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Ich verschränke die Arme vor meiner Brust und starre weiterhin hinauf zum dunklen Himmel, auch obwohl die Rakete schon längst nicht mehr den Himmel erleuchtet.

Der Himmel ist wolkenlos, nur ein paar Sterne zirren ihn, ich mochte es schon immer einfach so in den Himmel zu starren, irgendwie beruhigt es, aber diesmal nicht.

Es macht mich nur noch nervöser ins Leere zu starren, da ich weiß er steht direkt neben mir und blickt zu mir herunter.

Als er sieht, dass ich die Arme vor der Brust verschränke, stellt er sich plötzlich vor mich.

>Du frierst ja<, stellt er entgeistert fest.

>Komm wir gehen hinein<, er packt mich erneut sanft am Arm und versucht mich in Richtung Haus zu ziehen.

Ich jedoch bleibe am selben Fleck stehen und schaue ihn mit zitternden Lippen an.

>Es e-s ist so schön hier, ich würde gerne noch e-twas bleiben<, stottere ich aber diesmal vor Kälte und nicht vor Angst.

>Ich denke, das ist keine gute Idee<, er mustert mich.

Als ich ausatme, entsteht eine kleine Wolke vor mir und ich muss einsehen, dass es wirklich keine gute Idee ist.
Ich spüre meine Füße vor Kälte kaum noch, außerdem hat der Schnee einen Weg in meine Schuhe gefunden.

In dem Moment kommt mir der Gedanke, dass ich wahrscheinlich für eine lange Zeit nicht wieder hier rauskomme, an die frische Luft.

Einen großen Luftzug schnappend, folge ich ihm anschließend ins Haus zurück.

Das erste Mal werfe ich dabei einen Blick auf die Fassade, es ist aus Holz und wirkt sehr modern und einladend, für Aussend-stehende zumindest, nicht für mich.

Als wir im Haus angekommen sind und er hinter uns zugesperrt hat, ziehe ich meine Jacke und Schuhe aus und lege alles auf die Kommode neben mir, innerlich hoffe ich, dass die Jacke bald wieder zum Einsatz kommt.

>Hat es dir gefallen?<, kommt es plötzlich neben mir, ich war komplett in meinen Gedanken, deswegen frage ich verwirrt zurück.

>Was?<

>Das Feuerwerk<, er deutet dabei auf draußen.

>Ja<, meine ich abwesend leise und er scheint es zu bemerken.

>Was ist los?<

Er frägt mich was los ist? Ist das sein Ernst, das kann nicht sein Ernst sein, ich muss vor Verwunderung lachen.

>Du frägst mich was los ist?, ist das dein Ernst?<, schnautze ich ihn noch ungewollt an.

Wütend zieht er die Augenbrauen zusammen.

>Pass auf..., wenn du<, fängt er an, ich unterbreche ihn jedoch sofort und beginne ihn regelrecht anzuschreien.

Meine Stimme überschlägt sich von null auf hundert und ich merke das ich mich jetzt nicht mehr unter Kontrolle habe, meine Wut und alles andere ist viel zu groß.

Irgendwie weiß ich, dass ich das hier später bereuen werde, aber in diesem Moment sind mir die Konsequenzen komplett egal und ich versuche nicht mal darüber nachzudenken was ich hier gerade mache und wiege auch meine Chancen nicht ab, ob dies gut oder schlecht für mich enden wird, ich befürchte letzeres, sondern verliere komplett die Kontrolle über mich, das ganze was sich in mir angestaut hat, kommt plötzlich aus mir heraus, ohne es geplant zu haben.

>Du willst wissen was los ist?, ich kann es dir sagen, nämlich das ich hier verrückt werde und hier raus will. Warum um alles in der Welt muss gerade ich hier herum sitzen, warum ich? Mit was habe ich das hier verdient? Du nimmst mir mein Leben weg , das ist los Harry<, seinen Namen betone ich mit Absicht extra scharf und erfasse ihn mit einem stechenden Blick, der meiner Meinung nach alles sagt, auch ohne Worte, nämlich volle Verachtung.

Als er nichts sagt, fahre ich in voller Fahrt mit meiner Predigt fort.

>Ich weiß nicht welche Komplexe du hast, oder was auch immer du hast. Was in deiner Kindheit oder wo auch immer schief gelaufen ist, aber eines kann ich dir versprechen, ein gesunder Mensch mit gesundem Verstand würde so etwas niemals tun.<

Plötzlich merke ich, dass mein Wutausbruch eine schnelle Wendung nimmt, das ist immer der Fall, meine Schreie vermischen sich mit Schluchzen und ich kann es auf keinste Weise kontrollieren, in dem Moment ist es mir auch egal, ich will ihm nicht länger zeigen wie stark ich bin, dazu fehlt mir jegliche Kraft. Er soll ruhig sehen, was er mit mir macht, auch wenn ihm das vielleicht gefällt, zu sehen wie ich immer mehr aufgebe, es ist mir egal.
Vielleicht ist es auch gerade das was er will, mich brechen sehen.

>Du bist ein verdammter Psychopath, und was auch immer du mit mir vor hast, es ist sicher nur zu deinem Vorteil, warum um alles in der Welt machst du das hier, ... mit mir<,  die Tränen laufen mir über die Wangen und ich schreie ihn noch immer an.

>Halt deinen verdammten Mund<,

Gehätzt lache ich auf und schüttle schockiert und gleichzeitig amüsiert den Kopf, es fühlt sich an, als würde ich gleich selbst verrückt werden, als ob ich nicht glauben und nicht realisieren könnte was hier wirklich passiert, mit wem ich es wirklich zu tun habe.

>Ich werde meinen ,,verdammten Mund" nicht halten, vielleicht dachtest du, das wird leicht hier mit mir<, ich lache gespielt auf und hebe die Augenbrauen. >Ich kann dir versichern du hast dich geirrt.<

Er kommt auf mich zu und in meiner Aufregung blende ich es komplett aus und schreie ihn weiter an.

Gerade verspüre ich nichts von der ganzen Angst die ich immer hatte, jedenfalls nicht die Angst vor ihm, nur die Angst hier nicht mehr rauszukommen, die Angst mich selbst zu verlieren und irgendwo versuche ich die Angst, vor dem was er machen und zu was er fähig wäre auszublenden.

Jedoch ist mir seine Person in diesem Moment egal, die Angst hier für immer eingesperrt zu sein, scheint mich verrückt zu machen.

>Toll das du Raketen steigen lässt, schön wirklich, nur bringt mich das auch nicht nachhause<, presse ich sakastisch und unter Tränen heraus, die Hände in der Luft herumwirbelnd und nicht merkend, dass er plötzlich direkt vor mir steht.

>Du sollst deinen verdammten Mund halten<, murmelt er, erfasst meinen Kopf mit beiden Händen und presst seine Lippen auf meine.

Trainy Day [HS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt