Alltag

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Als ich am ersten Montag in Furtwangen erwachte, wurde ich gegen 6 Uhr von Geräuschen aus der Küche geweckt. Was ging da vor?! Die Seite neben mir war leer. Was machte mein Freund? Er konnte doch noch schlafen. Schnell schlüpfte ich in meine Hausschuhe und machte mich auf den Weg in die Küche.

Dort stand Benni am Herd und machte Rührei zum Frühstück. Er war und blieb ein Phänomen. Wieder einmal hatte er es geschafft mich zu überraschen.

"Benni.."Ich war zu ihm getreten und hatte ihm einen Arm um die Schulter gelegt."vielen lieben Dank... aber du kannst doch noch schlafen. Du musst doch erst um zehn Uhr in der Hochschule sein..."

"Morgen Kleines... das macht mir nichts.. dann kann ich vorher meineit vor der Uni machen und ich habe nachmittags länger Zeit für dich. Außerdem mache ich so was sehr gerne." Er sah mich verschmitzt aus seinen blauen Augen an.

"Liebster, ich finde das total süß von dir. Ich würde das ja auch so machen." Ich gab meinem Lieblingskoch einen Kuss auf die Wange.

"Warte ich bin jetzt fertig..." Benedikt machte den Herd aus und stellte die Pfanne weg. Anschließlich zog er mich an sich und gab mir einen zärtlichen Kuss.

Danach aßen wir genüsslich unser Frühstück. Ich muss erst gegen acht Uhr in Freiburg sein. Gemeinsam mit Benni verließ ich das Haus. Er war auf seinen Skirollern unterwegs. Benni konnte nicht still sitzen. Mein Freund brauchte immer etwas zu tun.

Als ich am Nachmittag heimkam hing Benni in seinen Büchern und war wieder vollkommen in seinem Studium vertieft. Diesmal ließ ich ihn nicht an den Herd, sondern bekochte ihn.  Es schmeckte ihm sehr gut. Wir sprachen uns ab, dass wir uns mit dem Kochen abwechseln wollten. Auch den Hausputz wollten wir zusammen machen. Zum Glück war Benni handwerklich begabt, sodass wir den Rest in der Wohnung super alleine hinbekamen. Um ihn zu entlasten nahm ich keine Widerrede in Sachen Wäsche und Bügeln an. Ab Mai würde es für Benni wieder stressiger werden, wenn er wieder zweimal am Tag trainieren wollte. Den Weg zu Penny konnte ich zu Fuß erledigen. Meine Araberstute hatte sich zu meiner großen Erleichterung sehr gut eingelebt. Eine große Sorge, die von meinem Schultern gefallen war.

Auf der Arbeit hatte ich mich auch leicht eingefunden. Meine Kollegen waren sehr nett und zuvorkommend. Ich würde mich im Schwarzwald, wenn Benni wieder auf den Lehrgängen sein sollte nicht einsam fühlen müssen. Benedikt wollte, dass ich Anschluss fand und mir Leute suchte mit denen ich neben Familie Doll noch Kontakte pflegte und vielleicht Freunde fand. Ich sollte mich rundum zu Hause fühlen.

Am Wochenende machten Benedikt und ich zusammen mit Roman Rees eine Skiroller-Tour. Roman war drei Jahre jünger als Benni und ich. Der Mann aus Hofsgrund war ein sehr angenehmer Zeitgenosse, den ich beim Umzug schon näher kennengelernt hatte. Ich war froh, dass Benni in ihm einen sehr guten Kumpel hatte. Beide hatten die gleiche Art Humor und waren beide in Furtwangen auf die Schule gegangen.

Mitte April bekamen wir Besuch von Denise Herrmann und Thomas Wick. Die beiden Langläufer hatte ich zuletzt vor einem Jahr bei Bennis Geburtstagsparty gesehen. Denise und Thommy waren seit gut zwei Jahren ein Paar. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Vor ein paar Tagen hatte Denise alle damit überrascht, dass sie vom Langlauflager zu den Biathleten wechseln wollte. Ich fand es eine sehr mutige Idee. Trotzdem traute ich ihr zu, dass sie es schaffen würde. Schließlich gab es mit Vanessa Hinz ein gutes Beispiel im aktuellen Damen-Kader. Mit 28 Jahren war Denise noch jung und hatte noch ein paar Jahre vor sich. Thommy unterstützte Denise sehr bei ihrem Vorhaben. Trotz ihres Wechsels würde sie in Ruhpolding bleiben können, da beide Sportarten dort ihren Stützpunkt hatten.

Sehr oft gingen Benedikt und ich an den Wochenenden ins Kino. Wir beiden sahen unheimlich gerne Filme und kabbelten uns fast immer um das Popcorn.

So vergingen die ersten Wochen im Schwarzwald ohne Zwischenfälle. Benni und ich waren auch im Alltag ein eingespieltes Team. Wir hatten unseren Rythmus gefunden. Ich hätte nicht glücklicher sein können. Es war genau das Leben so wie ich es an Bennis Seite vorgestellt hatte. Nein, es war noch besser. Jeder Tag mit Benni war ein Geschenk und ich genoss jeden einzelnen in vollen Zügen. Von Lucas gab es nach wie vor keine Reaktion und das machte mich froh. An manchen Tagen vergass ich ihn ganz. Benni und ich sprachen nie über ihn. Er hatte keinen Platz in unserer Welt. Jedoch verschloss ich meine Augen nicht und ich ahnte, das auch Benedikt Lucas nicht aus dem Kopf bekam. Seine Rache würde folgen - früher oder später würden Benni und ich wieder um unser Glück kämpfen müssen.


Liebe auf der ÜberholspurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt