one

12.5K 427 31
                                    

...Juli 2023:

»Herzlich Willkommen noch einmal, Miss Hanson. Wir hoffen, sie leben sich schnell ein und fühlen sich wohl bei uns«, begrüßt mich Mr. Daniels aus der Personalabteilung und lässt mich allein in meinem Büro zurück. Mein Weg hierher war nicht leicht. Ich habe einige Meilen hinter mich gebracht und so einige Hürden überwunden. Ich bin nach New York gezogen, um eine Anstellung in einem angesehenen Unternehmen der Immobilienwirtschaft anzunehmen.

Die letzten Tage waren kräftezehrend und ich bin gestern erst gelandet. Die letzten Stunden wollte ich noch mit meiner Familie in Detroit genießen. Wer weiß, wann ich sie wiedersehen werde.

Nervös streiche ich einmal über meine erhitzen Wangen, als sich wieder die Tür öffnet.
»Denken Sie an das Meeting in der Chefetage in einer halben Stunde im 23. Stock«, erinnert mich Mr. Daniels und ist nach einem freundlichen Lächeln wieder aus dem Büro verschwunden.

Ich lasse meinen Blick durch die großzügige Fensterfront meines Büros über New York schweifen. Ich habe den Schritt gewagt, nachdem mein alter Chef in den Ruhestand ging und das Unternehmen verkaufte. Jetzt muss ich zeigen, was ich gelernt habe und hoffe, ich werde meinen Anforderungen in der Projektentwicklung gerecht als Assistentin des Geschäftsführers.

Nachdem ich meinen Laptop gestartet und mir einen Überblick verschafft habe, bleiben mir immer noch 25 Minuten, bis ich in der Chefetage sein muss. Ich beschließe, mich ein wenig umzusehen und mir bei der Gelegenheit einen Kaffee zu holen.

In der Teeküche bereite ich mir besagten Kaffee zu und inhaliere den aromatischen Duft, der mich sofort beruhigt. Zum Glück ist hier alles ausgeschildert.

»Hallo. Ich bin Lisa, du bist die Neue, richtig?«, erkundigt sich eine rothaarige, quirlige Person neugierig.

»Richtig, ich bin Sadie, Hallo!«, antworte ich schüchtern und reiche ihr meine Hand.

»Ach schön, dass wir endlich weibliche Verstärkung bekommen. Wenn du magst, können wir heute zu Mittag essen, um uns besser kennenzulernen?«, fragt sie mit interessiert hochgezogenen Augenbrauen.

»Gern. Ich muss aber erst gleich in ein Meeting in die Chefetage«, antworte ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.

»Uhhhh... die Höhle der Löwen. Da wünsche ich dir Glück. Aber wir sehen uns später?«, fragt sie mit in Falten gelegter Stirn.
»Ja gern«, erwidere ich und stelle meine gebrauchte Tasse in die Spülmaschine.
Warum zum Teufel wünscht sie mir Glück? Ich schiebe jegliche böse Gedanken von thyrannischen Chefs zur Seite. Außerdem werden die mich an meinem ersten Tag wahrscheinlich nicht gleich ins kalte Wasser werfen - oder doch?

Ein Blick auf die Uhr sagt, ich sollte mich langsam in Bewegung setzen, wenn sie nicht doch gleich ein schlechtes Bild von mir haben sollten.

Ich erreiche pünktlich um zehn Uhr den beschriebenen Raum und setze mich an den riesigen ovalen Tisch auf einen freien Platz. Schnell fange ich noch geistesgegenwärtig an mein Handy stumm zu schalten. Sicher ist sicher! Währenddessen betreten weitere Personen den Raum und es wird ruhiger. Als ich wieder aufschaue sind fast alle Plätze besetzt. Nur zwei Männer ca. Ende zwanzig stehen mit dem Rücken zu mir an der Fensterfront und unterhalten sich leise.

Anscheinend warten wir nur noch auf sie. Einer blond, der andere schwarzhaarig und beide machen in ihren Anzügen eine wirklich gute Figur. Meine Lippen schürzend betrachte ich die Kehrseite der beiden Herren. Jetzt wird mir bewusst, wie lange ich schon keine aufregende Nacht mehr hatte. Oder wenigstens irgendeine Nacht. Ist es ein halbes Jahr her oder, hmm... wahrscheinlich schon viel länger, sonst könnte ich mich vielleicht daran erinnern wann es war und mit wem.

LOVE RECOVEREDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt