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Zuhause angekommen zog ich das Kleid auf, hing es fein säuberlich weg und stellte die Schuhe in irgendeine Ecke. Die würde ich bestimmt irgendwann wieder finden, wenn ich sie mal wieder bräuchte. Ich wohnte knapp zwei Blocks vom Stark Tower entfernt. Als ich zu Pep gekommen bin, habe ich mich geweigert in den Tower zu ziehen. Stattdessen hat Pepper mir eine kleine Wohnung in der Nähe davon gemietet in welche sie rein kann wann immer sie möchte. Sie hatte den Zweitschlüssel direkt an sich genommen, mit der Begründung wenn was wäre, wäre sie schneller da. Da ich aber meist sowieso nur über Nacht hier war und ansonsten am Stall bei meinen Pferden, kann sie hier machen was sie will. Verbergen muss ich nichts. 
Zeitig beschloss ich dann ins Bett zu gehen. Genervt von dem heutigen Tag, wollte ich einfach nur noch ins Land der Träume verschwinden. 
Ich träumte von dem Turnier. Wie Artax und ich über die Hindernisse fliegen, durch das Wasser galoppieren und danach siegreich durch das Ziel reiten. Ich sah meine Mutter wie sie auf ihrem engelsgleichen Pferd über die Hindernisse sprang und mir zujubelte. Ab genau diesem Punkt war mir jedoch auch klar, dass es nur ein Traum war. Meine Mutter war Tod und würde mir nie wieder Glück wünschen können. 

Mit Tränen in den Augen wurde ich wach und starrte stumm an die Decke. Erinnerungen tun weh und leider kann mir niemand den Schmerz nehmen. Pepper und Liam versuchen ihr bestes. Sogar Tony versucht mich aufzumuntern. Klappte leider nicht immer. Dennoch war ich Tony dankbar für die beiden Pferde. 
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereis 10 Uhr war. Ich schälte mich aus der Bettdecke, machte mir schnell ein Frühstück und packte meine Sachen für den Stall. Einiges was nicht in den Spind von Catori passte, habe ich noch hier in einem separaten Schrank. Beispielsweise der Bogen stand noch hier und ebenfalls der Köcher mit den Pfeilen stand noch hier. Somit zog ich mir eine einfache Jeans an, passend für das Mounted Archery. Sie hatte extra einen angepassten Gürtel für den Köcher zum Transport. Ein schlichtes Oberteil rundete das Outfit ab. Die Schuhe waren einfache Stiefelette, nicht so hoch wie Reitstiefel aber auch keine Turnschuhe. Gerade als ich mein Rad holen wollte, fiel mir auf das dies noch am Stall stand. In der Hektik gestern habe ich vergessen Happy zu fragen ob er das Rad abholen und hier her bringen kann.
Also wählte ich Happys Nummer und hoffte das er abnahm. "Was kann ich für dich tun Liva?", fragte er direkt. Man konnte sein Lächeln quasi durch das Handy spüren. "Ich hab mein Rad noch am Stall stehen.", fing ich an. "Und du möchtest das ich dich eben schnell hin fahre?", beendete er meinen Satz. "Wenn das möglich wäre.", sagte ich kleinlaut. "Für dich würde ich alles tun. Ich bin in zehn Minuten da." Damit legte er auf und ich wartete bis mein Fahrer da war.

Eine Nachricht von ihm reichte, dann sprintete ich die Treppen runter und sprang quasi mit dem Köcher und dem Bogen in das Auto. "Woah. Vorsichtig mit dem Ding." Er fuhr los und sah mich dann noch einmal schräg an. "Hast du nicht einen Bogen bereits bei Catori?", fragte er. "Ja. Aber diese Bogen ist wertvoller und handlicher als der Andere. Deswegen ist der immer bei mir zu Hause und kommt nur mit wenn ich mal wieder Lust habe mit ihm zu schießen.", erklärte ich und erntete nur ein "Aha" als Antwort.
Durch die schrecklich vollen Straßen brauchten wir ewig bis zum Stall. Dort angekommen hielt Happy und lächelte mich an. "Nun. Hier sind wir. Sei vorsichtig ansonsten dreht Pepper mir den Hals um.", mahnte er und lachte. "Ich bin doch immer vorsichtig Hap. Man sieht sich, danke fürs fahren."
Ich stieg aus und atmete die frische Luft ein. Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, war die Luft sauberer als man glauben möge. Nun ja. Kaum hatte ich den ersten Fuß aus dem Auto gesetzt, rannten mir Abigail und Sophia entgegen. Gott, ich würde niemals Kinder bekommen, dachte ich und verdrehte innerlich die Augen. "Hey ihr Zwei.", lächelte ich. "Kommst du? Du hast deinen Bogen dabei, los Sophia wir holen Catori!", sagte Abigail euphorisch und zog ihre Freundin direkt wieder hinter sich her. Nur schade, dass sie nicht ohne mich an das Halfter von der schwarzen Stute kommen. Also ging ich ihnen hinterher, während Happy wieder davon fuhr. Hibbelig standen beide vor Catoris Spind und sahen mich an. "Also.", fing ich an während ich den Bogen zur Seite stellte und der Köcher seinen Platz daneben fand. "Als aller erstes müsst ihr zwei jetzt ruhiger werden. Wenn ihr so hibbelig und aufgekratzt bleibt, wird Catori gleich genauso sein. Und das wollen wir nicht. Also fahrt bitte runter, ansonsten geht ihr wieder.", sagte ich und wurde dabei ein klein wenig harscher im Ton als beabsichtigt. Beide Mädchen nickten ehrfürchtig. Ich schloss den Spind auf und atmete einmal durch, bevor ich den Mädchen den Putzkasten an die Hand gab und meine schwarze Stute aus dem Stall holte. In aller Ruhe, nachdem Catori angebunden war, fingen die zwei an zu putzen. Ich währenddessen konnte das raus legen was ich brauchen würde und schaute danach noch nach Artax. Mein fuchsbrauner Wallach sah mich treu an und prustete mich kurz an. "Hallo mein Schatz. Ich befürchte heute kommst du ein wenig kürzer. Morgen ist das Turnier, dafür musst du ausgeruht sein.", erzählte ich ihm. Er sah mich an, sein Blick zeugte von Desinteresse als wenn er wüsste was ich ihm da erzähle. Lachend klopfte ich ihm den Hals und ging danach zurück zu Catori. Ihre blauen Augen waren unverkennbar und jeder der sie sah, verliebte sich sofort in dieses treue Blau. 
"Wir machen dann Kasper fertig.", sagte Sophia. Kasper war ein Schulpferd was mit Aufsicht gerne bewegt werden durfte. "Stellt ihn da hin wo ich euch sehen kann.", mahnte ich und sie nickten brav. Kaum waren die zwei verschwunden, putzte ich Catori ein weiteres Mal über und warf dann ein Westernpad auf ihren Rücken. Sie hatte einen extra angepassten Westernsattel plus wunderschöner Trense. In Westernsätteln ist es mit Pfeil und Bogen eindeutig bequemer als auf einem Spring -  oder Dressursattel. Nachdem der schwere Sattel seinen Platz ebenfalls auf ihrem Rücken gefunden hatte, befestigte ich den Köcher an diesem und hing den Bogen über den Knauf. Für kurze Zeit sollte das wohl halten. 

Nachdem die Trense ebenfalls angebracht war, führte ich Catori auf den Sandplatz und sah schon die beiden Mädchen dort stehen. Das kleine Pony stand müde neben ihnen. Als ich mich umsah, erkannte ich einige Schaulustige, darunter auch Reitlehrer. Sogar Reitlehrer die schon lange nicht mehr arbeiteten. Lächelnd nickte ich in die Runde und gab Abigail meinen Bogen. "Ich reit ein paar Runden warm. Sophia, ab aufs Pferd. Kasper muss ebenfalls noch ein wenig laufen.", sagte ich und das junge Mädchen nickte. Sie setzte ihren Helm auf und schwang sich auf den Rücken des Ponys. Mir fiel auf, dass der zweite Bogen noch im Spind lag. Da Abigail mit meinem Bogen beschäftigt war, trieb ich Catori an den Bahnrand und sprach in die Runde: "Ich hab den zweiten Bogen in dem Spind von Catori gelassen. Kann den eben jemand holen?" Ich sah nicht wer meinen Bogen holte, aber als die Person wiederkam dachte ich, ich fress meinen Bart. Lukas. Die grünen Augen, die langen schwarzen Haare und dieses arrogante Grinsen würde ich überall wieder erkennen. Ich nahm ihm den Bogen aus der Hand und ritt zurück in die Platzmitte. Ich trieb meine schwarze Stute in einen ruhigen Trab und ließ ihr den Hals lang. Kleine Ziele wurden für mich aufgebaut, lächelnd saß ich in dem Sattel und ließ die Stute unter mir arbeiten. Kasper wurde weniger gearbeitet, aber einen Galopp fanden auch Sophia und Kasper. Nachdem beide Tiere gearbeitet hatten, ging für die beiden Mädchen die Arbeit los. 

Ich erklärte ihnen vom Pferderücken alles. Wie der Bogen zu halten war, wie man die Pfeile einspannen würde und auch wie der Sitz sich ändert. Denn egal welche Gangart, mit keiner Hand am Sattel oder in der Nähe des Halses ist es schwerer für Anfänger das Gleichgewicht zu halten als für Leute wie mich, die das schon länger machen. Nachdem Sophia also geübt hatte, war Abigail an der Reihe. Beide stellten sich durchaus gut an und ich war wirklich zufrieden. Gemeinsam brachten sie Kasper weg, während ich mit Catori die Ziele anvisierte und anritt.

Gut zwei Stunden schoss ich auf verschiedenste Ziele in jeder erdenklichen Geschwindigkeit. Und diese zwei Stunden war ich quasi das Highlight. Jeder wollte sehen wie ich mich anstellte, jeder war fasziniert. Die junge Cross Country Legende aus New York, 'Ziehtochter' von Stark und begabte Mounted Archery Lady. Doch einen Blick spürte ich dauerhaft und brennend auf meiner Haut. Den Blick aus den tief grünen Augen. Der undefinierbare, irgendwie interessierte Blick von Lukas. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass dies nicht sein richtiger Name ist.
Als ich abstieg, die Pfeile aufsammelte und danach mit Catori in die Stallgasse verschwand, ahnte ich nicht, dass der morgige Tag noch Überraschungen bereit halten sollte.

Götter, Fabelwesen und Liebe?! (#Wattys2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt