Mikolas 58

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Er ist einfach sonst wohin abgehauen und blieb weg und Monika obendrein auch noch. Ich bin hinterher und jetzt stehe ich schon wieder da, wie bestellt und nicht abgeholt. Meine Hände fuhren in meine Haare und ich zog etwas an ihnen. Sie hatte mich geküsst und dann weggestoßen, mir obendrein noch einmal vorher in den Magen, wenn nicht sogar noch tiefer geschlagen und dann erregt stehen gelassen. Ich zog noch mal an den Haaren und stieß einen verärgerten Laut aus. Was wollte sie denn nun? Ich dachte es wäre vielleicht ein ganz netter Zeitvertreib oder sowas, aber mir war beinahe so, als wäre sie auf Yves eifersüchtig. War das zwischen uns für sie mehr?
Im Licht der Straßenlaterne und des Krankenhauses tanzten die Schneeflocken vor sich hin und glitten langsam zu Boden. Sie waren wunderschön, doch sie fielen. Ich fröstelte leicht und schlang die Arme um meinen Oberkörper. Mit schnellen Schritten ging ich wieder rein und ließ die Kälte hinter mir zurück, doch auch hier drin wurde mir nicht so richtig warm.
Ich fühlte mich seltsam zerrissen und ich wusste noch nicht einmal wieso.
Ich drehte ein zwei Runden, doch kam schnell zu dem Entschluss, dass Monika Recht hatte. Auch sie sollte jetzt nirgendwo alleine hin gehen müssen.
Während ich also den Rückzug zu unseren Warteplätzen antrat, ordnete ich meine Gedanken einwenig. Ich war mir sehr sicher, dass ich definitiv verwirrt war und so richtig auch noch nicht wusste, weswegen überhaupt. Außerdem war ich extrem müde und ich fragte mich, wie es den anderen ging. Und!
Ich hatte Hunger. Wo blieb nur Yves mit den verdammen Snacks?!
Die Sorgen um ihn fingen an zu wachsen. Was ist, wenn er in irgendeiner Ecke zusammen gebrochen ist? Es hätte ihm schon irgendwie ähnlich gesehen.
Fertig mit dem Leben und einem lauten Seufzen ließ ich mich neben Monika fallen.
Sie schwieg und machte auch keine Anstalten die Ruhe zu brechen.
Also blieb es an mir hängen etwas zu sagen.
Die Frage war nun jedoch : Was? Was sollte ich sagen?

Eine halbe Ewigkeit - oder vielleicht auch nur 15 Minuten später flüsterte ich dann endlich etwas, auch wenn es hart klang, war das was ich meinte alles andere als negativ gemeint.
"It's not the end." Meine Aufmerksamkeit galt dem Boden vor meinen Füßen. Dennoch merkte ich, wie Monika mir einen fassungslosen Blick zuwarf. "I mean..." Ich räusperte mich. "Es ist hier für niemanden von uns das Ende. Selbst wenn Jason es nicht schaffen sollte, sind wir noch alle hier. Wir leben und sollten für einander da sein. Aber Jason wird nicht sterben. Und euch erstrecht nicht verlassen.
Er liebt euch alle viel zu sehr, um das hinter sich zu lassen. Was denkst du, wieso sein Innerstes ums Überleben kämpft, warum er noch nicht gegangen ist? Vielleicht tut die Liebe verdammt weh, aber sie ist es, was ihn gerade hier hält." Ich würde immer leiser, wenn das denn überhaupt bei einem Flüstern ging. "Aber manchmal reicht das nicht aus." fügte ich düster hinzu und starrte immer mehr durch den Böden hindurch, schnell schüttelte ich meinen Kopf, um die aufkommenden düsteren Gedanken loszuwerden und erhob mich mit Schwung. "Lass uns doch mal nach unseren Snacks suchen gehen." schlug ich vielleicht mit etwas zu viel Elan vor und hielt Monika meine Hand hin. Sie verdrehte ihre Augen und murmelte beinahe ärgerlich "Oder eher den, der sie holen wollte." Dann ergriff sie aber meine Hand und ich half ihr auf. Dabei überging ich ihre Aussage und zog sie eine Zeit lang hinter mir her, ließ sie jedoch irgendwann in einem der vielen Gänge los. Wann wusste ich nicht genau, genauso in welchem. Sie glichen sich allesamt. Einzig eine Pflanze, ein Disentfektionsmittel  oder ein Sevierwagen waren an unterschiedlichen Plätzen positioniert.
Monika trottete wortlos hinter oder neben mir her.
Ich blieb stehen und sag in alle Richtungen. Ich hatte es noch nie so wirklich mit Orientierung. Langsam drehte ich mich zu Monika und kratze mich etwas verlegen am Kopf. Ihre Augenbrauen wanderten in die Höhe , als würde sie mich fragen, ob das mein Ernst wäre.

Eine halbe Ewigkeit später saßen wir wieder auf unseren Plätzen. Von Yves nich immer keine Spur.
Außerdem war Monika sauer. Props an mich würde ich sagen. "Ich fahre später mit dir zu dir und wir packen ein paar Sachen." Sagte ich schlicht. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen vorhin. Natürlich brauchte Yves jetzt jemanden, aber kurz würde er auch alleine zurecht kommen. Zumindest hoffte ich das...

Irgendwann kam Yves mit geschwollen riten Augen aufgelöst zurück. Er sah fertig aus. Einfach schlimm, schlimmer, als sonst jemals zuvor und mein Herz zog sich schmerzend zusammen. Er führte uns zu Jason. Zu meinem Überraschen war ich tatsächlich unsicher und nervös, weil ich nicht wusste, was mich dort erwartete. Yves schien ein gutes Gedächtnis für Wege zuhaben...ganz im Gegensatz zu mir. Hätte ich den Weg finden sollen, hätte ich mich bestimmt nur wieder verirrt.

Als wir den Raum betraten sah man eine Frau an einem Bett sitzen. Ein Mann und eine andere Frau direkt daneben. In dem Bett selbst, lag ein Mensch. Man hätte auch beinahe sagen können, es handelte sich um eine Leiche, so leblos sah der Körper aus.
Als ich realisierte, dass es sich um Jason handelte verspannte sich mein ganzer Körper. Mir war unwohl zu Mute. Langsam ließ ich den Blick über die Monitore und Kabel fahren. Mitten im Raum blieb er an zwei kauernden Gestalten hängen. Monika und Yves. Er umarmte sie und versuchte trotz seiner eigenen Trauer ein Ruhepol für seine Freundin zu sein, die bitterlich weinte. Mein Weg führte zu ihnen, ohne dass ich merkte, dass ich ihn ging. Ich hockte mich hinter die Beiden und tätschelte zunächst stärkend Yves' Rücken, begriff aber schnell, dass ich beide gleich trösten wollte und verwandelte die normale Umarmung in ein trostspendendes Gruppenkuscheln. Ich hätte nie erwartet, dass ich jemals so etwas kitschiges Denken würde, aber irgendwann ist scheinbar immer irgendwo ein erstes Mal, wenn es die Situation verlangt.

Don't be scared Babyboy (BoyXboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt