Sicherheitspläne

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"Kleines, er wird uns nicht trennen....Er wird uns nicht besiegen.."

Benni küsste meinen Haaransatz und streichelte beruhigend über meinen Rücken. Ich schmiegte mich noch enger an ihn.

"Benni..." Ich hob meinen Blick. Bennis Gesichtsausdruck war sehr besorgt, aber aus seinen Augen sprach der pure Kampfeswille.

"Wie konnte er  nur an eure Adresse kommen?", fragte mein Papa Charly.

"Wir haben eine Vermutung: auf Bennis Website ist unsere Adresse eingegeben, weil wir immer da sind und ihm immer seine Autogrammanfragen geben. Es ist einfach schrecklich..", erwiderte Charly. "Was die beiden durchmachen müssen..."

"Aber wie soll er von der Verlobung erfahren haben?", wollte Friederike wissen.

"Ich könnte es mir vorstellen, dass er es über die sozialen Medien rausbekommen hat", meinte Benni.

"...oder er hat es von irgendwo beobachtet...", sagte meine Mama.

".. in Oberhof? Hätte er sich nicht eher gezeigt...", sagte Steffi zweifelnd.

Keiner wusste darauf eine Antwort.

"Ihr macht mir keinen Vorwurf, Charly.. Friederike, Steffi...", wollte ich ansetzen.

"Nein, Caro. Wieso sollten wir es machen. Du kannst nichts für diesen Mistkerl."  Charly kam und nahm mich kurz in den Arm. Friederike folgte ihm und drückte mich fest.

Bennis Familie hatten wir kurz vor dem Umzug über Lucas und meine Vergangenheit aufgeklärt. Alle drei standen uns bei und wollten für uns da sein.

"Carolin, du bist das größte Glück für meinen kleinen Bruder. Niemals könnte ich dir daraus einen Strick drehen. Du bist eine sehr gute Freundin für mich geworden und ich möchte dich nicht missen." Stefanie drückte mich sehr fest.

Ihre Worte machten mich unheimlich glücklich. Bennis Familie war ein echter Zufluchtsort geworden.

Meine beiden Eltern nahmen mich gleichzeitig in den Arm:

"Dieses Schwein bekommen wir, kleine Schwester. Wir bekommen ihn. Die Polizei müssen wir jetzt mit reinholen", beschwor Markus.

Gesagt, getan. Charly informierte umgehend die Polizei, die keine halbe Stunde später am Sonnenhof eintraf. Alle, die zum Sachverhalt beitragen konnten worden befragt. Ich musste alles nochmal von Anfang an erzählen. Benedikt blieb die ganze Zeit an meiner Seite. Ich war ihm unheimlich dankbar und die Polizistin, die mich vernahm hatte zum Glück nichts dagegen. Mit meinem Verlobten an meiner Seite stand die ganze Befragung besser durch und schaffte es alles an einem Stück zu erzählen. Die Polizeibeamtin war schockiert über den ganzen Sachverhalt und schüttelte mehrmals mit dem Kopf. Unsere Ausführungen waren mehr als genug aus ihrer Sicht. Jedoch wollte sie sich noch zusätzlich die Unterlagen aus Köln zukommen lassen. Auch Benni musste sich natürlich äußern. Während er berichtete merkte ich mehrmals, dass er sich zusammenreißen musste. Seine Wut über Lucas war in jedem Wort spürbar und sein Hass greifbar.

Mehr als eine Stunde ging die ganze Befragung. Die Polizeibeamtin versprach uns alles zu machen, was in ihrer Macht stand. Trotzdem wurde uns von ihrem Kollegen wenig Hoffnung auf einen schnellen Zugriff gemacht, da keiner von uns Lucas seit einem Jahr persönlich gesehen hatte.

"Muss erst was passieren", meinte Arnd schockiert danach.

"Ich bin auch mehr als sprachlos..." Immer noch war ich total fertig.

Die Partystimmung war dahin. Es gab leider kein anderes Thema mehr unter den Gästen. Unaufällig suchte ich nach Benni. Dieser war zum Glück in ein Gespräch mit Thommy und Denise vertieft.

Ich atmete tief ein und aus. Dieses Anliegen lag mir schwer auf dem Magen. Benni musste in Sicherheit sein.

"Arnd, kann ich dich um einen Gefallen bitten", fragte ich vorsichtig.

"Carolin, hau raus..."

"Es geht um Benni... hab bitte ein Auge auf ihn, wenn ihr am Dachstein seid oder auch während der Saison. Ich mache mir sehr große Sorgen um ihn...", gestand ich ihm offen ein.

Arnd sah mich eindringlich an: "Caro, ich werde auf Benni ein Auge haben und auf ihn aufpassen...wenn er es nicht mitbekommt weihe ich auch noch Erik und Simon ein."

"Arnd, ich weiß nicht...."

"Kein Dank.. Benni würde das Gleiche für Lisa und mich machen. Es ist alles gut. Wir alle halten zusammen." Er drückte leicht meine Hand. Aus seinen nussbraunen Augen sprach alles  zu machen, was in seiner Macht stand. Arnd mochte Benni sehr gerne. Auch wenn beide total unterschiedlich waren, verstanden sie sich sehr gut!

Gegen zehn waren Benni und ich wieder bei uns zu Hause in Furtwangen. Wir gingen gemeinsam duschen. Keiner von uns wollte den jeweils anderen jetzt aus den Augen lassen. Beide hatten wir Angst, dass spürte ich. Als wir wenig später im Bett lagen, kuschelte ich mich so nahe es ging an Bennis Körper.

"Mein Kleines, er wird dir nicht wehtun. Ich lasse es nicht zu. Egal, was kommt ich werde dich beschützen und ihn nicht an dich ranlassen. Bei mir bist du in Sicherheit." Wieder ein Schwur. Die erste Nacht von Furtwangen kam mir wieder in den Sinn. Der Alptraum von damals durfte niemals Wirklichkeit werden.

"Benni, bitte pass auf dich auf... Ich liebe dich so sehr...du bist mein Ein und Alles", sagte ich eindringlich in die Dunkelheit.

"Liebste, ich passe auf. Ich passe auf uns zu beide auf. Du bist mein ganzes Glück und meine große Liebe", sagte er zärtlich.

Ich gab diesem Examplar von einem Mann einen langen und intensiven Kuss. Daraufhin drückte mich Benni sehr fest an sich und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss zurück. In dieser Nacht schlief ich ruhig und traumlos dank Benedikts Armen an meinem Körper. Innerlich fürchtete ich mich schon vor den drei Wochen ohne Benni. Der Traum könnte wieder kommen. Gerade jetzt würde er gut drei Wochen in Österreich sein. Doch war ich beruhigt, dass Arnd ein Auge auf ihn haben würde. Benni blieb auch nicht untätig und bat mich, mich jedes Mal bei seinen Eltern oder seiner Schwester zu melden, wenn ich zur Arbeit fuhr oder wieder nach Hause gekommen war.

Der Abschied von Benedikt zwei Tage später fiel mir unheimlich schwer. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Weinen wollte ich nicht. Er sollte es nicht noch schwerer haben. Benedikt machte sich sehr große Sorgen, dass spürte ich ganz deutlich. Er wollte nicht gehen. Jedoch wusste er, dass es keinen anderen Weg gab. Irgendwann würde Tag X kommen und es gab kein Entkommen. In naher Zukunft würden wir Lucas wiedersehen. Wann würde es sein? Würde er sich Benni und mir zusammen zeigen?! Gab es eine Möglichkeit dem Alptraum zu entkommen und Lucas auch so zu bekommen? Niemals durfte er wahr werden und Benedikt schwer verletzt werden. Der Benni, der sich im Traum nicht mehr gerührt hatte, durfte nicht zur Wirklichkeit werden!!! Wenn Benedikt etwas zu stoßen sollte würde ich mir das verzeihen können!

Liebe auf der ÜberholspurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt