Nach dem Telefonat habe ich angefangen Sachen für die Geschäftsreise zu packen. Da ich nicht genau weiß, was für Termine wir dort haben, nehme ich sowohl Business, als auch Abendgarderobe mit. Und natürlich etwas chilliges für die Freizeit. Ich bin noch nie ein Fan von Business Outfits gewesen. Damals war das nie notwendig. Ich liebe Basics und casual und vor allem meine Sportsachen. Doch jetzt ist es Pflicht. Ich kann bei meiner jetzigen Stellung nicht in Jeans und T-Shirt erscheinen.
Beim Packen schweifen meine Gedanken immer wieder zu Cole. Ich weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Vor allem im Büro. Dürfen die anderen wissen, dass wir uns kennen? Und ich habe so viele Fragen. Warum hat er mich damals so oft auflaufen lassen? Er hat mir so oft weh getan, dass ich es nicht aufzählen kann und jetzt? Woher soll ich wissen, dass er es nicht wieder macht?
Aber dann macht er wieder so simple Sachen, wie einen leichten Kuss auf meine Schulter und ich kann nicht mehr klar denken. Ich muss die Woche in Canada nutzen und einige Sachen klären. Und wenn es sich herausstellt, dass es das nicht wert ist, muss ich die Konsequenzen daraus ziehen, auch wenn es weh tut.
Wie auf Autopilot gehe ich in den Keller um noch etwas Wäsche zu waschen. Hier treffe ich auf eine blonde Frau mit Baby, die gerade Wäsche zusammen legt.
»Hi, du bist die neue aus dem Erdgeschoss oder?«, fragt sie freundlich. »Ja richtig. Ich bin Sadie.« Lächelnd halte ich ihr meine Hand entgegen.
»Ramona, und das ist Max. Mein kleiner Sohn«, antwortet sie lächelnd. »Freut mich euch kennenzulernen. Wie alt ist er?«, frage ich und greife seine kleine Hand.
»14 Monate. Und ein kleines Energiebündel«, seufzt sie grinsend.
»Das glaube ich gern«, teile ich ihr schmunzelnd mit.
»Freut mich dass du jetzt hier wohnst. Und wenn du mal jemanden zum quatschen brauchst, komm vorbei. Was hältst du davon, wenn du morgen Mittag zu mir hoch kommst. 2. links, da wohnen wir«, schlägt sie vor und nimmt ein weiteres Wäschestück aus dem Trockner.
»Sehr gern Ramona. Dann bis morgen«, antworte ich erleichtert. Es freut mich, jemand netten im Haus zu haben. Vielleicht war das der Anfang einer guten Freundschaft. Für mich ist das viel wert, da ich meine Freunde und meine Familie in Detroit zurück gelassen habe.
Auf dem Weg in meine Wohnung denke ich wieder an mein Herz und ich vermisse sowieso meine Familie jetzt schon wahnsinnig. Deswegen werde ich mich die kommende Woche voll in die Arbeit stürzen, damit sie schnell vergeht. Aber erst einmal muss ich jetzt Kanada hinter mich bringen und das am Besten, ohne die Beherrschung zu verlieren. Hat ja sonst auch so super geklappt. Bis auf eine Nacht. Seufzend lasse ich mich auf meine Couch fallen. Es ist 21:30 Uhr. Ich habe alles soweit gepackt und schaue mir eine Liebesschnulze im TV an, als ich eine Nachricht von Cole erhalte.
Cole: Liebe Sadie, danke für den schönen Vormittag - auch, dass du mich nach Kanada begleitest. Schlaf gut, Cole.
Die Nachricht beschert mir ein riesiges Grinsen und ein Kopfschütteln. Ich habe doch keine Wahl, er ist mein Chef. Soll ich da widersprechen? Doch er war noch nie der Typ für viel Worte. Mich würde interessieren, wie lange er für diese Nachricht gebraucht hat. Schnell tippe ich schmunzelnd eine Antwort.
Sadie: Hey Cole, ich fand den Vormittag auch sehr schön. Das können wir gern wiederholen. Gute Nacht, S.
Verwundert darüber, von ihm sowieso um diese Zeit eine Nachricht zu bekommen, gehe ich schlafen.
Um vierzehn Uhr klopfe ich bei Ramona. Ihr Zwerg ist im Mittagsschlaf und wir setzen uns in ihre Küche und genießen die Ruhe bei einer Tasse Kaffee. Ihre Wohnung ist genauso eingerichtet wie meine. Wahrscheinlich wurde das ganze Haus vom Vermieter ausgestattet.
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LOVE RECOVERED
ChickLitBest #1 Chicklit 05/2018 Alles, was ich mir geschworen hatte, war in dieser einen Nacht vergessen: Dass ich mich in seiner Gegenwart niemals betrinke. Dass ich ihn niemals küsse. Dass ich niemals weniger als drei Kleidungsstücke trage und... Dass...