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Ich habe jedes Zeitgefühl verloren, sind 2 Wochen vergangen? 3 oder sogar 4?
Ich kann es nicht einschätzen, die ganze Zeit verbrachte ich in diesem Zimmer.
Draußen wird es immer schneller dunkel und vor allem kälter.
Jetzt gerade dämmert es, ist es 16:00, oder schon nach 5? Ich kann es nicht einschätzen.
Es fühlt sich an als würde ich in einer Zeitschleife leben aus der ich nicht entfliehen kann.

Harry sieht zwar nach mir, aber das war es schon. Keinen einzigen Satz hat er mit mir gesprochen, hat er das je?
Er bringt mir das Essen, geht danach aus der Tür um sie zuzusperren, nur um nach einer Stunde wiederzukommen um das meist leere Tablet abzuholen.
Das ich manchmal nicht aufesse scheint ihn nicht mehr zu interessieren.
Er holt mich ab wenn ich mich Duschen kann und ich klopfe laut an die Tür, wenn ich irgendetwas brauche.
Auch als er mir den Verband auf meinem Fuß runtergetan hat, hat er kein Wort mit mir gesprochen.

Es ist verrückt.
Ich werde hier verrückt.

Seit dem Tag an dem ich versucht hatte abzuhauen, oder was auch immer ich versuchen wollte, es hätte soweiso nie funktioniert, behandelt er mich wie einen Geist.
Er schüchtert mich mehr ein den je und wenn ich bedenke, dass dies so weitergehen soll, wird mir schwindelig.
Wie lange werde ich es hier aushalten müssen?, psychisch bin ich komplett am Ende, ich habe keine Hoffnung mehr, dass ich es hier irgendwie rausschaffen werde.
Es scheint ummöglich zu sein, wenn ich ehrlich bin, traue ich es mich gar nicht mehr einen erneuten Fluchtversuch zu wagen, es würde ja sowieso nichts helfen, ich würde alles noch viel schlimmer machen.

Er quält mich und ich bin kurz davor nachzugeben, irgendetwas zu sagen, oder weiß Gott was, was bleibt mir anderes über als ihm das zu geben was er will?

Die Möglichkeit bietet sich an, als er mein Tablet abholen kommt, kurz zögere ich aber als er gerade die Tür hinter sich schließen will, wispere ich leise seinen Namen.
Zuerst denke ich, dass er mich gar nicht gehört hat, aber als er sich fragend nach mit umdreht, eine Augenbraue in die Höhe gezogen, weiß ich das er mich doch gehört hat.

>Es- ich<, fange ich an.

Als er merkt, dass ich keinen vollständigen Satz herausbringe, unterbricht er mich.

>Bist du zur Vernunft gekommen?<, mit der freien Hand schiebt er sich seine schulterlangen Locken gekonnt hinters Ohr, was meine völlige Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ich zur Vernunft gekommen? Innerlich bin ich geschockt über seine Frage, er sollte zur Vernunft kommen.

Ich muss mir meine Antwort gegen ihn zurückhalten, ich würde es nur noch schlimmer machen, deswegen nicke ich mühsam, was total gekünstelt rüberkommen muss, denn er schüttelt leicht lächelnd den Kopf.

>Du bist so verdammt stur<, murmelt er mir entgegen.

Ich fühle mich ertappt und senke deshalb langsam den Kopf, er durchschaut mich zu gut.

Das tumpfe Geräusch, des Tablets, welches er zurück auf den Tisch stellt, lässt mich kurz auzucken und mein Puls beginnt zu rasen als ich merke das er auf mich zu kommt.

Neben mir bleibt er stehen, ich jedoch traue mich nicht zu ihm hinüberzublicken, er schüchtert mich dermaßen ein.

>Sieh mich an Elaria<, ertönt es neben mir.

Meine Augen gleiten zu ihm hinauf.

>Sag mir was du willst<, erneut geht er einen Schritt auf mich zu und berührt meine Knie fast mit seiner Hand.

Dass er mich nicht gehen lassen wird, ist mir inzwischen Glasklar, deswegen versuche ich ihm eine somöglichst klare Antwort zu geben.

>Ich werde in d-iesem Zimmer verrückt<, mein Kopf schießt wieder nach unten und mein Blick richtet sich auf meine nervös spielenden Hände, die in meinem Schoß liegen.

>Meine Ge-danken sie, ich kann sie nicht kontrollieren, i-ch fühle mich so verdammt al-lein<, eine warme Träne kullert mir aus dem Augenwinkel, als er sich langsam zu mir hinunterbückt und sie vorsichtig wegwischt, seine kalten Ringe brennen auf meiner Haut.

>Du brauchst Abwechslung, die ich dir geben könnte, hättest du nicht versucht abzuhauen, und hättest du nicht mein Vertrauen missbraucht.
Vielleicht war es auch einfach nur ein Test, die Tür offen stehen zulassen, ich wollte wissen ob du dazu fähig wärst es zu versuchen.
Des Test hast du nicht bestanden, obwohl ich sagen muss, das es mich verdammt angemacht ha-<, er stoppt kurz, ehe er fortfährt, sein Daumen, streicht dabei über meine Wange, was mich die Augen schließen lässt.

>Ich könnte weiß Gott was mit dir machen.<

Apruppt schlage ich die Augen auf, was ihm wiederum zum Lachen bringt und er seine Hand langsam von meiner Wange entfernt.
In mir verkrampft sich alles, werde aber wieder ein wenig entspannter, als er sich von mir entfernt und an die Wand lehnt.

>Wenn du nochmal mein Vertrauen missbrauchen solltest, wird es diesmal schlimmer enden als diese 2 Wochen<, predigt er mir und ich muss schlucken. Was meint er mit schlimmer?

>Ich hoffe du hast daraus gelernt, Elaria<, er zieht fragend eine Augenbraue in die Höhe und wartet auf eine Antwort von mir.

>Ich werde es nicht nochmal tun<, und diesmal meine ich es ernst, die Gelegenheit zu flüchten, muss beim nächsten mal ziemlich groß sein, dass ich mich es nochmal wage, es zu versuchen.
Ich will es mit leichtsinnigen Aktionen nicht riskieren, noch einmal so lange von ihm ignoriert zu werden, oder das beim nächsten mal Schlimmeres passiert.

Eigentlich sollte ich froh darüber sein, wenn er mich in Ruhe lässt, aber um ehrlich zu sein hasse ich die Stille, auch wenn er nicht die richtige Person ist, sich besser zu fühlen, gibt er mir doch etwas, was ich nicht beschreiben kann.

Ich mochte die Stille immer.
Jetzt verabscheue ich sie zutiefst.

>Das hoffe ich für dich, ich denke keiner von uns beiden will durch deine dummen Aktionen leiden<, er stoßt sich von der Wand ab und geht auf den Tisch zu um erneut nach dem Tablet zu greifen.

Als ich schon denke, das er den Raum verlassen wird, dreht er sich kurz in der Tür nochmal nach mir um.

>Ich hole dich später ab<, damit schließt er die Tür hinter sich und versperrt diese auch.

Trainy Day [HS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt