Yves 8

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Schweiß gebadet fuhr ich mitten in der Nacht hoch und brüllte "Fick dich!" durch das ganze Haus. Es war eh niemand da, der hätte wach werden können. "Verdammte Scheiße!" schrie ich hinterher. Kaum begegnet meine weinerliche Seite diesem Scheißkerl, fangen die Träume wieder an. Das kann doch nicht wahr sein. Ich griff nach der Tasse, die ich noch auf dem Nachttisch stehen hatte und warf sie mit aller Kraft gegen eine Wand, beugte mich vor und schlug mit geballten Fäusten frustriert in mein weiches Bett. Langsam kam ich zu Atem. Dieser Kerl soll in der Schule bleiben und nicht noch in meine Träume platzen. Schlafen war jetzt nicht mehr drin. Das kannte ich schon von früher. Schlafen konnte ich noch nie nach Alpträumen. Sie spukten dann immer in meiner Kopf herum und am Ende träumte ich wieder das Selbe. Darauf konnte ich gut verzichten. Also ließ ich mich erstmal zurück fallen und schaltete die kleine Lampe auf dem Tischchen an. Im Zimmer umher starrend entschied ich mich, mich schon mal auf den Tag vorzubereiten. Ich hatte noch 2 Stunden, bis der Wecker klingeln würde. Ich ging erstmal duschen, um den Schweiß loszuwerden und machte dann ganz entspannt meine Routine. Als ich fertig war verharrte ich vor dem Spiegel.  Augenringe. Stellte ich fest und dachte daran, wie schwach ich geworden war. Den Waschlappen hatte durchkommen lassen. Ich hasste diesen Körper und diesen Teil meines Unterbewusstseins. Ich wendete meinen Blick ab, nur um ihn kurz darauf wieder zu heben und auszuholen. Im nächsten Moment war der Spiegel zerbrochen und einige Splitter fielen zu Boden. Ich musste mich ablenken.
Den Rest der Zeit verbrachte ich mit einem meiner Lieblingsbücher. Bevor ich das Haus verließ, stopfte ich es in meinen Rucksack und zupfte an meiner Weste herum. Ganz in Ruhe schlenderte ich zum Bus und hatte meine Kopfhörer auf. Im Bus lief es genau wie auch gestern schon ab. Doch heute beobachtete ich die Leute, die hinzu stiegen. Sie sahen sich alle recht ähnlich. Waren Mainstream.Mahezu jeder trug eine Bomberjacke, den buntes, mehr als nur überzogenes Prinz Tshirt, auf welchem ein sinnloser Spruch, oder irgendein Logo eines großen Kleidungskonzerns abgedruckt war. Dazu zerrissene Jeans, die im Prinzip Shorts oder einfach zu eng waren. Am besten war all das mit einem roten Paar Schuhe von Nike oder Adidas gekrönt. So individuell... Die Haare hatten auch alle gleich. Wow. Kein Wunder, warum ich denen so exotisch vorkam. Ich verdrehte die Augen und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße neben uns.
Da kam das erste Papierkügelchen von irgendwo. War bestimmt nur eine Verwechslung. Versuchte ich mich selbst etwas zu beruhigen. Ich musste kurz tief ein und aus atmen. Es folgte nichts mehr. Wie schnell die Leute ihr Interesse verloren.
Man dürfte ihnen einfach keine Genugtuung geben. Ich wusste, dass so ein Kügelchen nicht die Welt war. Wozu sollte ich also meine Aufmerksamkeit darauf richten? Wie dem auch war. Ich kam schon sehr bald an meiner Schule an und stieg aus. Ich hatte ein schlechtes Gefühl. Aber schwänzen konnte ich nun auch nicht mehr. Ich hatte keine Lust wieder zu laufen. Also nahm ich mir vor nicht mehr zu meinem Spint zu gehen, bevor ich zum Bus musste. Die ersten zwei Stunden vergingen recht schnell. Mathematik war schon Spannend. Und Physik sollte folgen. Hoffentlich ist der nächste Lehrer etwas besser als der von eben. Er war total unruhig und hat ständig Fehler gemacht. Hoffte ich.
Mit einem leichten Lächeln verließ ich den Unterricht und ging zu meinem Spint. Das Schloss öffnete sich schon wie von selbst. Die Zahlen hatte ich mir schon gut eingeprägt und die leichten Drehungen schienen schon nach einem Tag zu fließen.
Doch als ich ihn öffnete flatterte mir ein Zettelchen entgegen. Wer auch immer sich die Mühe gemacht hatte und die einzelnen Buchstaben ausgeschnitten und aufgeklebt hatte, musste mich wirklich hassen. Ein Drohbriefchen war es also. Hey Schwuchtel! Fing es an. Es traf mich etwas, dass meine Sexualität als Beleidigung verwendet wurde. Also konnte ich alle ausschließen, die zumindest halbwegs etwas in der Birne hatten...Oder neu waren. geoutet hatte ich mich damals in der siebten Klasse. Von da an wurde ich noch stärker gemobbt. Allerdings fühlte ich mich wohler, dass ich ganz öffentlich Jungs hinterher starren konnte. Geheimnisse können gut gegen einen Verwendet werden. Deswegen hatte ich mich entschlossen dieses loszuwerden. Und voila die Angst erwischt zu werden, war wie weggeblasen. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass ich irgendetwas falsch machte. Dennoch fühlt es sich nicht schön an, das in so einem Kontext zu lesen.
Weiter ging es mit Jetzt bist du dran. Wir behalten dich im Auge und wenn du allein bist, werden wir da sein und dir zeigen, wo du stehst. Ich blickte mich um. Auf den Fluren war nicht mehr viel los, also machte ich jetzt schnell und lief zu meinem nächsten Raum. Ich fragte mich, ob mir überhaupt jemand helfen würde, wenn ich mal in die Klemme geraten sollte oder ob es niemanden interessieren würde.
Ich konnte mich in den folgenden Stunden überhaupt nicht konzentrieren und auf den Stoff einlassen. Auch in der zweiten Pause war ich paranoid und habe immer mal wieder nachgeschaut, ob mir jemand von hinten auflauert. Zum klingeln der Schulglocke, hatte ich mich umentschlossen. Ich wollte die Sachen aus dem Unterricht nicht unnötiger Weise mit schleppen und brachte sie weg. Die Zeit war da und noch genügend Schüler. Ich dürfte bloß nicht alleine sein. Doch ich konnte meine Vorsätze direkt über Bord werfen, denn als ich meinen Spint öffnete spritzte mir eine Farbbombe entgegen. Mein Hemd war eingesaut. Meine Hose und sogar meine Weste. Einfach alles. Im Gesicht hätte es mich auch getroffen. Die Sachen in meinem Spint hatte es nicht so schlimm getroffen. Zumindest musste ich keine Bücher ersetzen. Aber ich musste jetzt dringend in die Waschräume. So würde mich niemand in den Bus lassen.
Und als wäre das alles nicht genug ,lachten mich die wenigen ,übrigen Schüler aus. Ich räumte gewaltsam die Bücher von gerade eben in den Spint und knallte die Tür zu. Alles war still und mir stiegen die Tränen in die Augen. Verfickte Scheiße! Ich hasste mein Leben. Ich hasste, was dieser Ort aus mir machte und einfach alles. Mein Kopf war gesenkt und ich hatte mich an den Spint gelehnt. Warum? Ich stieß mich ab und rannte in Richtung Toilette. Ohne böses zu ahnen, trat ich an das Waschbecken und versuchte die Farbe aus meiner Kleidung zu bekommen. Dabei wurde mein Hemd etwas durchsichtig. Aber bei dem Pink, was da drauf klebte, würde eh niemand darauf achten. Zumindest ging die Weste etwas sauberer, genauso die Hose. Also beugte ich mich nun herab, um auch mein Gesicht zu waschen. Ich hatte die Rechnung jedoch ohne Mikel und seine Clique gemacht. Als ich in dem Spiegel auf sah, erblickte ich sie hinter mir, grinsend.
Das nächste, an das ich mich erinnern konnte war, dass sie das dringende Bedürfnis hatten, die Kloschüssel von innen zu zeigen und zwar aus nächster Nähe. "Komm, lass uns dir etwas helfen." waren seine Worte und schon packten sie mich und zerrten mich zum Klo. Ich würde gezwungen mich hinzuknieen, indem ich einen Schlag in die Magengegend kassierte und schon ging es los.

Don't be scared Babyboy (BoyXboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt