Völlig verstört kauere ich am Boden. Ich kann gar nicht sagen wie lange ich dort sitze, es muss aber schon eine ganze Weile sein, denn schön langsam merke ich, dass meine Beine anfangen schmerzhaft zu kribbeln, da beide eingeschlafen sind.
Im Inneren weiß ich, dass ich aufstehen muss, irgendwas tun muss, einfach irgendetwas um die ganzen Gedanken loszuwerden, diese schlimmen Gedanken. Aber irgendwie kann ich mich einfach nicht dazu ermutigen aufzustehen oder einfach aufzuhören zu denken... Ich würde gerne im Hier und Jetzt gefangen bleiben, dass einfach alles genau jetzt endet, einfach so. Boom - und alles wäre vorbei, egal wie, ich will einfach dass es aufhört. Diese Angst, diese Verzweiflung und jetzt auch noch dieses Gefühl seiner verdammte Hände auf mir, noch immer spüre ich sie überall auf meinem Körper. Ich will dass es aufhört, es soll einfach aufhören.
Ich werfe den Kopf in die Hände und ziehe meine inzwischen schmerzenden und tauben Beine an meine Brust. Es dauert nicht lange, da spüre ich die feuchten Tränen auf meiner Wange, ich könnte meinen, meine Wangen schmerzen, von dem vielen Weinen, fast so als wären sie wund und es satt, ständig gebraucht zu werden, oder eher belastet zu werden. Mit diesem Gedanken, wische ich mir die Tränen weg und schließe verdutzt die Augen, nur um feststellen zu müssen, dass die Tränen wahrscheinlich gleich wieder hervortreten werden. Es ist ein ewiger Kreislauf, jedenfalls fühlt es sich so an. Und irgendwie kann ich diesem Kreislauf nicht entwischen, irgendwo in mir ist da noch die Hoffnung, es hier hinaus zu schaffen, aber schön langsam scheine ich zu realisieren, dass dies nicht der Fall sein wird.
Völlig in Panik raufe ich mir die Harre über dem Kopf zusammen und lasse sie erst los als es schmerzt. Erneut muss ich an seine Hände auf meinem Körper denken und plötzlich fühle ich mich noch elender und dreckiger als zuvor. Auf einmal erscheint mir nichts sinnvoller, als dieses elende, dreckige Gefühl einfach abzuwaschen. Mit einer Motivation, die ich seit der Zeit, die ich mittlerweile hier verbringe, nicht mehr in mir verspürt habe, stehe ich mit wackligen und eingeschlafenen Beinen auf und mache mich auf den Weg die Treppe hinauf. Da meine Beine nicht so wollen, wie ich mir das vorgestellt hatte, muss ich mich zusätzlich am Treppengelände abstützen. Oben angekommen scheint das taube Gefühl in meinen Beinen verschwunden zu sein und ich sprinte wortwörtlich den Gang hinab, bis zur Badezimmertür, reiße diese ohne nachzudenken auf und stürme hinein, knalle diese wieder hinter mir zu und eile zum Spiegel.
Ich sehe genauso aus wie ich mich fühle. Meine Harre sind zersaust, meine Lippen aufgesprungen, die Augen geschwollen von dem ständigen Weinen. Jedoch interessiert mich mein Aussehen in diesem Moment recht wenig, alles was ich will, ist das Gefühl seiner Hände loszuwerden. Abrupt drehe ich mich um und eile auf die Dusche zu, ohne meine Kleidung auszuziehen, trete ich hinein und drehe das Wasser auf. Ich entscheide mich dazu, das kalte Wasser auf Höchststufe fließen zu lassen, es wird schmerzen und es wird seine Hände abwaschen. Ich lasse den Kopf hängen und genieße zuerst die Kälte, dann den Schmerz.
Und dann fange ich an zu schreien. Es scheint als hätte ich die Kontrolle über meinen Körper nun komplett verloren. Ich brülle mir die Seele aus dem Leib, und es tut verdammt gut. Es gibt mir ein verdammt gutes Gefühl, diesen ganzen Schmerz einfach hinauszulassen. Ich beginne mit meinen Handflächen gegen die Fließen zu schlagen, bis ich meine Hände schließlich zu Fäusten balle und regelrecht gegen das Gemäuer einhaue, den Schmerz der durch meinen Körper zuckt ignoriere ich dabei gekonnt, deswegen beschließe ich einfach weiterzumachen.
Ich werde jedoch daran gehindert, als mich starke Arme von hinten packen, mein Blick fällt hinunter und ich erblicke Harrys Arme, die versuchen meine Fäuste von den Fließen lösen. Er zerrt sie sanft weg und dreht mich in seinen Armen um. Erst da bemerke ich, dass ich noch immer lauthals schreie, ich versuche mich gegen ihn zu wehren, schlage auf seine Brust ein. Und er lässt zu, lässt zu, dass ich auf ihn einhämmere, bis meine Schreie sich in Schluchzen verwandeln und ich aus seinen Armen entgleite und auf dem Boden der Dusche lande.
Die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, versuche ich mich vor ihm zu schützen,er jedoch beugt sich zu mir herab und zieht mich sanft erneut hinauf.
>Shh<, haucht er und ich kralle mich hilflos an seinem T-Shirt fest und erst da bemerke ich, dass wir beide mit kompletter Kleidung unter dem fließenden Wasser stehen, unter diesem mittlerweile eiskaltem Wasser. Und als hätte Harry das gleiche gedacht, dreht er die Temperatur höher. Sofort entspanne ich mich etwas und plötzlich ist da nicht mehr diese Angst und Panik, sondern etwas anderes.
>Was mache ich nur mit dir, Elaria<, Harry streicht mir eine nasse Strähne aus der Stirn, mich noch immer im Arm haltend.
Seine nassen Harre hängen ihm ebenfalls ins Gesicht, und ohne groß darüber nachzudenken, hebe ich die Hand und streiche ihm mit zitternd eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht. Ein leichtes Grinsen liegt auf seinen Lippen und ich könnte meinen, dass er, als meine Hand sein Gesicht berührt hatte, kurz zusammenzuckte. Anstatt meine Hand zurückzuziehen, fahre ich mit den Fingern seinen Wangenknochen entlang, bis ich schließlich an seinen Lippen angelangt bin und sanft darüberstreiche. Ihm scheinen genauso die Worte zu fehlen wie mir. Ich weiß nicht was plötzlich mit mir geschieht, aber ich kann mir nicht ausreden, dass ich gerade nichts anderes spüren will, als ihn. Eigentlich wollte ich doch das Gefühl seiner Hände loswerden und jetzt? Jetzt ist alles was ich will, seine Hände auf meinem Körper zu spüren. Enttäuscht und wütend auf mich selbst, dass ich so empfinde, lasse ich meine Hand sinken und den Kopf beschämt ebenfalls. Er jedoch schiebt zwei Finger unter mein Kinn und hebt es erneut an, sodass ich gezwungen bin ihm in die Augen zu blicken.
>Sag mir was du willst, Elaria< haucht er
Eine Weile blicke ich ihn nur verdutzt an, bis ich schließlich antworte.
>Küss mich<, hauche ich zurück.
Leicht schließt er die Augen, ehe er mich wieder fixiert.
>Du verwirrst mich maßlos<, gesteht er, als er mit einer Hand meinen Nacken umfasst und jetzt ich diejenige bin, die die Augen schließt.
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Trainy Day [HS]
Fanfiction„Ich steige hier aus" „Ich auch" „Was für ein Zufall" Kein Zufall Als sich Elaria auf den Weg nach Hause macht , um ihre Eltern zu besuchen, begegnet sie auf dem Bahnhof einem mysteriösen Mann, hätte sie doch geahnt wie eiskalt er ihre Naivität ausn...