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~*~ Lokis Sicht: 

Nachdem der gesamte Palast bebte, als wäre gerade Asgard untergegangen, hatte sich der Mann schräg gegenüber von meiner Zähle befreit. Erstaunt und auch ein bisschen beeindruckt sah ich den Mann an, welcher die anderen Zellen ebenfalls öffnete und dann vor Meiner stehen blieb. Mit einem undefinierbaren Blick sah er mich an, ich sah zurück, strahlte nur Kälte und Gewalt aus. Er wand sich ab, nicht gewillt meine Zelle ebenfalls aufzubrechen. "Ich empfehle dir den linken Aufgang zu wählen." Was auch immer mich dazu bewegt hatte, diese Worte zu sagen, nachdem sie meinen Mund verlassen hatte, bereute ich sie. Liva war irgendwo dort oben, was wenn ihr was passierte? Was, wenn ich jetzt Schuld an ihrem Tod bin? Gott, was wenn Thor sie rettet und sie dann merkt, wie sehr sie ihn liebt? Himmel, das könnte ich nicht ertragen. Außerhalb der Zelle war die Schlacht im Gange, Thor war wieder der Held aller. Es hatte sich also nichts geändert. 

Meine Gedanken landeten kurze Zeit später wieder bei Liva. Wie sie mich umarmt hatte, kurz nachdem ich Odin nach der Axt gefragt hatte. Niemals, wirklich niemals hätte ich gedacht, dass mir eine Sterbliche so wichtig werden könnte. Vielleicht war sie mir sogar wichtiger, als ich jemals zugeben würde. Es nervt mich in gewisser weise, geradezu zu hoffen, dass es ihr gut geht. Mein Blick heftete sich an die weiße Wand. Ich verbannte die Geräusche des Kampfes und konzentrierte mich auf Liva. Wie sie in den Gewändern meiner Welt vor der Zelle steht, wie sie dort stand, geschockt über meine Worte und unfähig etwas zu sagen. Ich mochte es, wie ihre blonden Haare im Wind wehten. Wie sie über die Hindernisse flog als wäre es das normalste auf der Welt. Ich mochte es, wie ihre blauen Augen mich ansahen mit so viel Zuneigung und Vertrauen, wie ich noch nie in meinem Leben erfahren habe. All das ist etwas vollkommen neues für mich und macht mir ehrlich gesagt Angst. Wie oft habe ich mich über Thor lustig gemacht, dass er eine Sterbliche liebt und jetzt saß ich so gut wie in der selben Situation. 

Es mussten Stunden vergangen sein, mein Zeitgefühl hatte mich hier unten ohnehin schon längst verlassen, als eine Wache vor meiner Zelle stand. Zunächst sah sie mich nur an, bevor sie sprach: "Lady Liva wird vermisst." Ich zog meine Augenbrauen kraus, irgendwas war noch. Doch dann sickerte die Information durch und ich versuchte meine aufkommende Sorge zu verbergen. "Ich möchte mit Thor sprechen. Sofort." Die Wache nickte und ging. Währenddessen ließ ich meiner Wut freien Lauf. Stühle flogen durch die Zelle, zerbrachen an der Wand. Einzig Mutters Bücher ließ ich unberührt. Als ich die kommenden Schritte meines Bruders vernahm, erstellte ich eine Illusion damit das Chaos nicht sichtbar wurde, und wartete. "Du hast nach mir verlangt." "Wo ist Liva?", kam ich direkt zur Sache. "Wir wissen es nicht. Sie ist in die Wälder geritten um etwas zu suchen." Sie konnte nur das Einhorn suchen, warum sonst sollte sie Mutterseelenallein in die Wälder reiten? "Sag Bruder, ist jemand schwer verletzt?" Seine Augen spiegelten Trauer wieder, es musste also jemand sein, der ihm viel bedeutet. "Mutter. Sie ist tot." Innerlich tobte alles in mir, meine Gedanken verloren sich. Gleichgültig sah ich ihn an, doch hinter der Illusion schrie ich mir die Seele aus dem Leib. Erst Liva, jetzt Mutter. "Lass mich Liva suchen." "Vater erlaubt nicht, dich raus zulassen." "Verflucht Thor!", brüllte ich ihn an. Sämtliche Wachen und Insassen drehten sich zu uns um. "Liva hat mit Odin ausgemacht, ich darf raus. Mit ihr. Jetzt ist sie nicht hier und ich muss sie suchen. Thor, ich MUSS. Sie weiß, wie man Mutter retten kann. Deswegen ist sie los." Erschrocken sah er mich an. Er haderte mit sich selbst. Würde er mich jetzt raus lassen, wäre es Hochverrat. Das wussten wir beide. 

Doch er ließ sich nicht noch einmal bitten. Er zwang eine Wache ihm den Schlüssel zu geben und drohte ihm, ihn umzubringen, sollte er ein Wort an Odin verlieren. "Das bist ja so gar nicht du, Bruder.", meinte ich und hetzte mit ihm durch die dunklen Gänge des Palastes. "Sei still. Ich bring dich zu Apollo. Er macht Dark Velvet bereits fertig. Allerdings kommt er mit. Alleine lass ich dich da nicht raus." Ich verdrehte die Augen, aber fein. Meinetwegen sollte der Angestellte mit kommen. Ich wollte nichts mehr als Liva wieder finden. Sie sicher in meinen Armen haben. "Und du?" "Ich jage Malekith.", brummte der Donnergott nur und ließ mich, an den Ställen angekommen, alleine. Apollo stand dort bereits mit meinem Pferd und einem mir Unbekannten. Eilig griff ich nach den Zügeln meines rabenschwarzen Hengstes, schwang mich in den Sattel und sah ungeduldig zu Apollo. In seinen Augen spiegelte sich pure Sorge wieder. Wie stand er zu Liva? Mich überkam das Verlangen, ihn zu häuten damit er Liva nicht mehr zu nahe kommen konnte. Er riss mich aus den Gedanken, als er sich endlich in den Sattel seines Pferdes schwang und wir los ritten. 

In der schnellsten Galoppade die ich jemals geritten war, jagten wir durch die Dörfer Asgards. Ich nahm keine Rücksicht auf Personen auf den Wegen, ritt unbeirrt weiter und trieb mein Pferd zur Höchstleistung. Apollo hatte sichtlich Mühe mitzuhalten, doch meine Sorge ließ alles um mich herum vergessen. Ehe wir uns versahen waren wir in den Wäldern. Doch wo genau konnte sie jetzt sein? Die Wälder waren riesig, einzig die Berge grenzten das Gebiet ein. Verschiedenste Flüsse folgten uns auf unserem Weg, auf der Suche nach Liva. Mein Herz schmerzte schrecklich bei dem Gedanken, dass ich sie verloren haben könnte. Und dann drängte sich auch noch der Gedanke von Mutter in den Vordergrund und zwang mich, Dark Velvet zu zügeln und im Schritt weiter zu reiten. Apollo sah mich verwirrt an, doch das interessierte mich nicht. Tief hängende Äste behinderten uns immer wieder und verlangsamten uns, doch die Tiere machten einen guten Job und trugen uns über Stock und Stein. 
Die Sonne stand bereits tief, als etwas Schimmerndes unser Aufsehen erweckte. Blätter raschelten und heraus sprang, mit panischem Blick, ein Pferd von einem unserer Wachen. Doch es war kein Reiter zusehen. "Mit ihm ist Liva weg geritten.", sagte Apollo und stieg ab. Der Wallach war nass geschwitzt, atmete schwer und zitterte. "Wir müssen zurück. Er ist verletzt." "Ich gehe nicht ohne Liva.", brummte ich und trieb meinen Hengst weiter. "Bring das Pferd zurück. Ich suche weiter." Ich konnte Apollo weg reiten hören, doch ich war schon langer weiter geritten. Auf einer Lichtung hielt ich an und sah mich um. Die Blätter waren abgefallen, und das obwohl nicht einmal Winter war. Schnaubend blieb Dark Velvet stehen. Mit aufgestelltem Blick sah er gerade aus. Dort lag etwas im Schatten eines Baumes. Vorsichtig stieg ich ab und ging darauf zu.

Nach 22 Kapiteln sind wir bei Lokis Sicht angelangt *~* hoffe es gefällt euch, lasst Feedback da <3

Götter, Fabelwesen und Liebe?! (#Wattys2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt