Heimkehr

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Oberhof, Köln, Ruhpolding, Antholz, Nove-Mesto, Oslo, Kontiolahti und Khanty-Mansiysk, Januar - März 2015:

Im Hotel angekommen, begannen Jana und ich unsere Sachen zu packen. Natürlich wurde jedes Details des Abschieds genauestens analysiert. Bennis Verhalten war schon komisch. Was versprach er sich von unserem Kontakt? Wir würden einander eine lange Zeit nicht sehen. Von Ruhpolding würde es für ihn weitergehen nach Antholz und Nove-Mesto. Vor der WM noch Wettkämpfe in Oslo. Danach eine kurze Vorbereitungszeit, bevor es in Finnland weitergehen würde. Ein straffes Programm, was am Ende der Saison noch Khanty bereithielt.

Ich konnte mir an diesem Abend vieles schwer vorstellen, was Benedikt betraf. In eine Beziehung drängen wollte ich mich nicht, sei sie auch noch so schlecht. Keiner sollte das erleben, was ich mit eigenen Augen gesehen hatte.

Jana dachte offensiver als ich. Anna war für sie eine schlechte Wahl für Benni. Natürlich sah ich das auch so, aber wir hatten nur einen sehr kleinen Einblick erhalten. Benni musste selber sehen, was sie war und sich selber von ihr trennen.

Meine Gedanken waren nicht beim Koffer packen. Immer wieder schlich sich Benni Gesicht vor mein inneres Auge und auch die Umarmung erlebte ich immer wieder aufs Neue. Jedes Detail hatte sich in mir eingebrannt. Ich würde alle Erinnerungen hüten wie einen Schatz.

Gegen 22 Uhr lagen wir in den Betten. Ich konnte gut einschlafen. Benedikt hatte sich nicht mehr gemeldet. Ich hatte auch nicht damit gerechnet. Sein Profilbild bei WhatsApp zeigte ihn mit seiner Schwester und nicht mit Anna. Das war kein glückliches Pärchen. Nie im Leben. Jedenfalls war Benni nicht glücklich!

In dieser Nacht träumte ich wieder von ihm. Es war ein wunderschöner Traum. Benni hatte mich wie am Nachmittag in den Arm genommen, aber diesmal küsste er mich.

Am nächsten Morgen fuhren Jana und ich direkt nach dem Frühstück los. Am nächsten Tag würde ich wieder auf der Arbeit sein.

Ich wollte mich nicht bei Benedikt melden. Er hatte gesagt, dass er das machen wollte.

Nach einigen Minuten auf der Autobahn vibrierte mein Smartphone. Auf dem Sperrbildschirm erschien eine Nachricht von Benedikt!

Ich ließ einen kleinen Freudenschrei los.

„Caro, was ist?" Meine beste Freundin sah mich irritiert an.

„Benni hat geschrieben", verkündete ich stolz.

„Was denn?", drängte sie mich.

„Warte mal... ich habe nur seinen Namen gelesen..." Ich fing an Bennis Nachricht vorzulesen.

„Hallo Caro,
wir sind gestern spät in Ruhpolding angekommen. Ich wollte dich nicht mehr stören. Hoffentlich geht es dir gut und ihr kommt gut durch bis nach Hause. Es war eine sehr schöne Zeit mit dir. So gut unterhalten habe ich mich lange nicht mehr. Wie ich dir gesagt habe, ich glaube fest daran, dass wir uns wiedersehen werden.

Viele Grüße Benni

P.S: Du kannst dich jederzeit bei mir melden."

„Oh mein Gott", entfuhr es Jana. „Du kannst dich jederzeit bei ihm melden...oh...werden uns wiedersehen...." Sie war total euphorisch.

„Ja, ich freue mich sehr darüber. Aber ich sollte trotzdem vorsichtig sein", mahnte ich sie.

„Das steht außer Frage." Sie nickte bestätigend. „Warte noch ein bisschen mit deiner Antwort. Du sollst ja nicht aufdringlich wirken."

„Aber heute antworte ich ihm noch", sagte ich. „wenn ich nach Hause gekommen bin."

„Gute Idee. Sind ja noch was unterwegs. Er hat bestimmt noch Medientermine, die er wahrnehmen muss."

Liebe auf der ÜberholspurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt