Cole hebt seinen Blick, schaut mich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an, doch eines erkenne ich sofort - er will eine Antwort. Ohne zu zögern nicke ich, als Antwort, was ihn kurz seine Augen schließen lässt. Als er sie wieder öffnet, forme ich ein "Bitte" mit meinen Lippen und blicke ihn flehend an, während ich mir bereits die ersten heißen Tränen von den Wangen wische.
Er schaut mich nicht mehr an, senkt seinen Blick auf Connor und geht vor ihm in die Hocke. »So, kleiner Mann und wer bist du?«, fragt Cole mit einem Lächeln, doch ich sehe ihm an, dass er mit sich zu kämpfen hat.
»C-Connor. Daddy, das hätte Mommy dir aber eigentlich in ihrer E-Mail schreiben können, aber das ist nicht schlimm. Jetzt bist du endlich da!«
Cole hatte vor, ihm die Hand zu geben, doch Connor ist so aus dem Häuschen, dass er einfach den Abstand zwischen ihnen schließt und ihm um den Hals fällt.
Ich schluchze auf, taumele zurück an die Wand und rutsche an ihr auf den Boden, ohne den Blick von den beiden abwenden zu können. Ich bin so aufgewühlt, dass ich keinen Ton heraus bekomme, während mir ununterbrochen die Tränen laufen.
Cole zuckt erschrocken zusammen, weiß im ersten Moment nicht, wie er reagieren soll, schließt ihn aber dann doch in seine Arme. Connor schließt seine kleinen Arme - den eingegipsten vorsichtiger, doch immer fester um Cole's Hals.
»Ich bin so froh, dass du endlich da bist, Daddy«, spricht Connor an Cole's Wange, welcher ergriffen durch seine geöffnetem Lippen atmet und nun vorsichtig seine Hände auf Connor's Rücken legt und mich über dessen kleine Schulter anschaut.
Nie war ich glücklicher, die Stimme meiner Mutter zu hören.
»Cole! Das ist ja eine Überraschung! Und wie ich sehe, hast du deinen Sohn schon kennengelernt«, sagt sie trocken.
Cole entfernt vorsichtig Connor's Arme von seinem Hals und stellt sich auf und meiner Mutter die Hand zu geben. »Hallo Mrs. Hanson, schön sie wieder zu sehen«, sagt er leise und sucht erneut meinen Blick.
Der Schock ist nun anscheinend zu Wut gewechselt und seine sonst so klar blauen Augen sind verdunkelt und ich reagiere auf diesen Blick mit polterndem Herzen und Atemnot.
»Connor Schatz, komm' mit in die Küche, dein Daddy hat sicher einiges mit Mommy zu besprechen«, versucht Mom Connor von Cole abzulenken, denn sie möchte ebenfalls vermeiden, dass Connor mich so sieht. Doch ich kann mich nicht bewegen. Es geht einfach nicht. Mein Kopf ist einfach leer - da ist nichts mehr. Nur zwei Namen. Cole & Connor.
»Okay Granny, aber ich habe Daddy doch so viel zu erzählen. So unendlich viel!«, beschwert sich mein Herzchen und stapft nur widerwillig zu seiner Granny in die Küche.
Jetzt hat mein Stündlein geschlagen. Das ist mir klar, denn Cole läuft mit zusammen gepressten Lippen und loderndem Blick auf mich zu, packt meinen Arm und reißt mich auf die Beine. Dann schleift er mich in mein Schlafzimmer und schmettert die Tür hinter uns zu.
Sofort lässt er mich los, presst Daumen und Zeigefinger an seine Nasenwurzel, während er seine andere Hand zur Faust formt.
»Ist... ist er wirklich?«, fragt er auf die Tür zeigend und rauft sich seine perfekt sitzenden Haare.
»Frag' doch nicht so blöd. Ich hab' deinen Blick gesehen«, sage ich heiser zwischen Schluchzern.»Warum? WARUM SADIE, HAST DU NICHT EINEN TON GESAGT!?«, brüllt er mir ungehalten ins Gesicht.
»Weil ich Angst hatte! Was hätte ich denn machen sollen? Dir gleich am ersten Tag - am Besten beim Inder auftischen, dass du Vater eines fast Fünfjährigen bist? Du hättest mich doch gleich wieder nach Hause geschickt.«
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LOVE RECOVERED
Chick-LitBest #1 Chicklit 05/2018 Alles, was ich mir geschworen hatte, war in dieser einen Nacht vergessen: Dass ich mich in seiner Gegenwart niemals betrinke. Dass ich ihn niemals küsse. Dass ich niemals weniger als drei Kleidungsstücke trage und... Dass...