Zu allem bereit - kein Schritt zurück!

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"Wir bekommen das alles hin, Carolin. Es ist genug Zeit, um in aller Ruhe alles klären", sprach der Niedersachse.

Arnd, Erik und ich saßen in einem Aufenthaltsraum des Mannschaftshotels der Deutschen in Oslo. Vor einer halben Stunde war ich im Hotel angekommen. Flug und Transfer hatten sehr gut geklappt. Die Bilder hatte ich in mein Handgepäck gesteckt. Nun lagen sie vor uns dreien auf dem Tisch. 

Erik schüttelte den Kopf: "So ein Schwein dein Ex-Freund..kein Wunder, dass du dich damals von ihm getrennt hast.."

In einer Kurzversion hatte ich Arnd und Erik alles von Lucas und mir erzählt. Zudem wie Benedikt im letzten Jahr auf ihn getroffen war.

"Wir haben noch etwas Zeit, ehe Benni mit Simon vom Laufen kommt. Ich hoffe es war in Ordnung, dass ich ihn eingeweiht", fragte Arnd unsicher.

"Du hast sehr gut gehandelt. Ich wollte ihn nicht kontaktieren, da Benni mit ihm zusammen in einem Zimmer schläft. Er hätte es mitbekommen und womöglich zugemacht. Ich will auch keinen Streit zwischen euch Jungs bringen.. ich weiß nicht, wie ich euch danken soll", sagte ich.

Wie dankbar ich Arnd als auch Erik war, vermochte ich nicht in Worte zu fassen. Sie waren wahre Freunde für Benedikt.

"Das brauchst du nicht. Wir alle hier wollen, dass Benni wieder der Alte wird. Zudem kennen wir dich und wir mögen dich. Das ist kein Geheimnis", offenbarte Erik.

Nach fünf Minuten kam Maren kurz rein, um mich zu begrüßen.

"Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut werden. Er vermisst dich genauso sehr."

Wir umarmten uns, ehe sie zum Krafttraining ging.

"Hat Simon etwas Besonderes über Bennis Verhalten berichtet?", fragte ich die beiden Männer.

"Nun ja", fing Arnd an. "Zu Simon hat er nichts gesagt. Nachts soll Benni geweint und leise nach dir gerufen haben. Caro, er ist im Moment zerbrochen...es könnte keinen besseren Zeitpunkt für eine Wiedervereinigung geben als hier und jetzt."

"Simon meldet sich, wenn sie von der Klassisch-Langlaufeinheit zurück sind. Irgendwie will er Benni mit einer Männerteam-Besprechung hierrein lotzen... vielleicht so eine gute halbe Stunde schätze ich mal...", ergänzte Erik.

Ich war schon längst bereit für den Kampf der Rückeroberung. Mit jeder Minute mehr, stieg meine Nervösität. Bald würde ich Benni wiedersehen und mein Herz pochte jetzt schon wie verrückt.

"Sie sind in 5-10 Minuten im Hotel und kommen dann sofort", riss Arnd mich aus meinen Gedanken.

Wie würde Benni reagieren, wenn er mich wiedersah? Würde er mich anhören oder würde er im schlimmsten Falle einfach den Raum wieder verlassen? Beide Szenarien waren möglich und das beruhigte mich keineswegs.

Nun hieß es sich innerlich zu wappnen. Ich atmete mehrmals tief ein und aus.

Keine fünf Minuten später öffnete sich die Türe. Zuerst trat Simon ein, der kurz mit dem Kopf schüttelte.

"Er kommt in 2 Minuten, nur mal eben auf Klo...Carolin, du wirst es hinkriegen... Benni wird dich anhören..." Der Schwabe sah mich aufmunternd an. Ich nickte ihm zu. Zu mehr war keine Gelegenheit mehr.

Schon ging die Türe ein weiteres Mal auf. Diesmal stand Benedikt in der Tür. Mein Herz machte einen Satz und setzte einmal kurz aus.

Ungläubig sah mich der Schwarzwälder an. Er sah total abgekämpft und müde aus. Aus der Entfernung meinte ich Ränder unter seinen Augen zu erkennen. Oh nein, Benni. Was hatte Lucas nur aus uns gemacht!

"Was willst du hier?", fragte er kalt. Mit dieser Reaktion hatte ich gerechnet. Doch blieb er und verließ nicht den Raum.

"Benedikt, wir müssen reden", sagte ich.

Mutig war ich ein paar Schritte auf ihn zu gegangen.

"Ich wüsste nicht worüber", erklärte er schneidend.

"Du wirst mich anhören müssen.."

"Muss ich das...", sagte er voller Hohn. "Du hast mein Leben zerstört..."

"Stop Benedikt, du wirst ihr zu hören. Sie ist genauso verletzt und am Boden wie du...", sprang Erik mir zur Seite.

"Steckt ihr drei mit ihr unter einer Decke..." Benni war wütend.

"Ja, das tun wir. Keiner von uns kann mehr mit ansehen, wie du leidest, Benni. Carolin geht es wie dir...", sagte Arnd im ruhigen Ton.

"Was wisst ihr schon...", wollte Benedikt ansetzen.

"Sieh dir die Bilder an, dann wirst du verstehen...", sagte ich ohne von ihm zurück zu weichen.

"Wo liegen diese Bilder, die mich verstehen lassen sollen?", fragte er neugierig geworden.

"Sie liegen auf dem Tisch. Links das kennst du schon. Was fällt dir bei dem Rechten auf." Simon trat von dem Tisch zurück.

Benni ging durch den Raum ohne mich noch einmal anzusehen. Er hatte seinen Gesichtsausdruck nicht verändert. Ich folgte ihn zurück. Was würde jetzt passieren?

Ich stellte mich etwas weg von ihm auf die rechte Seite. Seine kommende Reaktion machte mich total aufgeregt. Mein Herz raste nur so.

Langsam nahm er die Bilder in die Hände und sah sie sich eingehend an. Keine Minute später fiel der Groschen. Dem Experten Benedikt war der Betrug aufgefallen und nun fiel seine Maske.

Benni fing an zu zittern. Nun drehte er sich zur Seite und sah mir direkt in die Augen. Mein Freund rang um Fassung.

"Carolin, bitte verzeih mir.. Ich war so blind und wollte nicht sehen, was er mit uns macht... dass du niemals mir so weh tun würdest..."

Er ließ die Bilder auf den Tisch fallen.

"Benni, es ist alles gut... er ist schuld nicht du..."

Mir waren auch Tränen in die Augen getreten. Jetzt musste ich ihn einfach in den Arm nehmen. Viel zu lange hatte ich ihn nicht mehr an meinem Körper gespürt.

Ich trat auf ihn zu und nahm ihn sehr fest in den Arm. Nun war es um beide geschehen. Wir beide weinten. Meine rechte Hand berührte liebevoll sein Gesicht.

"Ich liebe dich so sehr, Benni...", fand ich als Erste meine Stimme wieder.

"Oh Caro... ich war so ein Idiot. Meine Liebe zu dir ist ungebrochen.."

Er schluchzte auf.

Ich machte den ersten Schritt und fing an ihn liebevoll zu küssen. Unsere Tränen vermischten sich. Benni erwiderte meinen Kuss sehr fordernd und leidenschaftlich.

"Ich habe dich so sehr vermisst, Kleines..."

Tief sah er mir in die Augen.

"Ich dich auch..."

Benedikt zog mich eng an sich und drückte mich sehr fest.

"Jetzt sind wir wieder zusammen....", sagte ich überglücklich.

"Das sind wir.. ich werde nie wieder an uns zweifeln...ich habe nicht sehen wollen...", sagte er verzweifelt.

"Das Bild war mehr als gut gemacht und auch ich wäre darauf reingefallen, wenn du mit Anna drauf gewesen wärst...", eröffnete ich ihm umunwunden. "Ich liebe dich sehr, Benni. Er wird uns nie wieder trennen.."

"Nein, das kann er nicht mehr. Ab jetzt wird er mich nie wieder von deiner Seite bekommen. Ich liebe dich sehr, Caro... meine Liebste..."

Mehr gab es für diesen Moment nicht zu sagen. Diesmal folgte ein sehr leidenschaftlicher Kuss, der uns beiden den Atem nahm.

Ich hatte Benni zurück! Mein Leben war wieder glücklich. Nun wusste ich, dass Lucas uns nie wieder trennen konnte. Doch würde er irgendwann von der Versöhnung hören. Jedoch würden Benedikt und ich dann noch enger zusammen stehen als jemals noch zuvor!!!


Liebe auf der ÜberholspurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt