▪ Ten ▪

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"Guten Abend Law. Das ist ja eine Überraschung. Was treibt dich denn hier her?", fragte Lia ihren Gegenüber.
"Das Gleiche könnte ich dich fragen, aber ich denke aus dem selben Grund wie ich. Ich wohne hier vorübergehend."
Law nickte leicht.
Dieses Mädchen faszinierte ihn ungemein.
"Wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich werde jetzt schlafen gehen."
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, betrat sie das Haus und lief in ihr Zimmer.

Von innen lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür und schloss kurz die Augen.

"Der junge Mann scheint sehr nett zu sein."

"Schön, dass du dich auch mal wieder zu Wort meldest Mutter."

"Ich habe mir ein paar Gedanken über dein Training gemacht."

"Und du bist zu welchem Schluss gekommen?"

"Dass du für dich selbst verantwortlich bist und ich dir dabei nicht helfen werde. Ich werde mich zurück ziehen und nur wenn die Situation es erfordert eingreifen."

"Ist das dein Ernst?!", schrie Lia, dich ihre Mutter antwortete nicht.
"Du kannst mich doch damit nicht alleine lassen! Ich habe gedacht, dass du für mich da bist! MUTTER!?"

Wütend schlug sie mit ihrer Faust gegen den Türrahmen.
Ein Mal, zwei Mal und beim dritten Mal gab er nach und zerbrach an der Stelle.
Die Splitter bohrten sich in ihre Faust und sie schrie vor Schmerz auf.

"Verdammt!"

Blut lief an ihren Fingern herunter, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.

"Was ist passiert?", fragte Law, der sie perplex anstarrte.
"Ich hab einfach die Kontrolle verloren und mich verletzt. Nicht der Rede wert."
"Das entscheide ich. Ich bin hier der Arzt."
Dann griff er nach ihrem Arm und zog sie an sich heran.

Skeptisch begutachtete ihre Hand.
"Ich werde die Splitter entfernen und deine Hand verbinden.", murmelte er.
"Genäht werden muss es zum Glück nicht."

"Ich will dir keine Umstände bereiten."
"Tust du nicht. Ich bin Arzt, also ist es meine Aufgabe dir zu helfen."
Law ließ ihre Hand los.
"Ich hole schnell meine Arzttasche."

Erklärte er und verließ Lia's Zimmer .
Die junge Frau seufzte und setzte sich schließlich auf ihr Bett.
Wie konnte ihre Mutter sie bloß schon wieder allein lassen.
Kleine Tränen rollten ihr übers Gesicht, die sie schnell wegwischte, als Law den Raum betrat, damit er sie nicht sah.
Doch vergebens.
Der junge Captain bemerkte die Tränen der jungen Frau.

Er setzte sich zu ihr, kramte aus seiner Tasche eine Pinzette und griff nach Lia's Hand.

"Willst du darüber reden?"
"Über was?", fragte die junge Frau irritiert.
"Warum du fast die Tür zerschlagen hast und jetzt hier sitzt und weinst."
"Ich bin mir sicher, dass dich das gar nicht interessiert. Du bist einfach nur höflich."
"Glaub mir, wenn es mich nicht interessieren würde, würde ich gar nicht erst fragen.", murmelte er und fing an die Splitter nach und nach aus ihrer Hand zu ziehen.
"Also erzähl schon."

"Ich habe die Kräfte meiner Teufelsfrucht noch nicht unter Kontrolle und die einzige Person, die mit dabei helfen könnte sie zu kontrollieren, ist der Meinung, dass ich das auch alleine schaffe und hält sich da jetzt raus.
Da bin ich ein bisschen ausgerastet."

"Wer sollte dir denn dabei helfen?"

"Meine Mutter."

"Ist sie etwa auch auf Water Seven? Aber woher weiß sie denn, wie man die Kräfte dieser Teufelsfrucht kontrolliert?", murmelte er.

"Nein ist sie nicht. Sie weiß wie man diese Kraft kontrolliert, weil sie früher genau die selbe Teufelsfrucht besessen hat.", erklärte sie dem jungen Mann.
"Aber das ist doch nicht möglich. Es sei denn, deine Mutter ist ... ist ..."

"Tot. Denkst du das weiß ich nicht? Meine Mutter wurde vor 23 Jahren hingerichtet."
"Und du redest mit ihr? Meinst du nicht, dass das ein bisschen schräg klingt?"
Der junge Mann schüttelte ungläubig den Kopf.

"Weißt du Law, es gibt viele Dinge auf dieser Welt, die ich nicht verstehe und ich verstehe auch nicht, warum es möglich ist mit meiner toten Mutter zu sprechen, aber zwei Sachen weiß ich genau.
Ersten es muss an der Teufelsfrucht liegen, dass ich sie hören kann und zweitens, dass mir wahrscheinlich nur drei Leute sagen können, was das alles damit auf sich hat."

"Und die drei Leute wären?", hakte er nach.
"Der Rote Shanks, Silvers Rayleigh und mein Vater."
"Wie heißt dein Vater? Vielleicht kenne ich ihn und kann dir sagen, wo er ist."
Lia zögerte kurz.
"Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen kann, denn je mehr Leute davon wissen, desto mehr sind in Gefahr.", murmelte sie.
"Glaub mir, ich kann schon sehr gut auf mich selbst aufpassen."

Law hatte grade den letzten Splitter aus ihrer Hand gezogen und war gerade dabei einen Verband aus seiner Arzttasche zu holen, als Lia mit der Tür ins Haus fiel.

"Mein vollständiger Name ist Lia Newgate und ich bin Whitebeards leibliche Tochter."
Dieser Satz war mehr ein Flüstern, doch Law verstand sofort, sein Blick schnellte herum und seine Hand, die Lia ihre immer noch fest umschloss, verkrampfte sich.

Lia sah in diesem Moment nicht auf. So große Angst hatte sie vor Law's Reaktion.

Schnell hatte er seine Fassung wiedererlangt und sein Griff lockerte sich wieder.

"Du bist also die Tochter des stärksten Mannes der Welt? Für seine Tochter hast du eine ziemlich geringe Selbstbeherrschung.", scherzte er.

Lia's Blick schnellte nach oben und sie sah ihren Gegenüber perplex an.
Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet.

"Weißt du, ich verurteile dich in keinster Weise. Auch wenn dein Vater ein, wie sage ich es am besten?", er überlegte kurz: "Mächtiger Mann ist und so vielen Leuten Angst einjagt, ist er doch für viele ein großes Vorbild."

Law griff nun endlich nach dem Verband und verarztete Lia fertig.
Anschließend sah er auf und blickte in ihre Augen, die schon eine ganze Weile auf ihn gerichtet waren.

"Niemand kann etwas dafür, wer seine Eltern sind und niemand sollte dafür verurteilt werden.
Weißt du Lia ... es ist besser einen Vater zu haben, der von vielen gefürchtet wird, als zu wissen, dass da niemand mehr ist, der einen auf eine Art und Weise liebt, wie es nur die eigenen Eltern tun können."

Law blieb noch eine Weile bei ihr sitzen und wartete eine Antwort ihrerseits ab, doch sie kam nicht.

Schließlich stand er auf, lief Richtung Tür, öffnete diese und als er gerade ihr Zimmer verlassen wollte, erwachte Lia aus ihrer Starre.

Sie stand auf, ging ihm nach und umarmte den jungen Mann von hinten, der sich von dieser Geste, sofort verkrampfte.

"Danke.", murmelte sie an seinem Rücken.
Dann ließ sie ihn los.
Law, der seine Fassung wiedererlangt hatte, verließ mit einem Lächeln im Gesicht ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Lia stand noch eine Weile da und lächelte.
Das war wohl das Schönste, was seit Langem mal wieder jemand zu ihr gesagt hatte.

Lia Newgate - Die Tochter Eines KaisersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt