"Steffi, Benni sieht gar nicht gut aus...", sagte ich zu meiner Schwägerin in spe.
"Nein, Carolin, er gefällt mir auch nicht. Das ist nicht der Benedikt, den ich kenne. Alles, was er bisher am Skistand gemacht hat... er wirkt verkrampft...", meinte sie.
"Nicht nur das auch müde und abgekämpft." Traurig bertrachtete ich Benni im Fernsehen.
Stefanie und ich sahen uns gemeinsam das Biathlon-Rennen an. Sie war zu mir nach Furtwangen gekommen. Es war der letzte Weltcup-Start vor der Weihnachtspause. Bisher war in der Saison noch nicht viel zusammengelaufen. Bis auf einem vierten Platz zu Beginn in Östersund kämpfte Benni sehr mit seiner Form. Ich gab mir sehr viel Schuld daran. Wenn es meine Vergangenheit nicht geben würde, würde es Benni besser gehen und er müsste sich keine Sorgen um mich machen. Mark stand voll hinter ihm und wollte ihm helfen, aber kein Ansatz wollte gelingen. Benni war frustriert. Nur in den Staffeln gelang es bisher zu einer guten Leistung. War es einfach alles zuviel geworden? Der Druck war enorm hoch.
"Caro, mach dir keine Vorwürfe.. Benni macht dir schon überhaupt keine. Keiner kann etwas für diesen Zustand außer Lucas..." Steffi war aufgestanden und hatte mich in den Arm genommen. "Ihr werdet rauskommen. Sie bekommen den Mistkerl..."
"Steffi, das ist lieb, dass du das sagst... ich habe einfach Angst, dass Benni genau wie ich daran kaputt gehen werden."
"Sieh, morgen ist er wieder da und ihr seid wieder vereint. Bis Ruhpolding bleibt ihr zusammen...vier Wochen füreinander. Ihr wart zu lange getrennt. Gerade jetzt braucht jeder von euch die Berührungen des jeweils anderen. So ein eingeschworenes Pärchen wie ihr beiden. Ich sehe doch, wie ihr beiden euch gegenseitig stützt und für den anderen alles gebt", analysierte sie mehr als treffend.
"Vergiss nicht den Brief, den Benedikt gestern noch in Nove-Mesto wieder anoynm bekommen hat", sagte ich kopfschüttelnd.
Steffi konnte nur mit dem Kopf nicken.
Gestern hatte Benedikt in Tschechien einen Drohbrief bekommen, der es in sich hatte und wir direkt Lucas wieder in Verdacht hatten. Die Suche nach dem "gutem" Menschen war nach wie vor im Sande verlaufen. Auch die Unterlagen aus Köln hatten nicht mehr dazu beitragen können. Nach wie vor tappte die Polizei im Dunkeln. Nochmals legte ich Stefanie den Brief vor, den Benni gestern abfotografiert und der Polizei und mir geschickt hatte:
"Benedikt, verschwinde endlich aus dem Leben von Carolin. Du kannst sie nicht glücklich machen und gibst ihr nicht das, was sie braucht. Sie gehört zu mir und wird immer Mein sein. Finde dich damit ab, dass du verlieren wirst. Du kannst ihr viel versprechen, aber mich besiegen wirst du niemals. Ich bin stärker als du und werde dir immer ein Schritt voraus sein. Du bist ein Niemand und ein Schwächling bist du auch. Deine große Liebe wird sie nicht schützen können. Das alleine wird niemals reichen. Ich werde siegen und sie wieder bekommen. Lass sie endlich gehen und gestehe dir ein, dass du kein Mann bist."
Ich kämpfte mit aufsteigender Wut und Tränen. Lucas hatte eine geschickte Spitze gesetzt und uns wieder an seine Anwesenheit in dieser Welt erinnert. Benni war gestern total verzweifelt gewesen auch wenn er dies nicht offen zugab. Der Blick in seine blauen Augen hatte schon genügt.
"Oh Caro..."
Stefanie drückte mich erneut fest.
"Morgen mache ich ihm ein wunderschönes Essen. Zumindest etwas, was ihn aufheitern wird. Hauptsache er kommt endlich nach Hause. Diese vier Wochen waren zu lang und ich brauche ihn jetzt wieder hier bei mir. Ich muss ihn aufbauen und einfach für ihn da sein. Der Kämpfer muss aufgerichtet werden." Ich musste ihn wieder aufbauen und ihm neue Kraft geben.
"Du schaffst es. Alles wird gut. Vor allem die Ruhe hier zu Hause. Einfach wieder bei dir sein wird es wieder besser machen. Die Distanz hat sehr an euch genagt. Benni ist sehr stark. Es wird alles werden. Nach der Pause wird er wieder gestärkt sein", verdeutlichte sie mir eindringlich. "Und der Rehbraten morgen wird sein Übriges machen."
"Das wird er mit Sicherheit. Jeder Tag zu zweit wird uns gut tun und uns sehr helfen", sagte ich voller Zuversicht. "Doch muss ich ihm noch was schreiben."
Schon hatte ich mein Smartphone geschnappt. Ich musste Benedikt jetzt aufbauen und das konnte nicht bis nachher warten. Nachher war Simon noch da oder er kam erst später rein. Der letzte Tag vor der Abreise war immer sehr hektisch.
"Liebster, bitte pass auf dich auf! Ich liebe dich so sehr. Nichts kann das ändern. Dieser Brief gestern wird es nicht schaffen uns klein zu kriegen. Wir kämpfen zusammen und lassen uns nicht unterkriegen. Ich weiß was für ein großer Kämpfer in dir steckt. Du bist alles, was ich brauche und gibst mir so, so viel mehr als ich je zu hoffen gewagt hatte. Du bist unschreiblich und einfach der beste Mann auf der Welt für mich. Niemand kann mein Herz so zum Pochen bringen wie du. Keiner könnte mich je glücklicher machen als du. Du bist das Licht in meinem Leben, Benni. Nie könnte ich glücklicher sein als mit dir... bitte komm gesund nach Hause, Benni.... meine Gedanken sind fortwährend bei dir und wir bekommen alles hin. Ich liebe dich mehr als Worte sagen können. Deine Caro."
Ich schickte den Text ab. Nervös blickte ich alle paar Minuten drauf. Steffi sah mich aufmundernd an.
"Der wird sich gleich melden. Bei den Worten kann man sich nur aufgebaut fühlen. Benni ist auch ein Gefühlsmensch."
Keine zehn Minuten später machte es bing und es war zu meiner großen Erleichterung mein Verlobter:
"Kleines, es ist alles gut. Bitte mach dir keine Sorgen. Im Moment mag ich etwas runter sein, aber wir bekommen das zusammen hin. Ich liebe dich auch so sehr und bin sehr glücklich morgen wieder zu Hause sein zu können. Er kann mich nicht brechen, da ich weiß, dass du zu mir hältst und immer hinter mir stehst. Wir zusammen sind unschlagbar. Du bist mein großes Glück und mein Ein und Alles.... Liebste, morgen wird ein sehr schöner Tag. Ich freue mich so sehr auf dich! Dein Benni."
Mein Herz schwol über vor so viel Liebe. Ja, ab morgen würde es leichter werden. Wir würden wieder zusammen sein und gemeinsam neue Kraft für den harten Kampf tanken!
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Liebe auf der Überholspur
RomansOberhof 2015: Nach einer gescheiterten Beziehung und einer sehr schwierigen Zeit möchte Carolin einfach nur ihr Leben wieder genießen. Beim Biathlon-Weltcup in Oberhof soll es beginnen. Dort begegnet sie einem Mann, der ihr ganzes Leben auf den Kopf...