Yves 18

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Der Abend bei Mrs Arnold war entspannend. Wir haben unser selbstgemachtes Essen genossen und uns prächtig unterhalten. Besonders über London und was sie für Tratsch sie über die letzten zwei Jahre aufgeschnappt hatte. Auch, wenn mich die Leute hier und was sie so getrieben haben und vor allem mit wem sie es getrieben haben, nicht sonderlich interessierten, hörte ich ihr dennoch aufmerksam zu. Es tat nicht nur mir gut mal etwas anderes als meine Gedanken zuhören, sondern auch ihr ihre mit jemandem zu teilen. So viel ich wusste, kam ihre Familie nie zu Besuch oder holte sie zu Feiertagen ab. Noch nicht einmal Post bekam sie.
Allerdings meinte sie mal zu mir, dass die Leute, die einen nicht wertschätzen und die in all den vergangenen Jahren nicht einmal im Ansatz Interesse zeigen konnten, es auch nicht wert waren sie zu vermissen. Besonders wenn man sie eh nicht sonderlich gut kannte und kein sonderlich gutes Verhältnis hatte.
Irgendwann musste ich mich dann aber verabschieden. Ich übergab ihr an der Art noch schnell die Schlüssel und ließ die Reste meines gekochten Essens bei ihr. Ich wusste, sie mochte ihn so am liebsten. Zumindest sagte sie das immer. Außerdem hatte ich dann einen Vorwand sie demnächst wieder zu besuchen. Ich ging also rüber und warf mich wenig später in Boxershorts in mein Bett. Am Morgen darauf lief alles gut. Ich wachte kurz vor dem Wecker auf, den ich mir gestern noch stellen musste und hatte Zeit meine alte Schultertasche raus zu kramen. Buttons und Patches meiner Lieblingsbands und von Konzerten zierten sie. Ansonsten war sie schwarz und ein klassisches Model, dessen innen liegende Seite länger war und beim schließen den oberen und vorderen Teil abdeckte. Einen Block und Stifte, sowie einen Apfel und ein Getränk warf ich hinein und machte mich dann ganz locker auf den Weg zum Bus. Heute schien sogar ein guter Tag zu sein. Kein Zeitverlust und der Busfahrer ließ mich ausnahmsweise auch ohne Karte mitfahren. Die Busfahrt verlief, wie die letzten Tage auch und vor der Schule wartete ich im Prinzip nur noch wegen Jason. Als er kam warf er mir meinem Rucksack zu und ich hängte ihn mir zusätzlich über die Schulter.
Man merkte dass mit Jason etwas war. Er war unkonzentriert und hatte tiefe Augenringe. Noch dazu trug er nicht seine Uniform. Seine normalen Sachen stehen ihm noch viel besser. Ich sah den Sabber förmlich aus meinem Mund triefen und folgte ihm einfach. Unter seinem Shirt spannten sich seine Muskeln leicht. Don't be weak boy! Rief ich mich selbst zur Vernunft, wobei meine britische Ader etwas durch kam. Jetzt musste ich aufpassen, wenn ich sprach. Ansonsten würde ich Jason auf Englisch voll labern und ich wäre aufgeflogen.
Plötzlich drehte er sich um und presste mich wieder gegen eine Wand. "Was ist dein scheiß Problem?" knurrte er.
Ich sah ihn überrascht an. Konnte der Gedanken lesen und wollte es jetzt provozieren oder was?
"Es ist nur..." setzte ich an, doch stoppte. Kein Englisch! "Ach nichts." endete ich und wollte gehen, doch jetzt ließ er nicht mehr locker. "Sag jetzt!" forderte er und ich konnte auf einmal nicht anders, als eine Hand zu befreien und durch seine Haare zu fahren. Immer noch weich...aber kürzer. Ich lächelte leicht. Er auch. Und das gab mir Mut. "Ich mag deine neue Frisur. Obwohl ich die blauen Spitzen mochte." sagte ich ungeniert und fühlte mich stark. So stark wie immer. Doch mit einem Satz schaffte er es, mich zu Boden zu stoßen. Dahin, wo ich auch hingehörte. "Was heute mal so selbstbewusst und stark?" Es war ein Schlag. Schlimmer, als der in die Magengrube von Mikel.
Nach dem ich mich zu meinem Unterricht aufgemacht hatte, fiel mir auf, wie wenig Zeit ich noch hatte und beeilte mich. Zu meinem Pech lief ich geradewegs in Mikels Arme und auch seine Kumparnen waren nicht weit. Sie rissen an mir und schnappten sich meinen Rucksack, nachdem sie mich klein gemacht hatten. Ich konnte nicht mehr protestieren. Obwohl mein Handy, mein Portmonee und mein Lieblingsbuch darin waren. Ich könnte nicht mehr, als hoffen, sie zerstörten nichts.
Sie machten ordentlich Getöhse und freuten sich mal wieder einen Keks. Aber der Einzige, der über die Bedeutung meiner Sachen für mich Bescheid wusste, war Mikel und der grinste wie bescheuert. So, als käme er sich unendlich Mächtig vor.
Ich konnte da nicht länger hinsehen und nach kurzer Zeit, wurde es dann abrupt still, dann pfiff jemand und ich blickte auf. Sofort durchströmte mich eine Welle der Erleichterung. Er hatte meinen Rucksack und verscheuchte alle. Seine Worte hallten noch in meinem Kopf, als ich seine Hand ergriff. ,,Habe ich nicht gesagt, dass ich nicht gerne teile? ... Noch einmal. Und dann verliere ich meine Geduld." Seine Sätze ließen einen wohligen Schauer durch mich fahren und überdeckten die Mikels. Sie hatten mir mehr zu schaffen gemacht, als ich wollte.
"Ich bringe dich zu deinen Raum und hole dich da auch ab. Das soll nicht nochmal passieren, wenn ich es nicht aufhalten kann." sagte Jason ernst und riss mich aus meinem Gedanken. Er bat mich vorzugehen und ich steuerte mein Schließfach an , um meinen Rucksack schnell rein loszuwerden. Dann begleitete er mich zu meinen Raum. Ich bedankte mich noch mal leise und verschwand hinter der Tür. Dank mir waren wir nun beide zu spät und als ich die Frau erblickte, die Geschichte unterrichtete, kräuselten sich meine Zehennägel. Die Englischtante stand da und faselte irgend etwas von 2 Weltkrieg und Wiederholung aus 10. Sie bemerkte nicht mal mein dazu stoßen und weil ich das Thema bereits auswendig konnte, lehnte ich mich zurück und kritzelte meine Manga. Ich musste dringend wieder Zeit zum üben finden viel zu lange war es her. Das selbe galt für die Instrumente, die ich in den zwei Jahren nicht spielen konnte, in denen ich ausgeflogen war. Wo meine Mutter die wohl deponiert hatte? Als ich aus dem Unterricht kam, stand tatsächlich Jason vor der Tür und wartetete. Gespannt sahen ihn alle an, als wäre er ein Zirkustier, dass sich zur Schau stellte. "Hey." sagte er und wirkte dabei so unnatürlich cool, dass ich beinahe lachen musste. Lange her. Ging es mir durch den Kopf. "Hey." Erwiederte ich und sagte, ich müsste noch etwas bei meinem Spint checken und ging los. Jason folgte mir. Seinen Blick in meinem Rücken bekam ich genauso mit und versuchte möglich normal zu gehen und bloß nicht zu stolpern.
Als ich meinem Rucksack inspizierte, musste ich bestürzt feststellen, dass mein Buch weg war. Ich schluckte, war den Tränen nah. Bevor mein Vater starb, hatte er mir beides vermacht. Seinen alten Rucksack und das Buch. Eine Träne rollte meinen Nasenrücken runter und tropfte schließlich hinab, in den Rucksack und ein Zettel erlangte meine Aufmerkamkeit. Es gibt nur eine Möglichkeit es wiederzubekommen. ;) Stand auf ihm und ich wusste plötzlich ganz genau, wer es war. Ich sank zu Boden und schluchzte auf.
Guter Tag? Von wegen!

Don't be scared Babyboy (BoyXboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt