▪ Four ▪

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Lia stapfte durch die Straßen von Loguetown.
Noch nie hatte sie so eine unglaubliche Wut verspürt.
Wut auf jeden, der ihr ihrer Vergangenheit so lange vorenthalten hatte.
Wie konnten sie nur!
24 Jahre lang hatte sie mit einer Lüge gelebt.
Ihre Mutter sei Ärztin gewesen. Paah!
Lia kochte - ihre Emotionen waren noch nie so außer Kontrolle.

Sie blieb vor dem Haus ihres Großvaters stehen und ballte die Hände zu Fäusten.
Ihrem Vater würde sie es zeigen!
Sie stieß die Haustür auf und lief sofort in ihr Zimmer.
Lia ging zu ihrem Schreibtisch hinüber und dort lag sie.
Die Teufelsfrucht, deren Kräfte schon ihre Mutter besaß.
Lia nahm sie in die Hand und betrachtete sie.
Innerlich wog sie die Risiken ab, die das Verzehren dieser Frucht mit sich bringen könnte.
Aber die waren ihr egal.
Für Lia zählte nur noch eins - ihren Vater finden und ihn zur Rede stellen.
Und damit ihr das gelang, musste sie wohl oder übel die Teufelsfrucht essen.
Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, biss sie einmal hinein. Sie schmeckte scheußlich.
Nach kurzer Zeit verwandelte sich das komisch aussehende Ding in ihrer Hand, in einem einfachen Apfel.
Hatte es geklappt?
Sie fühlte nämlich keine Veränderung.
Lia hätte sich vorher informieren sollen, was für Kräfte sie jetzt bekommen würde.
Leider fiel ihr das etwas spät ein.
Lia haute sich mit der flachen Hand an den Kopf. Wie dumm war sie eigentlich!

Plötzlich durchfuhr sie ein komisches Gefühl und ein Schleier bildete sich vor ihren Augen.
Lia griff mit ihrer Hand nach der Kante ihres Tisches und suchte Halt.

/Hallo?/

Lia sah sich ihn ihrem Zimmer um und suchte nach der Quelle der Stimme.
Doch sie sah nichts.
"Wer ist da?", fragte die junge Frau in die Dunkelheit. Keine Antwort.
Komisch, dachte sie und ließ den Tisch los.
Lia ging zu der Wand, wo ihre große Weltkarte hing und fuhr schließlich die feinen Linien mit ihrem Finger nach.

/Das Meer hat mich früher auch immer in seinen Bann gezogen./

Da war wieder de Stimme.
Verwirrt schüttelte die junge Frau ihren Kopf.
Das konnte alles nicht wahr sein. Nein! Sie bildete sich das alles nur ein, denn hier im Zimmer war niemand,der mit ihr sprechen konnte.
Dann nahm sie die Karte von der Wand und begann anschließend ihre Sachen zu packen.

/Du gehst? Wohin denn?/

"Wer zum Teufel ist da?!", schrie Lia und schaute sich wütend um.
Keine Antwort.
Als sie fertig war, lief sie Richtung Tür und blieb vor ihr stehen.
War das die richtige Entscheidung gewesen?
Nun stand ihr nichts oder niemand mehr im Weg. Keiner war da, der ihre Entscheidung anzweifelte.
Nur warum zögerte sie.

/Wenn du zur See fahren willst, kann ich mitkommen? Ich liebe das Meer./

Lia zuckte zusammen.
"Wer zum Teufel bist du? Und wo bist du?"
Langsam glaube sie verrückt zu werden.
Sie hörte eine Stimme, die ihr irgendwie fremd, aber auch gleichzeitig vertraut war.

/Mein Name ist Marie Jeanne und wo ich bin, weiß ich nicht. Und wer bist du?/

Marie Jeanne? Das konnte nicht wahr sein!
"Ich bin Lia."

/Das ist ein schöner Name. Ich habe eine Tochter die Lia heißt, aber sie ist erst ein Jahr alt./

Das konnte nur ein schlechter Traum sein.
"Ich w-w-weiß, dass du eine Tochter hast, die Lia heißt."

/Oh. Und woher?/

"Ich weißt es, weil ich deine Tochter Lia bin.", murmelte die junge Frau.

Stille. Die Stimme war nicht mehr zu hören.
Hatte sie sich das etwa doch nur eingebildet?
Lia schüttelte den Kopf.
Eins musste sie noch erledigen, bevor sie in See stach.
Lia schulterte ihren Rucksack und machte sich wieder auf den Weg zu ihrem Onkel.

"Onkel Raul?", fragte sie zögerlich nachdem sie die Bar betreten hatte.
Der alte Mann saß auf einem Hocker und hatte ihr den Rücken zugekehrt.
"Onkel Raul, ich wollte mich entschuldigen, dass ich vorhin so schnell verschwunden bin. Das war einfach zu viel."
Raul hob den Kopf und schniefte.
Weinte der alte Mann etwa?
"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Lia. Du hast besser drauf reagiert, als ich angenommen hatte.", murmelte er.
Lia ging auf ihn zu und umarmte ihn.
"Ich habe eine Bitte an dich."
Raul nickte und stand auf.
"Ich will morgen in See stechen. Aber vorher möchte ich gern, dass du mich tätowierst. Wäre das möglich?"
"Na sicher. Alles was du willst.", er zwang sich ein Lächeln auf.
"Welches Motiv soll es denn sein?"
Lia atmete tief durch.
"Ich hätte gern das selbe Motiv, wie meine Mutter.", murmelte sie.
Der alte Mann lachte und sah sie an.
"Damit hatte ich schon gerechnet. Komm mit."

Raul ging mit ihr ins Hinterzimmer seiner Bar und bat sie Platz zu nehmen.
Er suchte das Motiv aus ein paar Unterlagen heraus und begann nun freihändig ihr das Motiv auf den Oberarm zu tätowieren.
Zu Lia's Überraschung tat es gar nicht weh.

/Jeder ist ein Kind des Meeres. Das hat mein Vater immer gesagt und es stimmt./

Lia lächelte leicht.
"Onkel Raul? Glaubst du, dass die Seelen verstorbener Teufelsfruchtnutzer in den Teufelsfrüchten weiter leben?"
Raul zog gerade den letzten Strich und schon war sein Werk vollbracht.
Anschließend sah er Lia an.
"Wie kommst du darauf?"
"I-i-ich habe vorhin eine Teufelsfrucht gegessen.", stotterte sie.
"Wie bitte?", hakte er nach.
"Ich hab vorhin eine Teufelsfrucht gegessen und nicht nur irgendeine. Ich habe Mutter ihre gegessen.", erklärte die junge Frau.
Raul sah sie komisch an.
Sie konnte seinen Blick nicht deuten und stand auf.
Lia lief wieder nach vorne, griff nach ihrem Rucksack und lief in Richtung Tür.
Gerade als sie hinaus gehen wollte, hörte sie Raul's Stimme.
"Lia warte!", rief der alte Mann.
Sie hielt inne und sah ihn an.

Er kam auf sie zu und zog sie in eine liebevolle Umarmung.
"Viel Glück auf deinem weiteren Weg und wenn du deinen Vater triffst, grüß Edward von mir, bevor du ihm den Kopf abreißt."
Lia nickte leicht und erwiderte die Umarmung.
"Und pass bitte gut auf dich auf und wenn du Rayleigh triffst, sag ihm 'Roger hatte Recht'."

Dann ließ er sie los und Lia machte sich auf den Weg Richtung Hafen.
Dort hatte sie ein kleines Boot anlegen sehen, welches mit der Kraft von Teufelsfrüchten abgetrieben werden konnte.
Dort angekommen schmiss sie ihren Rucksack hinein und trat auf das Boot.
Sie stellte sich auf die markierten Stellen und konzentrierte sich darauf das Boot bewegen zu können.
Vergebens. Lia fluchte.

/Atme tief durch und versuch es einfach nochmal./

Da war wieder diese Stimme und nachdem sie noch ein Mal tief durchgeatmet hatte, fuhr das Boot wie von Geisterhand los.

Lia grinste und fuhr erhobenen Hauptes in Richtung Sonnenaufgang, Grand Line und dem zufolge auch in Richtung ihres Vaters.

Lia Newgate - Die Tochter Eines KaisersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt