Connor ist völlig aus dem Häuschen und es kostet mich viel Überwindung, bei seiner Euphorie nicht gleich wieder zusammen zu brechen. Er kann es kaum erwarten, Cole wiederzusehen und ich muss ihn bremsen, aus Angst er schlägt mit seinem Arm irgendwo gegen, weil er so ungestüm durch die Wohnung flitzt.
Auf dem Weg zur Arbeit setze ich ihn bei der Kita ab - wenn auch etwas spät, und fahre dann schweren Herzens zur Firma.
Je höher der Aufzug fährt, desto schneller schlägt mein Herz. Ich laufe den Flur entlang zu unseren Büros und halte bei Christina am Tresen.
»Hey, du bist wieder da!«, sage ich mit einem gezwungenen Lächeln.
»Hey! Ja es geht mir wieder besser. Ich dachte schon, ich bin hier heute allein. Der Boss war nur kurz hier, hat Staub aufgewirbelt und ist übel gelaunt wieder abgerauscht.«Ich blicke sie entschuldigend an und sammle meine Post ein, bevor ich in meinem Büro verschwinde. Wie erwartet, habe ich keine Nachricht von ihm und beginne seufzend mit meiner Arbeit.
Selbst Kaffee kann mich heute nicht auf Touren bringen. Einerseits bin ich total erschöpft, andererseits bin ich unglaublich aufgekratzt, weil ich Angst habe, Cole zu verlieren - wenn ich das nicht schon längst habe.
Mittags hole ich mir in der Kantine ein Sandwich, denn ich habe schon nicht gefrühstückt und sollte wenigstens etwas im Magen haben, dass die Mengen an Kaffee aufsaugt.
Auf dem Weg zu meinem Büro muss mir natürlich Janine über den Weg laufen. Als wenn mein Tag noch nicht scheiße genug war. Mit einem diabolischen Grinsen schreitet sie auf mich zu und baut sich vor mir auf.
»Cole hat es dir sicher schon erzählt, aber ich bin so glücklich, ich muss es dir auch noch sagen. Ich bin schwanger«, spricht sie engelsgleich und möchte mich dabei am liebsten mit Blicken töten.
»Herzlichen Glückwunsch, Janine. Und wer ist der Vater?« Diesen Schnitt konnte ich mir nicht verkneifen und grinse ihr ebenfalls überschwänglich ins Gesicht. Ihr Grinsen verschwindet und ihr Blick wird gehässig.
»Na Cole! Wer denn sonst!«, faucht sie und schaut mich empört an.
»Und da bist du dir sicher? Ja?«, frage ich mit spöttisches Unterton und kann mir ein lachen kaum verkneifen. Auch wenn es möglich ist, hält mein Unterbewusstsein es für so abwegig, dass ich darüber nur lachen kann.Schnaufend und ohne mir zu antworten rauscht sie wieder ab. »Ach ja... High Heels solltest du bald meiden!«, rufe ich ihr noch hinterher, doch das hat sie sicher nicht mehr gehört.
In meinem Büro bekomme ich nichts mehr gebacken. Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht weiß, was mit Cole ist. Ich weiß nicht, wie oft ich mein Handy bereits in der Hand hatte und ihn anrufen wollte, doch es gelassen habe.
Niedergeschlagen mache ich mich auf den Weg zur Kita, um Connor wieder abzuholen. Er ist immer noch völlig fröhlich und schnattert immer wieder, wann sein Daddy wohl das nächste Mal wieder kommt, was er dann mit ihm unternimmt, ob er ihn mag und ob er auch zu seinem Geburtstag kommt.
Wieder laufen mir stumm die Tränen und ich versuche sie vor meinem Herzchen so gut es geht zu verbergen, doch mein kleiner ist nicht dumm. Meine Hand haltend läuft er neben mir her und schaut mich immer wieder von der Seite an, bis er plötzlich stehen bleibt und an meiner Hand zupft.
»Warum weinst du?«, fragt er traurig, lehnt sich gegen meine Hüfte und schlingt seinen gesunden Arm um mich. »Ach Schatz. Ich freue mich so für dich, dass dein Dad heute da war.« Liebevoll streiche ich durch sein schwarzes Haar und blicke in diese blauen klaren Augen, die mich durch schwarzen Wimpern anstrahlen.
»Aber dann musst du doch lachen, Mommy, nicht weinen. Vielleicht ist er ja schon wieder da! Lass' uns schnell nach Hause«, ruft er aufgekratzt und zerrt an meiner Hand, damit ich schnell weiter gehe.

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LOVE RECOVERED
Chick-LitBest #1 Chicklit 05/2018 Alles, was ich mir geschworen hatte, war in dieser einen Nacht vergessen: Dass ich mich in seiner Gegenwart niemals betrinke. Dass ich ihn niemals küsse. Dass ich niemals weniger als drei Kleidungsstücke trage und... Dass...