leere Bankreihe und ziehe den linken Ärmel ein Stück hoch um auf meine Uhr blicken zu können. Es ist halb 5, nur noch eine viertel Stunde.
Ein paar Minuten vorm Eintreffen des Zugs, erhebe ich mich und schlendere aus der Halle zum Bahnsteig hinaus, als die Schiebetür aufgeht, trifft mich wieder die Kälte und ich vergrabe meine Nase im Schal. Ich trete von einem Fuß auf den anderen um mir die Zeit zu vertreiben, da höre ich auch schon den Zug von weitem und eine kurze Zeit später fährt er ein, ich warte bis er zum Stehen kommt, bis ich den grünen Knopf drücke damit sich die Türen öffnen und ich wieder ins Warme steige. Sofort begebe ich mich zum Ticketautomaten, und tippe mein Wunschziel ein, schultere meinen Rucksack ab und suche meine Geldtasche, als ich schließlich den ganzen Inhalt durchgewühlt habe und sie noch immer nicht finden konnte, bekomme ich Panik >Scheiße<, flüster ich leise. Der Mann hinter mir räuspert sich, dem dauert es auch schon zu lange. Plötzlich erkenne ich im Augenwinkel einen Schatten neben mir, der Mann hinter mir ist zu mir nach vorne getreten
>Kann ich dir helfen?<
>Eh, Ich finde meine Geldbörse gerade nicht, Sie können vor mir Ihr Ticket kaufen<, versuche ich die Angelegenheit nicht so aussehen zu lassen, als ob ich kein Geld hätte. Ich wende mich ab und krame erneut in meinem Rucksack herum, ich habe sie doch eingepackt wo ist sie denn?
Erleichtert atme ich auf als ich den roten Stoff meiner Brieftasche entdecke. Ich wusste doch das ich sie ganz bestimmt nicht vergessen hatte, denn das wäre ziemlich doof gewesen.
Der Mann vor mir im schwarzen Mantel, beugt sich gerade runter um sein Wechselgeld aus der Lade zu nehmen als er sich dann umdreht und mir ein Ticket vor die Nase hält.>Hier<
Dabei blicke ich das erste Mal zu ihm auf, was für ein schönes Wesen.
Er hat markante Wangenknochen und seine grünen stechenden Augen lassen sein Gesicht noch schöner wirken.
Als er merkt das ich starre, blitzt ein kurzes Lächeln auf seinem Gesicht auf.>Ich, eh, ich habe meine Geldtasche gefunden<, stottere ich.
>Jetzt habe ich schon gezahlt<, er zuckt mit den Schultern, als ob es das normalste wäre einer Fremden ein Zugticket zu kaufen.
>Danke, wirklich, jetzt bin ich Ihnen wohl etwas schuldig<, lache ich, langsam fange ich mich wieder.
>Schon in Ordnung<, dabei steckt er sich das Wechselgeld in die Hosentasche seiner Skinny Jeans.
Als er seinen Blick hebt, und mir direkt in die Augen schaut, muss ich zu Boden blicken, so beschämt fühle ich mich.>Kommt ja nicht alle Tage vor das man einer jungen Lady, das Zugticket zahlen darf<, fängt er den Smalltalk wieder auf.
Ich muss lachen und er stimmt mit ein.
Er hat ein wunderschönes Lachen, ein tiefes aber wunderschönes.
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Trainy Day [HS]
Fanfiction„Ich steige hier aus" „Ich auch" „Was für ein Zufall" Kein Zufall Als sich Elaria auf den Weg nach Hause macht , um ihre Eltern zu besuchen, begegnet sie auf dem Bahnhof einem mysteriösen Mann, hätte sie doch geahnt wie eiskalt er ihre Naivität ausn...