▪ Thirteen ▪

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Sie liefen beide ein Stück am Meer entlang, bis Lia stehen blieb und aus das weiter Meer hinaus blickte.

"Hattest du Angst vor mir?", fragte sie Law.
Dieser setzte sich auf einen großen Stein und antwortete ihr vorerst nicht.

"Weißt du, dass das, was vorhin passiert ist, nicht das war, was ich wollte? Ich wollte weder Pauly bedrohen, noch irgendjemanden verletzen.", sie atmete tief durch.
"Ich kann mir selber nicht erklären, woher ich so viel Kraft auf ein mal hatte. Es war als würde mein Blut kochen und jeder einzelne Faser meines Körpers vibrieren."

Sie drehte sich zum ihm um und bemerkte seinen weichen Blick.

"Ich hatte keine Angst vor dir Lia. Ich habe schon viel Schlimmeres in meinem Leben gesehen.", erklärte er.
Erst jetzt fiel Law auf, dass Lia's Augen nicht mehr rot waren.
"Du brauchst dich vor mir nicht rechtfertigen Lia. Ich hätte das Selbe getan, wenn es einer meiner Freunde gewesen wäre."
Law zuckte mit dem Schultern und sah aufs Meer hinaus.
Alte Erinnerungen stiegen in ihm hoch, über die er seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte.
Donquixote Rosinante oder auch Corazon. Eine Person über die er schon lange nicht mehr nachgedacht hatte.
Eine Geschichte, die er Lia irgendwann mal erzählen würde.
Ja - irgendwann.

"Ich habe ihn gesehen. Er hat zu mir gesprochen.", riss Lia ihn aus seinen Gedanken.
"Wer?", erwiderte er schnell.
"Roger. Er erschien mir, als ich bewusstlos war. Er hat diese Kraft in mir ausgelöst."

"Vielleicht. Erinnerungen an Menschen, können manchmal ein Ventil für grenzenlose Macht sein.", murmelte Law.
"Es war keine Erinnerung. Ich habe ihn so real gesehen, wie ich dich in diesem Moment sehe."
"Mein Gott Lia! Das ist nicht möglich! Roger ist seit einer Ewigkeit tot!"
"Denkst du das weiß ich nicht! Ich habe ihn sterben sehen!", schrie sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
"Du hast was?", hakte er nach.
"Ich habe ihn sterben sehen. Ich war damals dabei, als er hingerichtet wurde.", flüsterte sie.
"Einen Abend vorher habe ich ihn getroffen und mich mit ihm und Rayleigh unterhalten. Sie waren bei meinem Onkel Raul in der Bar."

"Das hast du nie erwähnt. Wie alt warst du da? Drei?"

"Du weißt schon so viel über mich und ich nichts über dich.", sie zuckte mit den Schultern.
"Ich wollte es dir erzählen, nachdem du endlich mal etwas von dir preisgegeben hast."
Sie seufzte. "Ich war vier Jahre alt damals. Zu jung um zu verstehen, was da vor sich ging, aber alt genug um zu wissen, dass er ein großer gewesen Mann ist."

Law atmete tief durch.
Scheinbar war das irgendwann nun gekommen. Es wurde Zeit ein Teil seiner Geschichte zu erzählen.
Eine Geschichte die im North Blue begann und die ihn für immer verfolgen würde.

"Ich werde dir nun eine Geschichte erzählen. Komm und setz' dich zu mir. Es wird eine ziemlich lange Geschichte.", murmelte er.

Lia tat das, was Law ihr gesagt hatte und ließ sich neben ihm nieder.

"Ich wuchs als Sohn einer Ärztefamilie in Frevance im North Blue auf. Dank meiner Eltern eignete ich mir schon in jungen Jahren medizinisches Fachwissen an.

Die Bewohner von Frevance waren für ihren Wohlstand weltweit bekannt, den sie durch den jahrelangen Handel mit einer besonderen weißen Bernsteinart erlangt hatten.
Die Menschen lebten ein glückliches Leben, bis eben dieses Mineral den Untergang dieses Landes einleitete."
Er seufzte.
"Denn es hatte eine giftige Wirkung auf jeden, der es aus der Erde abbaute.
Die dadurch resultierende Krankheit war nicht nur tödlich, sondern auch erblich. Von Generation zu Generation wurde die Lebenserwartung der Nachkommen um etwa 20 Jahre verkürzt, bis die betroffene Familie ausgestorben war, weil keiner Nachkommen mehr zur Welt bringen konnte.

Der Weltregierung und den Staatsoberhäuptern war diese giftige Wirkung schon längst bekannt, sie wollten aber nicht auf den Reichtum verzichten. Die einfachen Bürger erkannten die Gefahr erst, als es für sie zu spät war und die Krankheit schon in einem hohen Stadium verbreitet war.
Frevance war vom Rest der Welt isoliert, da man fälschlicherweise davon ausging, die Krankheit wäre ansteckend.

Meine Schwester Lamy erkrankte an der Hakuen-Krankheit. Allerdings hatte ich als Einziger die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Ich machte meiner Schwester Mut, die im Krankenhaus unserer Familie lag, indem ich ihr versicherte, dass unser Vater schon ein Heilmittel finden würde.
Ich hatte sogar das Angebot einer Nonne abgelehnt, die Stadt zusammen mit allen Kindern zu verlassen, weil ich lieber bei meiner kleinen Schwester bleiben wollte.
In dieser Nacht fielen Draußen Schüsse."
Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und war den Tränen nah.
"Soldaten aus den Nachbarländern töteten die gesamte Bevölkerung, um die Krankheit endgültig aus der Welt zu schaffen. Nur ich konnte überleben, indem ich mich unter einem Berg von Leichen versteck hatte. Ich musste mitansehen, wie meine Eltern, die Nonne und meine ganzen Freunde im Kugelhagel gestorben sind und wie das Krankenhaus, in dem sich meine Schwester befand, niedergebrannt wurde."
Er hob seinen Blick und sah Lia tief in die Augen.
"Ich hatte alles in einer Nacht verloren, was mir damals wichtig war. Danach hatte ich nur noch ein Ziel vor Augen. Ich wollte mit meiner restlichen verkürzten Lebenszeit so viel wie möglich von der Welt zerstören. Aus diesem Grund schloss  ich mich der Bande von Don Quichotte de Flamingo an, die damals als die gefürchtetste des North Blues galt."

Die Sonne, die vor Minuten noch hoch am Himmel stand, begann nun langsam unterzugehen

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Die Sonne, die vor Minuten noch hoch am Himmel stand, begann nun langsam unterzugehen.

"Wie hast du es überlebt? Du warst ja schließlich auch infiziert."
Law lachte leise.
"Dieses Geheimnis musst du mir noch lassen Lia. Du weißt jetzt mehr über mich als irgendjemand sonst."
Er lehnte sich zurück.
"Ich verurteile deine Taten von vorhin nicht. In keinster Weise.
Wenn ein Freund in Gefahr schwebt, muss man alles tun um ihn zu retten, wenn man dazu in der Lage ist."

Sie schwiegen eine Weile und sahen sich den Sonnenuntergang an.

"Wir werden morgen wieder in See stechen. Unser U-Boot ist fertig.", murmelte Law.
"Wie lange denn schon?"
"Seit knapp vier Tagen."
"Und da habt ihr noch nicht die Segel gesetzt?"
Lia sah in misstrauisch an.
"Wir waren mitten im Training und ich konnte dich doch nicht so einfach alleine lassen. Außerdem hatten meine Männer schon ewig keinen Landgang mehr.", erklärte der Captain der Heart-Piraten und lachte.

"Wie müssen langsam wieder zurück. Ich habe den Mitarbeitern der Galeera noch einiges zu erklären.", murmelte die junge Frau und stand dabei auf.
Law tat es ihr gleich und sie liefen beide zurück zum Galeera-Hauptgebäude.

"Du wirst dich doch morgen von mir verabschieden?", fragte ihn Lia, als sie vor der großen Holztür ankamen.

"Natürlich.", erwiderte er und lächelte.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, betrat Law das Haus und schloss die Tür hinter sich.
Lia, die noch eine kurze Zeit in der Dunkelheit stehen und genoss die Stille.
Law hatte sich ihr tatsächlich geöffnet. Sie lächelte leicht.

Als sie plötzlich einen lauten Knall hörte, verstarb ihr Lächeln und sie rannte um das Haus herum in den Garten.
Blieb dort ruckartig stehen und traute ihren Augen kaum.

Lia Newgate - Die Tochter Eines KaisersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt