eleven

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Was sollte ich mit dieser Antwort jetzt anfangen und warum nehme ich ihm das so nicht ab? Nicht ohne Grund ist er aus dem Zimmer gestürmt. Wahrscheinlich sitzt er jetzt unten an der Bar und reißt sich die nächste auf, um sein Ego wieder zu pushen.

Während ich immer wieder an mein Herzchen denken muss kümmere ich mich um den Termin morgen. Es wird noch einmal anstrengend. Wir müssen nämlich noch drei Objekte ansehen und das heißt, dass ich fast den ganzen Tag mit ihm in einem Auto oder auf irgendwelchen Grundstücken verbringe.

Ich hasse es, dass wir nicht mehr normal miteinander sprechen können. Immer dreht es sich um das eine oder wir streiten. Das ist doch nicht normal. Aber so war es damals beim alten Knight in der Firma schon. Entweder hat er mit mir geflirtet oder er hat mir weh getan. Trotzdem ist er für mich so anziehend, dass ich langsam durch drehe und irgendwas muss da doch sein, sonst wäre er doch nicht so, oder nicht?

Das Hoteltelefon reißt mich wieder einmal aus dem Schlaf. Es ist halb 2.
»Hallo Miss Hanson? Hier ist die Hotelbar. Könnten sie bitte Ihren Partner abholen?« Angestrengt reibe ich meine Augen.
»Was hat er jetzt schon wieder gemacht? Und es ist nicht mein Partner, sondern mein Chef«, teile ich dem Hotelpersonal mit. »Ich bin gleich da«, antworte ich genervt, ohne deren Antwort abzuwarten und lege auf.

Nur widerwillig schwinge ich mich aus dem Bett, ziehe mir eine Stretchjeans und einen Hoodie an und laufe zum Aufzug. Schon von weitem schenkt der Barkeeper mir ein erleichtertes Lächeln. Cole sitzt wieder an der Bar auf einem Hocker und hält sich an einem Glas fest. Er hat die Ärmel seines Hemdes hoch gekrempelt und wirkt nachdenklich.

»Ist hier noch frei?«, frage ich, als wenn wir uns das erste Mal im Leben sehen. Vielleicht ist ein Gespräch auf neutralem Boden gar nicht so schlecht.
»Ja, bitte«, antwortet er gleichgültig, schaut mich von der Seite an und nickt, dass ich mich setzen soll.

»Einen Bourbon bitte«, bestelle ich bei dem netten Herren hinter der Theke, der mir mit einem Zwinkern ein Glas vor die Nase stellt.

»Warum gehst du mir aus dem Weg?« Er braucht lange um mir zu antworten und mehrmals ändert sich seine Miene, bis er beginnt zu sprechen.
»Weil ich nicht weiß, was ich dir antworten soll«, antwortet er und leert sein Glas.
»Versuche es«, fordere ich ihn auf und hoffe meine Stimme ist freundlich genug, um ihm Mut zu machen. Er schaut mich angestrengt an, als könnte er nicht glauben, was er gleich sagt.

»Du hast etwas an dir, dass...« Mitten im Satz stockt er und schaut mich an. Sein Blick wird wieder angestrengt und er streicht mit zwei Fingern durch meine Haare, die vor meinem Ohr liegen.
»Dass?«, frage ich mit einem Lächeln und lege meinen Kopf etwas zur Seite.
»Genau das«, sagt er leise und zieht seine Hand zurück und verschließt sich wieder, während er sein leeres Glas festhält.

Ich bin verwirrt und sitze in der gleichen Pose neben ihm, runzele die Stirn, weil es in meinem Kopf rattert. Was meint er? Gerade, als ich meinen Mund öffne, weil ich etwas fragen möchte, kommt er mir zuvor.

»Warum bist du so nett zu mir?«, fragt er leise ohne mich anzusehen. Die Antwort darauf muss ich mir jetzt gut überlegen. Ohne Überlegung müsste ich zwei Aspekte nennen, was ich aber nicht kann. Connor und meine Gefühle. Das sind die Gründe, warum ich nett bin - oder besser, warum ich  über manche Dinge hinweg sehe. Bin ich wirklich nett? Bewirft man seinen Chef mit Orangen, wenn man nett ist? Kopfschüttelnd gebe ich eine ehrliche Antwort.

»Weil ich dich mag... und das weißt du... dazu bist du immer noch mein Chef und ich mag die Arbeit, auch wenn ich gerade erst angefangen bin, aber...«
»Und was, wenn du nicht meine Angestellte wärst?«, fällt er mir ins Wort. »Das würde nichts ändern«, antworte ich ehrlich. 

LOVE RECOVEREDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt