Yves 50

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"Hast du etwa mit Monika geknutscht?" Fragte ich und kam mir vor, wie vom Blitz getroffen. "Natürlich. Erdbeergloss und Roter Lippenstift. Das hatte sie auch neulich drauf, als ich aus Versehen aus ihrem Glas getrunken hatte!" Mikolas war inzwischen rot angelaufen. "Ja. Während der Autofahrt." Gab er klein bei. "Wie kam es denn überhaupt dazu?" fragte ich nach. "Wie gesagt, ich habe meine Bedürfnisse und wenn ich dich schon nicht so ran nehmen kann, dann kann es passieren, dass ich mir zwischenzeitlich jemand attraktives anlächle." Ich überging jetzt einfach mal den Fakt, dass es wegen mir gewesen sein sollte. "Ach Mikolas... warum gerade Monika? Ich meine, Jason mag dich doch so oder so nicht so sehr." Mikolas lachte. "Nicht so sehr? Der hasst mich aus tiefstem Herzen. Ich wünschte ich könnte sagen, dass es umgekehrt nicht genauso ist, damit ich vielleicht die Chance habe dir durch faire Mittel näher zu kommen, aber so ist es leider nicht." War es wirklich so schlimm zwischen den beiden? Ich bin ja echt ein Nullchecker. Ich dachte, dass sie sich endlich akzeptiert hatten. "Wow." entfuhr es mir gemeinsam mit einem Lachen. "I'm so stupid and blind."
Mikolas schien zu verstehen weswegen ich das sagte und stimmte mit ein. Irgendwann wurde ich dann wieder ernst. "Aber ich kenn dich doch Mikolas. Du würdest sowas doch nie machen, ohne wirklich Interesse zu haben." "Was? Mit jemandem rummachen?" Ich nickte. Selbst bei seinen Onenightstands hatte er noch Tage danach geschwärmt, wie heiß sie waren, was bei ihm immer ein Zeichen von Interesse gewesen war. "Du kennst mich zu gut, es sei denn, es geht dabei um dich." Mikolas schüttelte lächelnd den Kopf. "Monika ist echt attraktiv und es ist süß, wie sie euch beschützt und gleichzeitig erbarmungslos attackiert. Außerdem kann man sich gut mit ihr unterhalten." Er zuckte die Schultern. Wenn Mikolas und Monika zusammen kämen, wäre das bestimmt super niedlich, aber dann hoffe ich für Mikolas, dass er sich gefälligst benimmt. "Im Küssen ist sie auch nicht schlecht. Zumindest nicht zimperlich." fügte Mikolas selbstgefällig hinzu. Kopfschüttelnd verdrehte ich die Augen. "Verletz sie nicht. Sonst hast du nicht nur ein Problem mit Jason." Überrascht fuhren seine Brauen hoch. "Es wird Zeit, dass ich wieder stärker werde." Sagte ich entschlossen. In letzter Zeit war ich viel zu verweichlicht. Bei meinen Freunden war das ja ok, aber Außerhalb war ich mir nicht so sicher. Mutter hatte mich in dieser Zeit viel öfter verbal angegriffen. Das war für mich alles andere, als Ok. Außerdem möchte ich mich vernünftig mit Jason vertragen und klare direkte Antworten geben, auf all seine Fragen.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit einfach nur rum zu hocken und nachzudenken. So ging es mir auch am folgenden Tag. Bis ich mich an Mikolas wand, um ihm Bescheid zu geben, dass ich etwas rausgehen würde.
"Ich muss etwas spazieren und den Kopf frei bekommen." Sagte ich ihm. "Warte. Ich komm mit!" Sagte er, doch ich schüttelte den Kopf. "Nein. Am Ende stellst du etwas dummes an." Was sollte ich schon groß anstellen? Aber seine Augen strahlten pure Entschlossenheit aus. Ich konnte ihn davon nicht mehr abbringen. Ich muss wieder stärker werden!

Wir waren schon länger unterwegs und er hörte einfach nicht auf zu reden! Ich wollte doch nur schweigen und meine Gedanken sortieren. War das zu viel verlangt? "Könntest du bitte nur für einen Moment die Klappe halten? Ich wollte den Kopf frei bekommen... sorry" Zumindest schwieg er kurz.
"Ich dachte schon, du sagst nie etwas." Flüsterte er. War er etwa froh, dass ich ihn angemeckert hatte? Ich rollte die Augen.
Plötzlich grummelte mein Magen. "Du hast Recht Kleiner. Pizza wäre jetzt echt nice. Na dann Zeig mir mal eine gute Pizzeria in diesem Kaff." Gut? Tut mir leid. Unter gut verstehe ich etwas anderes, wenn ich an unsere Pizzaria denke. "Gibt nur eine." Murmelte ich und führte ihn zu ihr. Bock auf eine Pizza hatte ich schon. Ich meine, war ja schon etwas länger her, dass ich welche hatte. Ich sagte ihm, als wir angekommen waren, dass er kurz warten solle, da ich noch kurz etwas nach sehen wollte. Ich wollte sicher gehen, dass wir von diesem Luis nicht belästigt werden würden, denn nur Jason kannte seinen Arbeitsplan. Obwohl... auch dann war er immer da gewesen. Ich machte also die Tür auf, trat ein und mein Blick fiel direkt auf den Tresen. Da stand Jason. Direkt vor- "Luis?" Verwirrt flüsterte ich seinen Namen. Was machte Jason hier, bei Luis? "Jason war leicht auf den Tresen gelehnt und sprach mit ihm. Ganz locker Yves... Er bestellt sicherlich nur eine Pizza und ist hier mir Monika. Versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Doch dann küssten sie sich. Meine Augen weiteten sich und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Luis Blick lag nun grinsend auf mir. So ekelhaft verspottend. Ich machte einige Schritte auf sie zu, doch Jason drehte sich derweil zu mir um. Am liebsten würde ich Luis die nichtvorhandene Seele aus dem Leib prügeln, doch auf einmal blieb ich wie angewurzelt stehen. Unsere Blicke trafen sich und seine Augen sprühten beinahe Funken und gleichzeitig sagte er so viel wie Du? Was hast du hier zu suchen? Verschwinde.
Ich presste meine Lippen zusammen und machte kert. Pizza? Bloß nicht. Mein Blick fiel auf einen Spiegel neben der Tür und ich sah mich selbst an.
Ich zerschlug ihn und haute ab. Mikolas folgte mir. "Was war das gerade eben? Mit wem hat Jason da eben geknutscht?" Er musste es durch die großen Fenster gesehen haben. Aber ich wollte darüber nicht reden. Ich konnte es nicht fassen. Ich ging mit Mikolas zu dem Spielplatz, auf dem ich auch schon mit Jason war. Ein komisches Gefühl. So wie ich da auf der Schaukel saß und meine Wut versuchte zu kontrollieren. Auf ein mal saß ich im Schatten und blickte nach oben, zu dem, der mir die Sonne nahm. Luis? Was machte er hier? Was zum Teufel wollte er? "Bist du mir gefolgt du Spanner?" fragte ich ihn und er hob die Augenbraue. "Möglich." Sagte er schlicht und fuhr fort. "Du fragst dich bestimmt, was ich von dir will. Ganz einfach. Ich will dir noch mal klar machen, dass Jason mein Teddy ist." Sagte er und verpasste mir einen Schlag in die Magengrube, so dass ich rückwärts von der Schaukel fiel. "uff. " mache ich und kniff doe Augen zusammen. "Schau dich doch mal an, wie könnte er überhaupt auf die Idee kommen, dass du der Richtige wärst. Besser als ich?" Überheblich sah er zu mir runter. "Du kannst weder dich noch meinen Teddy verteidigen und ihn befriedigen erstrecht nicht." Das traf mich. "Sieh mal einer an, habe ich da einen Nerv getroffen? Du hast schon richtig gehört. Du reichst nicht. Er braucht jemand großen, mit zwei starken Armen, die ihn halten und ihm zeigen, wo es lang geht, wenn du verstehst." Innerlich kochte ich allmählich über. Ich wollte diese Bestätigung meiner Befürchtungen nicht. Er sollte seine Fresse halten. Ich sprang ihn an und schlug kräftig zu. "Shut up!" brüllte ich ihn an. Doch er drehte den Spieß mit Leichtigkeit um und saß auf mir so, dass ich ihn nicht mehr schlagen konnte. "Das mit Jason und mir ist etwas ganz besonderes und es hat nie aufgehört, weißt du." Sagte er und ich versuchte ihn wieder zu schlagen. Ihm seine verdammte Fresse einzuprügeln, bis er endlich Ruhe gab. Doch dann landete die erste Faust in meinem Gesicht, dann die zweite. Ich spürte, wie meine Nase schmerzte und schmeckte Eisen in meinem Mund. Endlich schaltete Mikolas sich ein und zerrte ihn von mir. Ich versuchte mich aufzurappeln, um auf Luis loszugehen. Doch Mikolas hielt mich davon ab und stellte sich vor mich. Luis stand vor ihm. "Der Kleine hat's verdient, lass mich durch." Sagte Luis und deutete mit dem Kinn zu mir. "Vergiss es. Du spinnst, als würde ich dich weiter meinen besten Freund verprügeln lassen." Er drehte sich kurz zu mir um und wischte etwas Blut von meiner Lippe. Sie war scheinbar aufgeplatzt. "Was du nicht willst, das man dir tu, das für auch keinem andren zu. So heißt es doch, oder? Na dann mach dich auf etwas gefasst." Sagte Mikolas bedrohlich und stürzte sich dann auf ihn. Er schlug ihm ins Gesicht, bis auch seine Lippe blutete und auch aus seiner Nase Blut floss. Ein letzter Schlag landete in seinem Magen. "Fuck you!" Schrie er noch und ließ ihn vor sich Knien. "Wehe du rührst ihn noch einmal an." Drohte er und holte aus, um ihn noch einmal zu treten, doch ich hielt ihn ab und zerrte ihn einfach weg von Spielplatz. Ich glaube Luis hatte genug. So wie auch ich. Den restlichen Tag nutzte ich dazu ihm zu erklären wer das war, während er sich nicht aufhörte um mich zu kümmern. "Ich werde morgen zu Jason gehen und das klären. Ich kann das so nicht stehen lassen und wenn das wahr sein sollte... keine Ahnung was dann." Sagte ich kraftlos und ließ mich in mein Bett fallen. Mikolas hätte es sich auf der Couch gemütlich gemacht und schlief bestimmt auch bald ein. "Danke für vorhin." Flüsterte ich. "Always." Sagte er und ließ mich Grinsen. Er kannte mich zu gut.
Am nächsten Tag war ich früh wach. Machte mich fertig und ließ mir das kalte Wasser der Dusche nur so auf der Haut zergehen. Heute wieder keinen Kajal. Den hatte ich auch in letzter Zeit kaum benutzt. Irgendwie hatte ich Lust mir die Finger scgwarz zu lackieren. Ach warum nicht? Ich tat es einfach und versuchte mich damit ein wenig abzulenken.
Mikolas war keine Hilfe. Er war heute mal wieder zweideutig unterwegs und könnte es nicht lassen mich zu piesacken.
Als ich dann vor Jasons Haustür stand war mir sehr mulmig zu mute. Ich wollte die Wahrheit und gleichzeitig nicht. Meine Hand klopfte von alleine. Geschockt sah ich zu ihr. Jetzt müsste ich mit ihm sprechen. Von der Prügelei von gestern sah man nicht viel. Nur meine Lippe war als Beweis zu erkennen und vielleicht die Rückstände des Blutes an meinem Nasenrand. Aber sonst sah ich gar nicht mal so schlecht aus. Vielleicht etwas ausgelaugt, aber das war's. In meinen Gedanken merkte ich nicht, wie er vor mir stand. Oder eher, wie er den Kopf raus streckte. "Yves?" Fragte er und holte mich zurück. "Eh ja." Ich räusperte mich. "Ich- Eh du...Du sagtest ich solle herkommen, wenn ich antworten kann." Er sah überrascht aus, dass ich mir seine Worte gemerkt hatte. Oder dass ich überhaupt da war? Er trat aus der Tür raus und ich einen Schritt zurück. "Und ich wollte die Sache mit Luis klären. Er ist gestern noch zu mir gekommen und hat mir von euch erzählt." Sagte ich und blickte zum Boden. "Können wir rein gehen?" fragte ich ihn, doch er schloss die Tür hinter sich.
Irgendjemand war bei ihm. Deswegen kam er vermutlich komplett raus und schloss die Tür hinter sich. "Warum kann ich nicht einfach mit reinkommen und dann setzen wir uns aufs Sofa?" fragte ich ihn nochmal. Ganz sicher war ich mir nämlich nicht. Doch er antwortete nicht darauf. "Ist jemand bei dir?" fragte ich weiter und wartete auf eine Reaktion. Doch wieder nichts. Ich runzelte kurz die Stirn. Es war wirklich so. "Ist es ein Junge?" Ich hatte noch die Hoffnung, dass es Monika wäre, doch auch dazu sagte er nichts.
"Ok. Ich verstehe. Dann solltest du zurück." Presste ich hervor und versuchte zu überspielen, was an Gefühlen mitschwang. Ganz schnell hatte sich 'ich will das klären' in 'ich zieh den Schwant ein und Lauf weg' entwickelt.
Ich schluckte und drehte mich um.
Be strong. You have to be strong. Verdammt. Warum passierte das jetzt? Meine Atmung beschleunigte sich. "Auf Wiedersehen." flüsterte ich und setzte zum Gehen an, als mich plötzlich jemand von hinten umarmte und rief "Nein warte!" Hoffnung machte sich in meiner Brust breit. "Ich-" fing er an, doch brach ab und drehte mich zu sich. Aufeinmal wischte er über meine Wange. Hatte ich geweint? Überrascht fuhr ich über meine Wange und wurde ernst. "Weswegen?" fragte ich. Weswegen sollte ich warten? Er biss sich auf die Lippe und blickte überall hin, bloß nicht zu mir. Ich drehte seinen Kopf zu mir. Eine Hand nahm sich eine seiner Hände, die andere wanderte an seine Wange. Noch immer antwortete er nicht. Also küsste ich ihn sanft und ließ meine Augen geschlossen, bis ich einen Schritt zurück machte und mich umdrehte, um endlich zu gehen. "Goodbye Babyboy." Waren meine letzten Worte an diesem Tag. Vielleicht sollte ich ihn einfach in Ruhe lassen. Wenn er mich noch wollte, wusste er, wo ich war. Wenn er sich gegen mich entscheiden würde, wäre es seine Entscheidung. Ich glaubte, das zu klären hatte gerade keinen Sinn. Ich konnte es einfach gerade nicht und gerade war er der, der nicht antworten konnte.

Don't be scared Babyboy (BoyXboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt