8

50 8 0
                                    

>I-Ich weiß nicht<, meine Finger knacksen, als ich sie umdrehe nur um zu versuchen meine Nervosität zu verbergen.

>Denk nach<, er geht erneut neben mir am Bett in die Hocke, automatisch halte ich die Luft an.

>Wenn jemand, jemanden entführt, was meistens Mädchen betrifft<, ich stocke kurz und muss schlucken.
>werden sie entweder ermordet<, ich schließe die Augen nur um ihn dabei nicht anschauen zu müssen. >vergewaltigt oder solange festgehalten bis man sie freilässt wenn man... genug von ihnen hat.<

Ich lasse meine Augen noch einen Moment geschlossen ehe ich den Versuch wage und zu ihm blicke.
Ein leichtes Lächeln liegt auf seinen Lippen.
>Richtig<
>Nun bleibt nur die Frage übrig, was ich mit dir vorhabe<

Mein Mund öffnet sich leicht, als ich ihn plötzlich wieder schließe da er fortfährt.

>Möglichkeit eins<, er scheint kurz nachzudenken schüttelt dann aber den Kopf.
>Nein, so ein Monster bin ich nun auch wieder nicht.<

Er ist ein Psychopath

>Zwei<, er trommelt mit den Fingern am Bettrand, als wüsste er genau welche Wirkung er auf mich hat und ja er weiß verdammt genau welche Wirkung er auf mich hat.
>Denkst du ich wäre dazu in der Lage?<

Als ich nicht antworte schlägt er mit seinen Ringen gegen das Holz was mich aufzucken lässt.
>Denkst du ich wäre dazu in der Lage?<, wiederholt er in einem verstärkten Ton.

Meine Augen treffen auf seine, die gebannt auf meine Antwort warten.
>Ja<

Lächelnd schüttelt er den Kopf und steht plötzlich auf.
>Schlaf gut, Elaria<, damit dreht er sich um, worauf er im Türrahmen noch kurz stehen bleibt.

>Möglichkeit 3, keine Chance<, damit schließt er die Tür und dreht den Schlüssel um.

Er lässt mich völlig zitternd zurück.
In dieser Nacht schlafe ich so gut wie gar nicht, stundenlang wälze ich mich im Bett umher, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.
Mein Kissen durchnässt von den vielen Tränen die ich nicht stoppen konnte. So durchnässt das ich anfing, den Polster hin und her zudrehen um trockenen Stoff zu finden. Mein Bademantel war schlussendlich die einzige Möglichkeit meine Tränen zu stoppen.
Irgendwann stand ich auf um mir aus der Kommode etwas überzuziehen.
Ehe ich mich wieder ins Bett legte und die elenden Gedanken mich wieder einholten.
Was er vorher zu mir gesagt hat, will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.
In einer Sache bin ich mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicher, nämlich das er es zu hundert Prozent ernst gemeint hat.
Ich frage mich ob es leichter wäre, wenn ich wüsste was er vorhat, was mich erwartet, anstatt im Ungewissen damit leben zu müssen was passieren könnte.
Er gibt mir zu Essen und zu Trinken, ich könnte fast behaupten das er sich um mich kümmert, fürsorglich ist. Auf was will er hinaus? Wieso macht man so etwas? Ich kann nur hoffen, dass meine Eltern inzwischen bemerkt haben müssen, dass etwas nicht stimmt. Mir versetzt es einen Stich ins Herz wenn ich daran denke, wie sie am Bahnhof auf mich gewartet haben um mich zu empfangen, ich jedoch nie aufgetaucht bin. Ich bin mir sicher dass sie sich inzwischen Sorgen machen. Ich bin eine Person die ihr Handy einfach immer dabei hat, es nie ausschaltet oder nicht abhebt, sie wissen das etwas passiert sein muss, ganz sicher und sie werden handeln. Ich kann nur hoffen, dass er einen Fehler gemacht hat oder noch machen wird. Ich habe doch keine Chance von hier zu flüchten, um wo um alles in der Welt bin ich  eigentlich?, was ist das für ein Ort versteckt irgendwo im Wald.

Meine Fingernägel krallen sich in die Haut an meinem Arm und hinterlassen blutige Abdrücke, so kann ich die ganze Angst einen kurzen Moment durch Schmerz ersetzen, wenn auch nur für einen kurzen Moment, ehe mich wieder alles einholt.

Ich krieche an das Ende vom Bett, sodass ich mit dem Rücken an der Wand lehne.
Meine Arme umschlingen meine angewinkelten Beine, so sitze ich da, starre an die Wand vor mir.

Irgendwann muss es draußen hell geworden sein, ich habe es gar nicht gemerkt.
Als ich mich vom Bett aufsetze um ans Fenster zu gehen, merke ich erst wie lange ich wohl in dieser einen Position gesessen haben muss, mir tut alles weh.
Draußen bedeckt der dichte Nebel die Baumkronen. Es wirkt düster, es passt nahezu perfekt zu meiner Stimmung.

Die Angst holt mich wieder ein, wann wird er nach mir sehen?
Als ich das Umdrehen des Schlüssels an der Tür höre, schließe ich die Augen und klamme mich am Fensterbrett vor mir fest.
Er wird mir nichts tun, in diesem Moment fürchte ich mich nicht, der Blick auf den Wald löst etwas Beruhigendes in mir aus, das es mir in diesem Moment egal scheint was als Nächstes passiert.
Erst seine Stimme bringt mein Herz wieder zu schlagen.
Ich muss wohl die Luft angehalten haben, als ich ausatme beschlägt sich das Fensterglas vor mir, was meine Sicht auf den Wald ein wenig verblassen lässt.

Er ist zu mir gekommen, lehnt neben mir an der Wand, einen Arm neben meinen ebenfalls auf dem Fensterbrett stützend und ich zucke nicht mal weg.
Wie kann es mir so gleichgültig sein das er neben mir steht?, einfach zu schwach um mich auch nur im geringsten gegen ihn zu wehren.

>Du bist schon wach<, erst da zucke ich zusammen und löse meine Hände vom Brett, sie zittern. Ich mache einen Schritt zur Seite um etwas Abstand zu schaffen.
Ihm scheint es nicht zu wundern, dass ich mich entferne.
Dann blicke ich zum ersten mal zu ihm hoch.
Er hat einen ernsten Blick aufgesetzt und seine Augen funkeln. Das schwarze T-Shirt das er trägt, spannt um seine Oberarme.
Der verschlafene Ausdruck seines Gesichts und die verwuschelten Locken, lassen ihn nur noch besser aussehen.
Sein Auftreten so stark und mysteriös, wie ich es gestern auch erleben durfte.

>Ja<, murmle ich leise.
Er weiß genau das ich nicht geschlafen habe, denn er nickt nur und stoßt sich von der Wand ab und dreht sich Richtung Tür.

>Du musst etwas Frühstücken<

Trainy Day [HS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt