PROLOG

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ANMERKUNG:
Die Geschichte schrieb ich damals unter anderem Pseudonym. Und ich hatte jetzt keine Lust im ganzen Buch ihren Namen zu ändern.

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Firmenfeier 2018. Seine Augen verfolgen mich bereits den ganzen Abend und sorgen bei mir für warme Schauer. So durchdringend, bohrend und egal wann ich zu ihm herüber schaute, trafen sich unsere Blicke. Er machte mich verrückt damit - und schwach.

Seit Beginn meines Praktikumsjahres im vergangenen Jahr war es sein täglicher Sport mich zu trietzen, mit mir zu flirten und mir die Röte ins Gesicht schießen zu lassen, weil er wusste er kann es und er liebte dieses Spiel. Trotzdem war er äußerst charmant und süß, wenn er nicht gerade mit dem Hirn zwischen seinen Beinen dachte.

Ich hatte sprichwörtlich einen Narren an ihm gefressen. Ich war junge Zwanzig, er fast dreiundzwanzig Jahre alt. Seine frechen Grübchen hatten mich bereits am ersten Tag in ihren Bann gezogen und seine sportliche Statur und die widerspenstigen schwarzen Haare trugen ebenfalls dazu bei.

Wir hatten bereits einige Shots getrunken und ausgelassen gefeiert. Mehrmals hatte er mit mir brüderschaftlich angestoßen, dabei bedacht, dass der abschließende Kuss nicht auf die Wange, sondern auf dem Mund platziert wurde.

»Sadieee...«, säuselte er so unwiderstehlich schmunzelnd, »Komm, du weißt, wenn dann richtig.« Sein schlanker Finger tippte gegen seine zuckenden Lippen und brachte mein Herz zum Stolpern.

Irgendwann konnte ich einfach meinen Blick nicht mehr von seinen strahlend wasserblauen Augen nehmen, welche von diesen faszinierend dichten schwarzen Wimpern umrandet waren. Und das war mein Verderben. Er hatte mich. Er wusste wahrscheinlich, dass ich ihm mit meinem Blutalkoholgehalt nicht widerstehen kann.

Alles, was ich mir im letzten Jahr geschworen hatte, war auf einmal vergessen: Dass ich mich in seiner Gegenwart niemals betrinke, damit ich nicht in Versuchung geraten konnte, dass ich ihn niemals küssen würde, niemals weniger als drei Kleidungsstücke tragen würde und wirklich niemals so sehr die Kontrolle über mich verlor, dass ich mit ihm eine Nacht verbringen würde - niemals!

All diese Grundsätze, die ich mir geschworen hatte, weil ich keine weitere Seite in seinem imaginären Blackbook sein wollte, hatte ich in dieser Nacht gebrochen. Wir landeten schlussendlich in einem Hotelzimmer und verloren uns ineinander. Entluden die Spannung, die sich über ein Jahr hinweg aufgebaut hatte. Verbrachten eine Nacht miteinander, die ich nie wieder vergessen sollte.

Doch so prickelnd unser Erlebnis auch war, so ernüchternd war der nächste Morgen, als ich allein in einem Hotelzimmer erwachte. Das Einzige, was mir blieb, war ein Brief und die Erinnerung an den besten Sex, den ich jemals hatte und hätte ich gewusst für welchen Zeitraum, hätte ich mich wahrscheinlich von der nächsten Brücke gestürzt.

Der Brief besiegelte die Einmaligkeit unserer Taten der vergangenen Stunden und hinterließ ein großes Loch in meiner Brust. Denn auch den Vorsatz mich niemals in ihn zu verlieben, hatte ich schon lange gebrochen. Das wurde mir an diesem Morgen schmerzlich bewusst.

Er war gegangen. Der Tag der Feier war sein letzter Arbeitstag und sein letzter Tag in Detroit. Er ging nach New York, um in der Firma seines Onkels zu Arbeiten. Und nicht nur das. Seine restliche Familie ging ebenfalls.

Konnte es noch schlimmer kommen? Schlimmer als zu wissen, dass man denjenigen, in den man verliebt ist nie wieder zu sehen? Die Entfernung war unüberbrückbar, sein Aufenthaltsort unbekannt.

Doch wie unvergesslich diese Nacht werden sollte, zeigte sich erst später...

LOVE RECOVEREDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt