Ich sitze im Schneidersitz auf dem Bett, die Beine eng angewinkelt, den Blick starr nach draußen in den dunklen Wald gerichtet. Meine Gedanken kreisen um mich, ich fühle mich einsam und leer, nicht fähig mich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren. Die Angst die ich verspürt hatte, ist beinahe verschwunden, ich habe nur noch ein schwarzes Bild vor mir, so schwarz wie seine Bilder an seiner Schlafzimmerwand.
Rückblick vor einigen Stunden
>Was hast du getan?< wiederhole ich mich, da er mich einfach nur anstarrt, seine grünen Augen fest auf mich gerichtet. Sie funkeln, düster. Er macht mir Angst.
Leicht lehnt er den Kopf in den Nacken. >Ich wusste er würde kommen, dieser Moment<, murmelt er angestrengt und erneut mehr zu sich selbst.
Welcher Moment? Würde er es jetzt tun, mich töten?
>Ich habe sie umgebracht<, er hebt den Kopf an und richtet seine grünen Augen, die nun fast schwarz erscheinen auf mich.
Mir bleibt die Luft weg, angsterfüllt lege ich mir die rechte Hand auf die Brust und weiche erneut einen Schritt zurück. Weg von ihm. Ich muss Abstand schaffen. Dringend. Schnell. Mit schnellen Schritten bewege ich mich rückwärts von ihm weg, bis ich mich an der Wand lehnend finde.
>Meine Schwester und meine Mutter<, er sagt es mit so einer Kälte, mit der Stimme eines Psychopaten, eines Mörders.
>Wie-so?<, mir treibt es Tränen in die Augen, meine Brust hebt und senkt sich unter meiner Hand. Ich habe das schöne Gesicht dieser jungen Frau mir, ihre langen Harre, ihre großen Augen, ihre markanten und definierten Wangenknochen.
In diesem Moment wird mir klar, dass ich ihm mehr denn je ausgeliefert bin. Ich wusste er ist verrückt, verbirgt etwas. Ich wusste er hatte Geheimnisse. Mit allem hatte ich gerechnet. Ich hatte damit gerechnet, zu sterben. Ich hatte damit gerechnet, dass er mich umbringen würde, foltern. Ich hatte nur nicht geahnt, dass er dies bereits getan hat.
Mir läuft ein Schauer über den Rücken, als mir dies bewusst wird. Als ich seine Worte nochmals im Kopf durchgehe. Er hat sie umgebracht. Er hat keine Familie, weil er sie umgebracht hat.
>Du willst wissen wiese? Wieso ich es getan habe?<, er kommt mit langsamen Schritten auf mich zu. Mein Herz scheint auszusetzen. Was hilft es schon sich zu wehren? Ich schließe die Augen. Ich will weg hier. Ich will nachhause. Tränen finden den Weg meinen Wangen hinunter.
>Weißt du warum Elaria?<, ich nehme seine Stimme erschreckend nahe vor mir wahr. Er steht direkt vor mir. Ich kann seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Ich wage es nicht meine Augen zu öffnen.
>Mach die Augen auf<, flüstert er vor mir.
Ich jedoch schüttle entschlossen einfach nur den Kopf, nicht in der Lage auch nur einen Mucks von mir zu geben.
>Mach die Augen auf<, seine Stimmfarbe klingt entschlossener.
>Ich wiederhole mich nicht gern<, ich merke, wie er seine Arme neben mir abstützt.
Schließlich öffne ich die Augen und finde sein Gesicht direkt vor meinem. Erschrocken reiße ich die Augen auf.
Sie mustern mich durchdringend, es fühlt sich an, als würde er all meine Gedanken, all meine Vorhaben durchschauen. Ich fühle mich so ausgeliefert.
>Weil ich ein verdammter Psychopath bin, Elaria, deswegen. Alleine deswegen sind sie umgekommen<, kurz macht er eine Pause bevor er beginnt weiter zu sprechen.
>Und ich bin kurz davor den gleichen Fehler nochmals zu machen<, er hebt seine Hand und streicht mir sanft über die Wange, Tränen kullern mir über die Wangen.
>Tu es jetzt<, presse ich mühsam heraus.
Verwirrt zieht er die Augenbrauen zusammen und schüttelt fast amüsiert den Kopf.
>Wie könnte ich<, er lässt seine Hand sinken und ich atme tief ein.
>Du konntest es bei deiner Schwester und deiner Mutter doch auch<, stolz hebe ich den Kopf, ich weiß er wird es tun.
>Weißt du was das schlimme ist?<, er lässt den Kopf hängen.
>Dass ich damit leben muss, dass sie wegen mir gestorben sind, nicht so wenn ich die Tat selbst begangen hätte<
>Ich habe sie ausgeliefert, ich habe ihnen praktisch das Messer vor die Nase gehalten, ohne dass ich es wollte<
>Ich wollte es nicht!<, brüllt er und ich zucke zusammen. Vor Angst kneife ich die Augen zusammen nur um sie kurzerhand wieder zu öffnen und ihn einige Meter von mir entfernt zu entdecken. Er rauft sich die Harre.
>Sie sind nicht durch meine Hand gestorben, sie sind wegen mir gestorben<, seiner Worte verwirren mich.
>Ich wollte es nicht<, wiederholt er sich. >Ich wollte das alles nicht<, schnauft er.
Ich versuche seine Worte zu ordnen. Ich versuche den Sinn hinter ihnen zu verstehen. Es will mir einfach nicht gelingen. Er wollte es nicht? Er wollte seine Schwester und seine Mutter nicht töten? Er hat sie ausgeliefert? Was meint er damit? Er hat es nicht selbst getan?
>Sie, sie hatten nichts damit zu tun und dennoch habe ich sie damit hineingezogen und sie mussten büßen<, er läuft im Zimmer auf und ab.
Meine Gedanken fassen einen Entschluss, einen Entschluss der mir die Angst nimmt. Einen, den ich vor wenigen Minuten noch ausgeschlossen gehalten hätte, nachdem was er von sich gegeben hat.
>Du hast sie nicht umgebracht, sondern jemand anders<, sage ich und mache einen Schritt auf ihn zu.
Sein Blick schnellt vom Boden hinauf zu mir, dass erste Mal sehe ich ihn so verletzlich und so niedergeschlagen. Er leidet, ich weiß es. Er leidet darunter. Was auch immer passiert ist, es tut ihm leid.
Er sagt nichts, also deute ich sein Schweigen als ein Ja. Er mag vielleicht an dem Tod seiner Schwester und seiner Mutter Schuld sein, aber er hat die Tat nicht selbst begangen. Ich bin wütend auf mich selbst, dass mich dieser Gedanke so befriedigt aber An seinen Händen klebt kein Blut.
Entschlossen gehe ich auf ihn zu. Ich stelle mich vor ihn und blicke zu ihm hinauf. Er legt den Kopf schief und starrt mich mit leerem Ausdruck an. Ich verlange nun etwas von ihm, von dem ich mit Sicherheit weiß, dass es ihn am meisten belastet. Von dem ich mich Sicherheit weiß, dass, was auch immer passiert ist, ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist. Gerade jetzt ist.
>Erzähl es mir<
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Trainy Day [HS]
Fanfiction„Ich steige hier aus" „Ich auch" „Was für ein Zufall" Kein Zufall Als sich Elaria auf den Weg nach Hause macht , um ihre Eltern zu besuchen, begegnet sie auf dem Bahnhof einem mysteriösen Mann, hätte sie doch geahnt wie eiskalt er ihre Naivität ausn...