Lia Newgate - Die Tochter Eines Kaisers

▪ Five ▪

▪ Das Kap der Zwillinge ▪

Lia hatte gerade mit der kleinen Nussschale den Rivers Mountain überwunden, was sich in Anbetracht der Größe des Schiffes, als ziemlich große Herausforderung heraus stellte.
Mit Ach und Krach konnte sie den Kurs halten und fuhr schließlich zwischen zwei Leuchttürmen hindurch.
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und eine Art Berg tauchte vor ihr auf.
Doch es handelte sich nicht um einen Berg, sondern um einen riesigen Wal.
Lia verkrampfte sich.
Es war zu spät um den Kurs zu ändern.
Sie würde mit voller Wucht gegen dieses riesige Ungetüm krachen.

/Das ist La Boum. Er lebt hier schon ewig./

Der Wal hatte also einen Namen. Innerlich fluchte Lia.
Sie dankte ihrer Mutter für die hilfreiche Informationen. Nicht.
"Das ist aber schön! Aber wie komme ich an ihm vorbei?"

/Konzentriere dich. Du kannst mit deiner Teufelskraft Luftstöße aus deinen Händen heraus pressen. Schieße so einen Rejekt auf das Wasser unter dir./

Lia hob ihre Hand und tat das, was ihre Mutter gesagt hatte.

"Rejekt!", brüllte sie und schon erhob sich das Schiff in die Luft.
Durch den Druck flog das kleine Schiff über den riesigen Wal und kam mit einem lauten Knall hinter dem Ungetüm, auf dem Meer auf.
"Puuh! Das war in allerletzter Sekunde.", murmelte Lia.

Hinter ihr war auf ein Mal ein Klatschen zu hören.
Lia drehte sich verwirrt um.

Neben einem der beiden Leuchttürme, stand ein alter Mann und klatschte.

"So etwas habe ich schon über zwanzig Jahre nicht mehr gesehen.", rief er ihr zu und lachte. "Wie heißt du Mädchen?"
"Mein Name ist Lia."
Der alte Mann nickte und winkte sie zu sich.
Lia folgte der Einladung und machte das kleine Boot an dem Steg fest, der am Ufer aufgebaut war.
Sie lief rüber zum Leuchtturm, wo ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen stand und wartete dort auf den alten Mann.

/Er kommt mir sehr bekannt vor./

Bevor Lia ihrer Mutter antworten konnte, kam der Mann aus dem Lauchtturm heraus.
Er hatte zwei Becher in den Händen und stellte diese auf dem Tisch ab.

"Setz dich doch." Lia nickte und ließ sich auf einem der Stühle nieder.

/Frag ihn nach seinem Namen. Ich will mir ganz sicher sein./

"Ich will jetzt nicht unhöflich sein, aber sie haben mir ihren Namen nicht verraten."
"Oh wie unhöflich von mir. Mein Name ist Krokus und ich bin hier der Leuchtturmwärter."

/Er ist es! Dieser Mann war der Schiffsarzt der Roger-Piraten./

Lia schluckte und Krokus räusperte sich.
"Du erinnerst mich sehr an jemanden Lia."
"An wen denn?"
Lia wusste genau von wem er sprach, wollte es aber aus seinem Mund hören.
"An eine junge Frau, die ich vor über zwanzig Jahren kannte, aber sie ist weilt leider nicht mehr unter uns."

/Ja Ok! Ich hab's langsam kapiert, dass ich tot bin!/

Lia zuckte zusammen, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass die Stimme ihrer Mutter mit so einer Power auf Krokus Erzählung reagieren würde.
"Ist alles in Ordnung Mädchen? Du bist so blass.", fragte er sie.
"Ja. Alles in Ordnung. Ich-ich weiß nur, von wem sie da sprechen.", murmelte Lia.
"Wie alt bist du?"

Krokus griff nach dem Becher und trank ein Schluck, behielt ihn aber in der Hand.
"Ich bin vor kurzem 24 Jahre alt geworden."

Als ob er vom Blitz getroffen wurde, erstarrte er und ließ den Becher fallen.
"Das-das kann nicht möglich sein. Du-du bist es! Marie Jeanne's Tochter."
Er sprang auf ein umarmte die junge Frau, die völlig mit der Situation überfordert war.

"Du siehst ihr so ähnlich, aber die Augen und die Haare hast du von deinem alten Herren.", murmelte er an ihrer Schulter.
Er verstärkte seinen Griff.
"Ich bekomme keine Luft.", murmelte Lia.

Sofort löste sich der Griff des Mannes und er brachte ein bisschen Abstand zwischen sich und Lia.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich dich ein Mal treffen würde.", murmelte er und ihm standen die Tränen in den Augen.
Lia nickte und schaute zu Boden.
"Entschuldige, wenn ich dir zu nah getreten bin."
"Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen."
"Genug der Worte über alte Geschichten. Was treibt dich auf die Grand Line? "
"Ich will meinen Vater finden. Ich habe einiges mit ihm zu klären."
Krokus nickte. Lia sah auf und blickte zu dem riesigen Wal herüber.
"Ich habe eine Frage an sie."
Krokus nickte und sah die junge Frau an. Sie erinnerte ihn wirklich an Marie Jeanne.
Die Ähnlichkeit war verblüffend.

"Was ist das für ein Wal?"
"Nun, das ist La Boum. Er lebt hier schon über fünfzig Jahre. Bis vor ein paar Monaten,ist er noch jeden Tag mit dem Kopf gegen den Rivers Mountain geschwommen, bis eine Crew von Piraten kam und ihn davon überzeugte, das nicht mehr zu tun.", erklärte er.
"Seitdem hat er die Zeichnung vorn auf dem Kopf." Krokus lachte.
"Diese Strohhut-Piraten sind wirklich tolle Menschen. Ihr Kaptain erinnert mich stark einen Mann, denn ich früher kannte.", fügte er hinzu.
"Er erinnert dich an Roger, oder?", hakte Lia nach.
"Wo-woher?", stotterte er.
Lia's Blick fiel auf ihren Ring und sie drehte leicht daran.
"Ich bin ihm vor zwanzig Jahren begegnet.", erklärte sie.
"Du warst der Schiffsarzt, nicht wahr?"
"Woher weißt du das?"
Krokus war geschockt. Davon wussten nicht viele Leute.
"Ich habe vor ein paar Tagen von einer Teufelsfrucht gegessen und seitdem höre ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Sie hat es vorhin erwähnt, nachdem du dich vorgestellt hattest."
"Marie Jeanne erinnert sich noch an mich?", schniefte er. Lia nickte.
Nach ein paar Stunden erhob sich die junge Frau und verabschiedete sich von Krokus und La Boum.
Sie stieg in ihr Boot und legte ab.
"Warte! Ohne das hier kommst du nicht weit!", schrie er ihr hinterher und warf ihr etwas zu.
"Das ist ein Log Port. Mit seiner Hilfe kann man auf der Grand Line navigieren!"

Er winkte ihr zum Abschied.
"Grüß mir deinen alten Herren von mir! Wir waren zwar nie die besten Freunde, aber er soll wissen, dass die alte Äre noch nicht vorbei ist! Es leben noch viele von uns und irgendwann kommt noch ein Mal unsere Zeit!", schrie er ihr nach.

Lia sah noch, wie er am Horizont immer kleiner wurde bis Krokus, La Boum und der Rivers Mountain nicht mehr zu sehen waren.