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"Lady Liva!", schallte eine Stimme über die Weiden. Apollo sah mich an, doch ich zuckte nur mit den Schultern. "Die Königin verlangt nach Euch!" Bei genauerem hinhören erkannte ich die Stimme von Sif. "Sorry Apollo, ich muss leider los.", seufzte ich und stand auf. "Ich find alleine zurück. Man sieht sich.", verabschiedete ich mich, stand auf und joggte zu den Stufen des Palastes, auf denen Sif stand und mich skeptisch ansah. "Was hast du mit Apollo zu tun?" "Ich hab ihn gestern kennengelernt. Eigentlich wollte ich nur wissen wie die Pferde hier stehen und behandelt werden.", erklärte ich, während ich der Kriegerin folgte. "Du magst Thor nicht wahr?", warf ich in den Raum und erntete von ihr einen bösen Blick. "Wir sind keine Freunde." "Aber teilen die gleichen Freunde. Du kannst mir vertrauen.", beteuerte ich. "Erst wenn du mir sagst, was zwischen dir und dem Prinzen Loki läuft." Ihre Augenbraue hob sich und sie lächelte breit. Augenverdrehend sagte ich: "Da läuft nichts. Wir sind Freunde. Wenn überhaupt." Mein Blick glitt zu Boden. "Freunde.", lachte sie. "Es hat sich rum gesprochen, dass du Loki heute morgen umarmt hast und er sich alleine dadurch beruhigt haben soll." "Das ist ein Märchen. Ich habe ihn umarmt, ja, aber er war danach genauso wie vorher auch. Wer auch immer so viel dummes erzählt, sollte lieber nicht weiter reden.", grummelte ich. 

Wir standen vor einer mir fremden Tür. Sif schenkte mir einen letzten wissenden Blick, bevor sie die Tür aufschwang und mich rein schob. Dort stand Frigga, vor einem Feuerkelch oder ähnlichem und redete augenscheinlich mit jemandem. Doch sie war alleine in diesem Raum, mit wem konnte sie also reden? "Du weißt sehr wohl, dass es deine Taten waren die dich hier her brachten." Sie musste mit Loki reden. War es richtig das ich lauschte? Eigentlich ja nicht. "Als König? Ein wahrer König gesteht seine Fehler ein. All die Leben die du auf der Erde nahmst." Uff, das altbekannte Thema. "Dein Vater..." Rüde wurde sie unterbrochen, Loki musste wohl unglaublich sauer sein. Aber er war nicht sein Vater. "Dann bin ich auch nicht deine Mutter."
Autsch, dass muss bei beiden unglaublich schmerzen. Stille. Bis Frigga weiter sprach: "Du hast eine erstaunliche Auffassungsgabe. Bei allen anderen, nur nicht bei dir selbst." Wieder Stille, bis leise ertönte: "Du kommst hier raus. Vergiss nicht, wer das möglich gemacht hat." Dann drehte sie sich zu mir um und lächelte mich an. "Liva. Schön das du Zeit gefunden hast. Komm, setz dich." Zögerlich folgte ich ihrer Bitte und setzte mich auf einen Holzstuhl, der am Rande des Kelches stand. Sie stellte sich vor mich, zog einen weiteren Stuhl heran und sah mich dann an. "Was kann ich für Euch tun?" "Ich wollte dich sehen. Du bist meine letzte Hoffnung, das weißt du bestimmt schon." Na klar, üb noch mehr Druck auf mich aus. Kein Problem, ich kann damit umgehen. "Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Ich bin niemand besonderes. Ich bin eine Sterbliche.", meinte ich und quetschte meine Hände zusammen. "Du hast eine besondere Wirkung auf meinen Sohn. Loki fühlt sich offensichtlich wohl in deiner Gegenwart, nutz dies. Bald kommt er aus dem Kerker, da musst du für ihn da sein." Ich fuhr mir gestresst durch die Haare und seufzte tief. "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun." "Danke. D-", sie wurde unterbrochen als eine Wache in den Raum stürmte. "Meine Königin, Thor ist mit einer Sterblichen in den Heilkammern." "Ich werde gleich dort sein.", sagte sie und bedeutete der Wache wieder zu gehen. Danach sah sie mich an. "Kommst du mit?" "Ich lehne ab. Danke. Eventuell werde ich ein bisschen durch Asgard laufen." "Sei vorsichtig." Sie drehte sich gerade um, um zu den Heilkammern zu gehen, da fiel mir doch noch was ein. "Königin? Kann ich mit Apollo aus den Ställen ausreiten?" Sie sah zu mir, wirkte kurz unschlüssig, bevor sie nickte. "Du wirst das Pferd von der Wache Finn nehmen. Apollo wird wissen welches es ist." Ich machte einen Knicks als dank, bevor sie ging und mich alleine vor dem Feuerkelch stehen ließ.

Die Sonne sank bereits hinter die Berge Asgards, also beschloss ich heute nicht mehr mit Apollo in die Weiten dieser Welt zu reiten. Stattdessen schlich ich durch die Gänge des Palastes und suchte die Bibliothek. Die sollte laut Aussagen anderer ziemlich groß sein, vielleicht findet sich dort ja was interessantes. Lange suchte nach der Bibliothek, bis mir ein besorgter Thor entgegen kam. "Was ist los?", fragte ich direkt und hielt ihm am muskolösen Arm fest. Er drehte sich zu mir, in seinen Augen schimmerten Tränen. "Thor.", sprach ich einfühlsam, bevor ich ihn in meine Arme schloss. "Jane. Sie trägt den Äther in sich." "Den was?", fragte ich verwirrt nach. "Ich versuche meinen Vater zu ziteren.", sagte er, löste sich von mir und räusperte sich, bevor er anfing: "Es gibt Relikte, die älter als die Welt selbst sind. Das was in Jane ist, ist eines davon. Es gab eine Zeit vor den neun Welten. Es gab einen Morgengrauen und sie werden eine Abenddämmerung haben. Doch vor dem Morgengrauen hatten finstere Mächte, die Dunkelelfen, die unbedingte, unangefochtene Macht. Ihr Anführer Malekith schmiedete eine Waffe aus der Dunkelheit - den Äther. Andere Relikte erscheinen oft als Steine, doch der Äther ist flüssig und ändert sich andauernd. Er sucht sich Wirtskörper und bezieht seine Stärke aus ihrer Lebenskraft." "Woah, moment. Das bedeutet, dieses Äther-Dings kann Jane umbringen?" Er nickte. "Wir müssen was unternehmen!" Thor nickte, zuckte aber zeitgleich mit den Schultern. "Ich weiß nicht was. Vater auch nicht. Was wir aber wissen ist, dass Malekith alles in seiner Macht stehende tun wird, um den Äther zurück zu bekommen. Wir müssen bereit sein." Der Satz machte mir Angst, doch ändern konnte ich es auch nicht. Wie auch immer Jane dieses Ding gefunden hatte, es wäre unser aller Untergang, sollte nicht bald was geschehen. "Jane schafft das. Und wir schaffen das auch." Beruhigend sah ich ihn an. "Du klingst fast wie eine Asin.", lächelte er und drückte kurz meine Hand, bevor er sich abwand und ging.

Nach dem Treffen mit Thor hab ich nicht mehr die Bibliothek aufgesucht, sondern bin in mein Gemach gegangen und hab mich ins Bett gelegt. Der Tag zerrte irgendwie an meinen Nerven, schlimmer als die Tage zuvor. Außerdem hatte ich schrecklich Heimweh, hoffte es würde meinen Engeln gut gehen. Doch neben dem Schmerz, ausgelöst durch das Heimweh, schwang noch etwas anderes mit. Ich wollte Loki neben mir wissen. Ich wollte mich in seine Arme kuscheln und einfach in aller Ruhe schlafen. Noch nie, wirklich nie, hatte ich solch ein Verlangen nach einer Person wie gerade. Es zeriss mich innerlich und als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen, hatte ich noch kein Auge zugemacht.

Kurz nachdem ich mich angezogen und gewaschen hatte, erbebte die Erde. Für einen kurzen Moment wackelte alles, bevor Brocken von den Wänden fielen und mich beinahe unter sich begruben. Geschockt sah ich vor mich, konnte dem riesen Wandteil nur knapp entkommen. Hätte ich gewusst, wie der Tag verlaufen würde, wäre ich niemals aufgestanden.

Götter, Fabelwesen und Liebe?! (#Wattys2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt